Abschied von Wien
Ich wühlte mich die Mariahilfstrasse hoch zum Westbahnhof, um mein Rückfahrtticket zu kaufen. Es war noch Vormittag. Die Stadt brüllte und tobte. Geschäft an Geschäft, Menschen- und Autoströme, und zwischendrin ich als Ameise auf dem Fahrrad. Der Westbahnhof war gänzlich hinter Gerüsten und Holzverkleidungen verborgen. Ich musste erstmal nach einem Eingang suchen und orientierte mich an den Menschen mit Reisegepäck. An einem Afrikaner, der seine Waren auf dem Boden neben dem Eingang präsentierte, vorbei, das Fahrrad die Treppen hoch gewuchtet, und ich stand schon mal bei den Zügen. Jetzt musste ich in dem Durcheinander nur noch das Reisecenter finden.
Schließlich stand ich in einem stickigen Schalterraum in einer endlos erscheinenden Menschenschlange an. Die Minuten des Wartens geronnen zu Stunden, und der verdunstete Schweiß der Anstehenden tropfte bereits wieder von der Decke. Ich musste gegen ein Schwindelgefühl ankämpfen und war froh, als ich mich endlich an der Theke des Schalters festhalten konnte. Dass ich mit dem Fahrrad reise, komplizierte meinen Reisewunsch. In Salzburg würde ich mehrere Stunden auf meinen Anschlusszug warten müssen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, nur bis Stuttgart zu reisen, um von dort den Neckar hoch in meine Heimat zu radeln. Durch den langen Aufenthalt in Salzburg würde ich aber erst in den Abendstunden in Stuttgart ankommen, zu spät für mich, um noch einen Campingplatz anzusteuern.
Also gleich durchreisen! Die Schalterbeamtin gab alles noch mal neu ein; endlich hatte ich mein Rückfahrtticket für den Morgen des nächsten Tages in der Tasche und drängte mich eiligst aus dem Bahnhof ins Freie, wieder hinein ins Treiben der Stadt. Die Mariahilfstrasse nun bergab, ich schob mein Fahrrad, wollte einen Platz der Ruhe finden, aber das war gar nicht so einfach. Ich entdeckte einen kleinen Park mit großem Kinderspielplatz und einem verseuchten Toilettenhäuschen und plazierte mich mit einer Dose Bier auf einem Mäuerchen ...
Den Nachmittag und Abend verbrachte ich auf der Donauinsel, machte noch ein paar Schnappschüsse und verabschiedete mich innerlich langsam von Wien.
hoch ins Getümmel der Mariahilfstrasse
am Westbahnhof
pausieren im Park
Steg über die Neue Donau
Leuchtturm auf der Donauinsel
Abschied von Wien
bonanzaMARGOT
- 22. Jul. 10, 12:47
- 2010 - Donaureise
ranunkelchen
österreich ist ähnlich "spießig und sauber" wie deutschland.
aber es gibt auch ärmliche landstriche und ecken in den städten, die etwas verwahrlost sind. (den müll und die stinketoiletten fotografierte ich nicht.)
ich habe noch einige bilder und reiseeindrücke in petto.