Dienstag, 20. Juli 2010

Bratislava


Für den Sonntag hatte ich mir einen Ausflug nach Bratislava vorgenommen. Die slowakische Hauptstadt liegt rund 70 km von Wien die Donau abwärts. Ich kroch wie meist sehr früh aus dem Zelt. Selten schlief ich länger als kurz nach Sonnenaufgang. Und dann meldete sich sowieso die Blase, so dass ich nicht mehr zur Ruhe kam und also gleich mein Waschzeug mit zu den Sanitäranlagen nahm.
Bis zum Ende der Dusch- und Toilettenprozedur hatte ich ein paar Dutzend Schnaken erschlagen, und auf meinen Beinen und Armen waren wieder einige rötliche, juckende Erhebungen mehr zu registrieren. Da nutzte auch das beste Antiinsektenspray wenig.
Ich startete relativ früh. Die ersten Kilometer kam ich an den Grillarealen am Donaustrand vorbei. Kaum zu glauben, da sicherten sich bereits die ersten ihre Plätze, indem sie Material heran schafften, oder auf dem Platz schlafend lagen, damit ihn kein anderer besetzen konnte. Das ganze um Sieben Uhr morgens! Zu 99% sah ich Ausländer, schätzungsweise Türken, die ja bekannt für ihre Grillleidenschaft sind. Natürlich kamen mir wie immer um diese morgendliche Zeit die Gassi-Gänger mit ihren vierbeinigen Freunden entgegen. Dieser Kult ist wie das Grillen offensichtlich global anzutreffen.
Ich vertrat die Spezie der Fahrradfahrer. Dabei gab ich mir Mühe, nicht besonders aufzufallen, indem ich z.B. keine besonderen Fahrradklamotten trug. Ich hasse es, einer bestimmten Gruppierung zugeordnet zu werden.
Etwa 30 km ging die Fahrt auf einem Damm ziemlich schnurgerade bis kurz vor Hainburg. Er führte durch den Nationalpark der Donau-Auen. Die Vögel zwitscherten, und die Bienen summten. Ich hörte allerdings auf diesem langen, schnurgeraden Weg unter blauem Himmel Musik vom iPod: Roger Chapman, Joan Armatrading, Suzanne Vega, Kraan, Passport, Midnight Oil und viele andere halfen mir dabei, in die Pedalen zu treten und dass sich die Zeit der Mühsal verkürzte.
Nach Hainburg sollten es nur noch 10 km bis Bratislava sein, aber es waren mindestens gefühlte 20.
Zuerst sah ich links von der Donau die unheimliche Kulisse der Trabantenstadt mit ihren Hochhäusern. Die Burg Bratislava schien noch sehr, sehr fern.
Endlich erreichte ich mittags die Stadt. Es war normaler, sonntäglicher Tourismus-Verkehr.
Nach ein paar Schritten gen Innenstadt ließ ich mich relativ erschöpft in einem sympathisch anmutenden Café nieder. Große Alleebäume boten kühlenden Schatten.
Nach drei Bier, die etwa so viel wie eines in Wien kosteten, machte ich mich zur Stadtbesichtigung auf, und fand bald, dass mir die Altstadt Bratislavas sehr gefiel.
Zwei Stunden später und ein paar Schnappschüsse reicher musste ich langsam den Rückweg antreten. Das Thermometer war inzwischen locker über 30 Grad geklettert. Es sollte schweißtreibend werden. Auf dem Dammweg bemühte ich erneut meinen iPod. Schließlich erreichte ich am frühen Abend die Grillareale, die inzwischen brechend voll mit Menschen, Gerüchen und Geschnatter waren. Wie betäubt beobachtete ich die Szene, als wären die Menschen, und was sie umtreibt, von einer anderen Welt. Ich war alle. Wirklich fertig.
An der Tanke, die nah am Campingplatz liegt, kaufte ich mir ein wenig Verpflegung. Einmal am Tag muss der Mensch essen.
Die Spanier spielten im WM-Endspiel gegen die Holländer. Ich konnte mich nicht mehr aufraffen und kämpfte in meinem Zelt gegen Schnaken und Gefühle ...






Bratislava entgegengestürmt






auf diesen schrägen Stühlen ließ sich gut sitzen






Ausblick






unterwegs durch die Altstadt






im Hintergrund Bratislava Burg






der ca. 30 km lange Dammweg

ein literarisches Tagebuch

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