boMAs Gedichte und Texte

Donnerstag, 19. Mai 2016

Behandlung (I)


„Sieht aus wie beim Fleischer“, sagte sie.
Ich lächelte gequält, während sich der Zahnarztstuhl langsam wieder zur Sitzposition aufrichtete.
„Ich konnte einiges rausholen. Wir haben gut gearbeitet heute.“
„Sie haben gearbeitet“, sagte ich, „und ich habe die Zähne zusammengebissen.“
Sie lachte. Nach einer Stunde konzentriertem Herumgemache an meinen Zähnen und Zahnfleisch waren wir beide froh, es hinter uns zu haben. Was manche Leute für Jobs haben, dachte ich bei mir, und empfand eine gewisse Hochachtung vor der Dame. Hoffentlich machte sie ihren Job gut.
„Ich weiß, es ist nicht die erfreulichste Behandlung“, sagte sie, als wir uns verabschiedeten.
„Das war mir klar.“
„Dann bis morgen.“
„Danke.“
Mit einem speziellen Mundwasser und einer AU für zwei Tage machte ich mich mit dem Fahrrad auf den Heimweg.
Erst langsam lässt die Betäubung nach. Die ganze rechte Gesichtshälfte ist taub. Beim Biertrinken muss ich aufpassen, dass ich nichts neben raus verläppere. Ein Strohhalm wäre gut. Schreibe ich am besten gleich auf die Einkaufsliste, denn morgen ist die andere Seite dran.

Sonntag, 1. Mai 2016

"Lange Straße"


Sonntagsfrühstück am 1. Mai. Die Morgensonne hält Maulaffen feil. Vor meinem Bewusstsein hängt ein Schleier. Ich komme nicht richtig zu mir. Wir unterhalten uns über die Brötchen und Allgemeines. Mein Inneres ist gereizt, ohne dass ich den Grund weiß. Vielleicht will ich es einfach nicht reflektieren. Alles scheint weit weg von mir. Ich höre mich reden – und bin gewissermaßen darüber erstaunt, als läge zwischen meinem Innern und dem, was ich von mir gebe, eine lange Straße.
Und während ich an meinem Brötchen kaue, denke ich, wie wahnsinnig das Weltgefüge ist, der Kosmos und seine Gesetzmäßigkeiten, der Planet Erde, auf dessen Oberfläche ich lebe. Wer oder was bestimmt, dass ich hier bin? Wozu? Fast kommt mir mein Hinterfragen des Daseins unanständig vor, als hätte ich eine verbotene Tür geöffnet. Ich frage mich, ob andere Menschen dieses seltsame „Fremdheitsgefühl“ auch manchmal überkommt (und in welcher Stärke), denn ich habe es in aller Regelmäßigkeit.
Die Brötchen sind gut. Wir genießen das gemeinsame Frühstück am Wochenende. Unter der Woche ist es dazu zu früh. Ich denke daran, dass ich morgen zurück an meinen Praktikumsplatz im Krankenhaus muss. Besonders wohl ist mir nicht dabei. Ich bin dort noch ziemlich unbeholfen und unbedarft. Ob sich das in den nächsten Wochen ändern wird?
Meine Partnerin trägt mir einen Musikwunsch an: Bob Dylan. Ich sitze inzwischen am Computer, sinniere vor mich hin, während sie sich auf ihre Seminare an der TU vorbereitet. Auch so was, wovon ich nichts verstehe. Zurzeit ist mir reichlich viel unverständlich. Müssen wir Menschen unsere Köpfe derart vollstopfen? Mein Tagträumer-Naturell begehrt auf. Am liebsten würde ich mich tagein- tagaus der Muße hingeben – von der Muse geküsst…
Bob Dylan singt in seiner einzigartigen schnoddrigen Weise. Ich weiß nicht, ob ich ihn mag, aber ich kann ihn hören.

Samstag, 30. April 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (VIII)


VIII

"Der Traum"


Der Papst saß in einem riesigen Spaghetti-Topf, völlig nackt, nur mit der Papstkrone auf seinem Haupt. Das kleine Männchen tanzte um den Topf herum, verrenkte sich dabei wie wild und sang „Satisfaction“ von den Rolling Stones. Schließlich stand der Papst auf und urinierte über den Rand des Topfes. Er lachte teuflisch und schmiss mit den Nudeln um sich. Die Nudeln schwebten durch den Raum und wurden zu Schneeflocken. Es schneite immer dichter, bis von der verrückten Szenerie nichts mehr zu sehen war, nur noch eine weiße Wand. Es stand dort etwas geschrieben, aber ich konnte es nicht lesen, so sehr ich mich auch anstrengte. Plötzlich tauchte Kaiman Fallalas Gesicht wie aus dem Nichts auf. Es rückte immer dichter heran, bis ich bemerkte, dass sein Gesicht eigentlich eine Stadt war. Ich tauchte in eines der Häuser ein, ich sah durch den Flur, hinein in ein Zimmer, woraus Regina mich mit ausdruckslosen Augen anschaute. Kaiman Fallala nahm sie von hinten. Ihre Brüste schaukelten…
„Willst du hier übernachten?!“ Die kalten Finger Reginas an meinem Nacken ließen mich hochfahren. „N-nein!“ stotterte ich wie aus der Pistole geschossen, „fertig?“
„Ja, fertig“, Regina grinste, „Komm.“
Ich erhob mich schwerfällig von meinem Platz an der Tafel. Das Feuer im Kamin war längst erloschen. Erst jetzt erfasste mich die Kälte, und ich verschränkte zitternd die Arme vorm Körper.
„War`s noch interessant?“
„Das erzähle ich dir morgen.“

Samstag, 16. April 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (VII)


VII

"Die Geschichte des Nudelbauern (Teil 3)"


„Der Heilige Vater kam inkognito. Er trug keine Soutane sondern einen beigen Freizeitanzug. An ihm klebte ein Riese, der aussah wie diese „Men in Black“ aus dem verrückten Kinostreifen. Ich erkannte den Heiligen Vater trotz seiner Verkleidung sofort und fiel vor ihm auf die Knie. Mein Gott, er lächelte ebenso gütig wie die Jungfrau Maria, welche mir in meiner Schlafkammer erschienen war! Schließlich nahmen wir Platz – er saß auf demselben Stuhl wie sie, Mister Fallala…“
„Tatsächlich? Da sitze ich jetzt gewissermaßen auf dem Heiligen Stuhl.“
Der Nudelbauer tat so, als hätte er die ironische Bemerkung überhört und fuhr in seiner Erzählung fort:
„Der Heilige Vater sprach zu mir: „Bruno, du kannst Dir sicher denken, warum ich bei Dir bin. Du musst gar nichts sagen. Auch mir erschien die Jungfrau Maria. Sie bedeutete mir, dass Du etwas ganz Besonderes für mich geerntet hättest. Niemand darf davon wissen, Bruno, das ist Dir hoffentlich klar. Es gibt Dinge, die nur für Eingeweihte bestimmt sind. Dein Schaden soll es nicht sein. Du wirst von mir fürstlich entlohnt werden. Um unser Geheimnis sicher zu hüten, bitte ich Dich, den Betrieb Deines Hofes einzustellen. Ab dem heutigen Tage stehst du im Dienste der Heiligen Katholischen Kirche. Gesegnet seist Du, Bruno!“ Nun kniete sich der Heilige Vater vor mir nieder und küsste meine Füße, was mich sehr beschämte.“
„Unglaublich!“
„Fürwahr, Mister Fallala!“ rief der Nudelbauer aus und goss in die Gläser Wein nach.
„Ich führte den Riesen von Bodyguard zu dem Versteck, wo ich es in Säcken gelagert hatte, und er schleppte alles wie nichts zum Auto. Ich glaube, der war noch stärker als Ihr Techniker Sven.“
„Hast du gehört, Sven?!“
„Ne, du weißt doch, dass ich kein Wort Italienisch verstehe. Ist der Zwerg bald fertig?“
„Man weiß es nicht, man weiß es nicht. Die Geschichte wird immer abgründiger.“
„Und ich werde immer müder!“ Svens langanhaltendes Gähnen erfüllte den Raum bis in die letzte Ritze.
„Langweile ich Sie?“ fragte der Nudelbauer schmollend.
„Keineswegs, Bruno!“ entgegnete Kaiman Fallala hastig, „wir sind sehr gespannt, wie Ihre Geschichte weitergeht. Gerade solche unglaublichen Geheimnisse interessieren uns, „und an Sven gewandt, „reiß Dich bitte zusammen!“
„Na klar, Chef.“
„Fahren Sie doch fort, Bruno, der Papst nahm also alles mit?“
„Ja, Mister Fallala, das heißt nicht ganz.“
„Ach!“
„Ich hatte etwas zur eigenen Verköstigung abgezweigt. Meine Neugierde war einfach zu groß…“

Sonntag, 10. April 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (VI)


VI

"Die Geschichte des Nudelbauern (Teil 2)"


„Seltsamerweise wusste ich sofort, um was es sich handelte, und auch, wie ich es zu behandeln, und wann ich es zu ernten hatte. Wahrscheinlich hatte dieses Wissen schon immer in mir geruht. Der Zeitpunkt war gekommen, dass ich meiner Bestimmung teilhaftig wurde.“
„Sehr kurios!“
„Ja. Jeder andere hätte das Wunder nicht identifizieren können. Er hätte lediglich Unkraut und Gestrüpp gesehen. Ich holte also heimlich und ohne großen Aufwand die Ernte ein, was nicht schwierig war bei der kleinen Fläche des Ackers…“
„Bruno, Warum sprechen Sie immer von ES? Waren es etwa keine Nudeln?“
„Nudeln?!? Mehr als das, Mister Fallala! Weit mehr! Hier geht es um ein Wunder, um ein Zeichen Gottes! Verstehen Sie?! Ja, was im Kochtopf landete, waren Nudeln, himmlische Nudeln! Ich schwöre bei Gott: Keine Nudelfabrik der Welt kann solche Pasta herstellen! Sie waren besser als die Pasta von Mamma – verzeih mir, Mamma!“ Der Nudelbauer bekreuzigte sich und trank in einem Zuge sein Weinglas leer.
„Trinken Sie!“
„Danke Bruno. Was für Pasta kam also dabei heraus?“
„Mamma mia! Wie gesagt, eine himmlische! Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Ich will`s Ihnen sagen, auch wenn es unwesentlich ist: Cannelloni, Fusilli, Linguine, Spaghetti, Maccheroni, Tagliatelle, Rigatoni…", der Nudelbauer lachte hellauf, „wenn Sie einmal von der himmlischen Pasta probierten, werden Ihnen alle anderen Nudeln egal sein, mehr noch, Sie werden sie verachten!“
„Unglaublich!“
„In der Tat! Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte…“


Während der Nudelbauer seine Geschichte zum Besten gab, mussten G & J sowie meine Wenigkeit am anderen Ende der Tafel Maulaffen feilhalten. Ich hielt mich am kühlen Wein und blickte gedankenverloren auf die Holzscheite, die im Kamin knackten und glommen. Schließlich entschuldigten sich G & J für ein Schäferstündchen im Hummer. „Du bist doch versorgt?“ fragten sie mich. „Ja“, grinste ich und hob mein Weinglas, „viel Spaß!“

Samstag, 9. April 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (V)


V

"Die Geschichte des Nudelbauern (Teil 1)"


Für meinen Bericht entnahm ich Reginas Protokoll des Gespräches zwischen Kaiman Fallala und dem Nudelbauern folgende Sequenzen:

„Bruno*, vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft und Bewirtung.“
(*Der Nudelbauer wollte nicht, dass sein voller Name genannt wird.)
„Es ist mir eine Ehre, Mister Fallala, Sie und Ihre Leute in meinem bescheidenen Zuhause willkommen zu heißen.“
„Ich würde gern ohne Umschweife auf den Grund unseres Hierseins kommen.“
„Bitte, bitte!“
„Sie behaupten also im Ernst, dass auf einem Ihrer Felder Nudeln wachsen!?“
Der Nudelbauer räusperte sich verlegen.
„Ich weiß, dass es unglaublich klingt… Am besten erzähle ich die Geschichte von Anfang an.“
„Wir sind ganz Ohr, Bruno.“

„Es begab sich an einem Sonntagmorgen vor zehn Jahren, da erschien mir die Jungfrau Maria in meiner Kammer. Sie war weiß gewandet und von einem goldenen Lichtkranz umgeben. „Folge mir“, bedeutete sie mir, wobei sie die Lippen nicht bewegte, sondern mich nur anblickte. Niemals werde ich ihren gütigen Gesichtsausdruck vergessen. Er strahlte vollkommene Reinheit aus. Wie in Trance verließ ich meine Kammer und ging, wie ich war, im Schlafrock, hinaus in den kühlen Frühlingsmorgen. Es dämmerte und dicke Nebelschwaden hingen träge über den Wiesen und Feldern. Die Lichterscheinung der Jungfrau schwebte mir voran. Ich hatte kein Zeitgefühl, und obwohl ich das Gelände wie meine Westentasche kenne, kam mir an jenem Morgen alles fremd und unwirklich vor. Barfüßig ging ich über Äcker und Wiesen. Der Saum meines Schlafrockes wurde nass vom Tau. Schließlich stoppte die Lichterscheinung über einem kleinen Acker am Rande eines Olivenhains. Ich fand nichts Besonderes daran. Doch die Stimmer der Jungfrau sprach in meinem Kopf: „Bruno, dieser Boden ist heilige Erde. Du bist der Auserwählte - du wirst ernten, was auf ihr wächst. Es ist für den Heiligen Vater.“ Ich sah, wie die Jungfrau etwas in die Luft warf, woraufhin eine Art feiner Goldregen auf dem bezeichneten Acker niederging. „Merke dir gut die Stelle“, sagte die Stimme, „aber zeige sie niemandem!“ Ich rieb mir die Augen, weil ich nicht glauben konnte, dass dies tatsächlich geschah. Indes schwebte die Jungfrau über den Olivenhain davon und ließ mich verwundert und unterkühlt zurück.“
Der Nudelbauer nahm einen kräftigen Schluck Wein und fuhr sich mit seinem behaarten Handrücken über den Mund.
„Wussten Sie damals schon, um was es ging, ich meine, dass Sie Nudeln ernten würden?“
„Nein, nein, nein!! Ich zweifelte an meinem Verstand! Am liebsten hätte ich das Ganze vergessen. Ich redete mit niemandem darüber. Aber aus Neugierde begab ich mich regelmäßig an die Stelle, um nachzusehen…, und eines Tages sah ich es!“
„Was? Die Nudel?“
„Gewissermaßen.“

Sonntag, 27. März 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (IV)


IV

"Erstmal Platz nehmen"


Ein nicht enden wollender Schwall italienischer Vokabeln ergoss sich über uns. Ob es auch schweigsame Italiener gibt? Einige Unterschiede im Habitus der Völker fallen eklatant auf. Dieser lautstarke italienische Singsang – unglaublich! Das kleine Männchen voran betraten wir einen spärlich beleuchteten Raum, in dem eine lange Tafel stand. Im offenen Kamin knisterte ein ausgehendes Feuer. Auf den gekalkten Wänden ein wirres Schattenspiel. Flink nahm das kleine Männchen ein Holzscheit von einem Stapel neben dem Kamin und legte es nach. Funken stoben in den Raum.
Wir sollten uns an die Tafel setzen, während das kleine Männchen in Windeseile eine Karaffe Weißwein sowie Wasser, Gläser und eine große Schale mit Weißbrot servierte. Ich rieb mir die Augen – die Wärme des Kaminfeuers verstärkte meine Müdigkeit von der langen Fahrt. Der stämmige Sven hatte einen Teil seiner Ausrüstung mitgeschleppt. Es dauerte ein Weilchen, bis alle Platz genommen hatten.

Wir teilten uns in zwei Gruppen auf. Das kleine Männchen saß am Kopfende der Tafel, umsäumt von Regina und Kaiman Fallala, die einzigen unter uns, welche der italienischen Sprache mächtig waren. Sven, neben Regina, wurschtelte an seinen Gerätschaften herum. Wir restlichen drei platzierten uns, um nicht zu stören, ans andere Ende der Tafel. Ehe wir uns versahen, hatte das kleine Männchen eine zweite Karaffe Wein gebracht, damit wir zum Nachgießen unserer Gläser nicht aufstehen mussten.
Am Weißbrot knabbernd betrachteten wir neugierig das hemdsärmelige kleine Männchen, unseren Gastgeber, seines Zeichens der Nudelbauer.

Freitag, 25. März 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (III)


III

"Ankunft"


Die Schatten der Pinien streckten sich wie müde Legionäre. Als wir die Campagna Romana erreichten, hatte schon die Nacht ihr Tintenfass über die Landschaft geschüttet. Astrids Wangen glühten vor Erwartung. Ein jeder hing seinen Träumen nach. Sven schnarchte in der Ecke. G & J turtelten leise.
Ich beobachtete Astrid, eine durchschnittlich gutaussehende Frau um die Vierzig mit kecken Wangengrübchen. Sie lachte viel und gern. Ihre schulterlangen braunen Haare hatte sie für die Fahrt zu einem Dutt hochgesteckt. Einige Löckchen umspielten ihren schlanken Hals. Sie konnte ihre Liebe und Verehrung für Kaiman Fallala nicht verbergen. Sie brannte für ihn, und dieses Feuer machte sie wunderschön in meinen Augen. In mir wuchs die Sehnsucht nach meiner Partnerin, die ich noch ein paar Tage entbehren musste.
Längst fuhren wir über holprige Landstraßen, was für den Hummer keinerlei Herausforderung darstellte. Kaiman Fallala wirkte wie in Trance. Schlafwandlerisch steuerte er dem Ziel entgegen.

Plötzlich ein heftiger Ruck - wir bogen in eine Einfahrt ab. Alle, inklusive Sven, waren auf einmal hellwach. Die Scheinwerfer zeigten die Umrisse mehrerer Gebäude eines alten Gutshofs. Irgendetwas Dunkles sprang über den Weg. Ich dachte erst an ein Tier, einen Hasen oder einen Hund. Beim Näherkommen erkannte ich, dass es ein kleines Männchen war, welches heftig gestikulierend Kaiman Fallala zu einer Scheune lotste, die bereits offenstand.

Donnerstag, 24. März 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (II)


II

"Die Fahrt"


Mein Nasenhaarschneider schnurrte wie ein verliebtes Kätzchen, als es an die Badezimmertür klopfte. „Es geht los“, hörte ich dumpf Kaiman Fallalas Stimme, „in 10 Minuten am Hummer!“

Wir brausten im Eiltempo über den Brenner, und bevor ich richtig zu mir kam, waren wir bereits an der italienischen Grenze.
„Wohin geht`s denn genau?“ fragte ich vorsichtig. Alle schnitten ernste Gesichter, in denen sich die Anspannung förmlich ablesen ließ. Man hätte an einen vollbesetzten Wagen mit Elitekämpfern denken können, auf dem Weg zu einem Einsatz. Wir waren zu sechst: Kaiman Fallala, seine Partnerin Regina, der Kameramann Sven, das schwule Pärchen Gerd und John sowie meine Wenigkeit. G & J (wie ich sie im Kürzel nenne) kamen mir am lockersten vor. Sie sorgten für die Verpflegung, regelrechte Tausendsassas. Immer wieder fragten sie nach, ob jemand etwas zu trinken oder zu essen wünsche. Wenn ich einen verkrampften Nacken hatte, wurde ich hingebungsvoll massiert. Sie waren rund um die Uhr um das leibliche und seelische Wohl des Teams besorgt.
„Ja, wohin geht`s denn, Chef?“ fragte Gerd näselnd.
Kaiman Fallala grinste süffisant, sagte aber keinen Ton.
Schließlich hielt es Regina, die auf dem Beifahrersitz saß, nicht mehr aus und kicherte.
Sie war eindeutig ein Huhn.
„Also boys“, sagte sie, sich das Lachen krampfhaft verkneifend, „straight to the Nudelbauer! Ha ha ha!“
Plötzlich war das Wageninnere ausgefüllt mit unserem Gelächter. Ich überlegte mir, ob es an der italienischen Luft lag, die wir bereits seit einigen Autobahnkilometern einatmeten. Jedenfalls schien ein unsichtbarer Bann gebrochen.

Immer wenn ich eine Staatengrenze überquere, nach Italien oder Frankreich, fällt mir auf, wie gleich und doch unterschiedlich alles ist. Die Straßen, die Bäume, die Berge und Flüsse sind keine anderen als auf der deutschen Seite, aber der Charakter der Landschaft verändert sich, zumal dort, wo sie kultiviert ist. Es ist schwer zu benennen. Selbst die Luft hat einen anderen Geruch, bilde ich mir ein.

Versonnen hing ich meinen Gedanken nach. Längst hatten wir die Alpen hinter uns gelassen und brausten im Hummer der Ewigen Stadt entgegen.

Mittwoch, 23. März 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (I)


I

"Vorbereitung"


Das Lallileo-Team deckt auf!
Ständig auf der Suche nach ungelösten Rätseln und Mysterien!
Das Lallileo-Team scheut weder Kosten noch Mühen bei seinen Recherchen.
„Wir wollen die letzten Geheimnisse lüften; wir sind Wahrheits-Süchtige!“ O-Ton des Teamleiters Kaiman Fallala, „wir durchstreifen Urwälder, durchqueren Savannen und Wüsten, besteigen Berge und befahren Ozeane; wir reisen rund um den Globus, einzig zu dem Zweck, Licht ins Dunkel zu bringen.“

Ich durfte das Lallileo-Team bei seiner letzten waghalsigen Unternehmung begleiten.
Wir waren einem der merkwürdigsten Rätsel, das man sich vorstellen kann, auf der Spur. Ein Rätsel, welches einem sprichwörtlich durch den Magen geht. Indiana Jones wäre neidisch gewesen.

Ich nenne meinen außergewöhnlichen Bericht
„Das Geheimnis des Nudelbauern“

Die Nudel ist ein uns allen wohlbekanntes Nahrungsmittel. Ich behaupte, dass jeder im Verlaufe seines Lebens Nudeln aufgetischt bekommt. Die Deutschen essen ganze 7,4 Kilogramm Nudeln pro Jahr. Und ich mindestens das Doppelte. Ich halte mich darum nicht damit auf, zu erklären, was Nudeln sind, und wie sie aussehen.
Umso erstaunter war ich, als mir Kaiman Fallala eröffnete, dass es ernstzunehmende Gerüchte von einem Nudelbauern gäbe, der angeblich fertige Nudeln anbaut und erntet. „Wie soll das gehen?“ war meine erste überraschte Reaktion, „Nudeln gibt`s doch im Supermarkt!“ Kaiman Fallala grinste daraufhin höhnisch: „Lieber Bonanzamargot, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns nicht vorstellen können. Und genau das macht unseren Ehrgeiz aus …“
„Licht ins Dunkel bringen“, vollendete ich den Satz.
Kaiman Fallala nickte. Er hatte ein sympathisches, rundliches Gesicht. Ich fand ihn auf Anhieb sympathisch. Auch er schien Nudeln zu mögen.

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