"Deutscher Bundestag"
Mal wieder Bundestag Live. Realkabarett von Regierung und Opposition auf Büttenredenniveau.
Es wird um Integration, Wehrpflicht, Energie- und Sozialpolitik gestritten. Abwechselnd widersprechen sich die Redner der verschiedenen Lager, so dass man als Zuhörer schließlich völlig verwirrt ist. Ich komme zu dem Schluss, dass offensichtlich keiner so richtig weiß, worüber er redet. Übrig bleiben parteipolitische Selbstbeweihräucherungen, polemische Statements und Beschimpfungen der Gegenseite. Warum ich mir dieses vormittägliche Schauspiel - oder besser Kasperletheater - antue? Weil es tatsächlich einige rhetorische Spitzen gibt, bei denen ich in mich hineingrinse. Dann die unterschiedliche Körpersprache - köstlich! Die Mimik der Zuhörer, die Zwischenrufe oder ihre absichtlich zur Schau gestellte Ignoranz!
Und ein Teil dieser klugen Köpfe stellt die Regierung! Ach, wie schön! Mit diesem Kabinett könnte man auf Welttournee gehen - mit dem Stück "Deutscher Bundestag". Okay, man müsste die Debatte zusammenstreichen, da und dort ein wenig auf die Tränendrüse drücken und ein paar Tanzeinlagen einbauen. Die Themen wären beliebig austauschbar. Angela Merkel würde zum Superstar am Broadway, derweil die Konzerne Deutschland regierten - was sie sowieso schon indirekt tun.
Nur eine halbwegs gut funktionierende Gesellschaft kann sich solche Politiker leisten. Denn würde man deren Sachverstand und Regierungsleistung 1:1 auf die Lebenswirklichkeit projizieren, müsste das absolute Chaos im Lande herrschen. Nein, eigentlich ist das alles gar nicht lustig - eher ein Trauerspiel.
Nur mit überbordender Ironie kann ich dem begegnen, ansonsten verfalle ich in eine depressive Starre. Es ist ein Gefühl, als würde man in unendlicher Zeitlupe von einer Riesenschlange verschlungen. Alles Sträuben nutzt nichts, Millimeter für Millimeter rutscht man in den Rachen des Untiers. Die Aussichten werden immer finsterer - wie der Tag heute. Der Himmel heult sich aus. Offensichtlich hat er dasselbe Programm eingeschaltet.
bonanzaMARGOT
- 15. Sep. 10, 12:32
- Sonstiges zur Diskussion
aber auch bei einer demokratie wünsche ich mir nicht die schweine an der spitze.
und das volk ist danach mal wieder der dumme esel.
(es geht dabei um den stalinismus - trifft aber auf alle diktaturen zu.)
mit der demokratie, wie wir sie derzeit genießen, hat diese fabel nur bedingt zu tun.
da zitiere ich lieber leo szilard, einen damaligen atomphysiker und schriftsteller, der in einer seiner kurzgeschichten hinsichtlich der demokratie folgendes schrieb: "wenn man von dem demokratischen grundsatz ausgeht, dass ein idiot so viel zählt wie ein genie, warum muss man dann noch einen schritt weiter gehen, zu sagen, dass zwei idioten mehr zählen als ein genie?"