Ein elendes Warten auf den Tod
Das erste, was der Frühdienst fragt: "Lebt Frau X noch?" Seit einer Woche liegt die Frau im Sterben, im Leberkoma. Die Medikamente wurden abgesetzt. Sie kann nichts mehr zu sich nehmen. Ungläubig verfolgen wir ihren Kampf, den sie letztlich doch verlieren wird. Inzwischen verstarb ein Bewohner für uns eher unerwartet, während Frau X weiterhin schwer atmet, dabei leicht zuckt, ihr Herz unbeharrlich den Lebenssaft in ihre schlaffen Extremitäten pumpt. Betroffene Gesichter, wenn die Frühschicht der Spätschicht, und die Spätschicht mir mitteilt: "Frau X lebt noch." Es ist ein langes und leidvolles Warten ... Drei Stunden vor Beginn meines Nachtdienst erwische ich mich dabei, wie ich hoffe, dass mir meine Kollegen diesmal sagen: "Frau X hat`s endlich geschafft." Ich würde aufatmen. Seit drei Nächten begleite ich ihren Todeskampf. Während in den Nachbarzimmern das übliche "Altenheimnachtleben" mit Windelwechsel, Bettpfannen, Schlafstörungen ... stattfindet, liegt in Zimmer XXX diese Frau schier endlos in den letzten Zügen.
Wäre ich gläubig, würde ich fragen: Wie kann ein gütiger Gott dies zulassen?
Sowieso frage ich mich, warum wir in solchen Fällen mit (Haus)Tieren gnädiger als mit unseren eigenen Artgenossen verfahren.
Wäre ich gläubig, würde ich fragen: Wie kann ein gütiger Gott dies zulassen?
Sowieso frage ich mich, warum wir in solchen Fällen mit (Haus)Tieren gnädiger als mit unseren eigenen Artgenossen verfahren.
bonanzaMARGOT
- 06. Mär. 10, 18:30
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache