Ich finde es sowieso unglaublich, dass es in Krankenhäusern und Pflegeheimen keine Supervision gibt.
Ich hab in meiner Arbeit zumindest einmal monatlich Teamsupervision. Berufsanfänger haben in den ersten zwei Jahren Einzelsupervision und ach erfahrene KollegInnen haben die Möglichkeit, in schwierigen Situationen Einzelsupervision in Anspruch zu nehmen. Eine Kollegin macht das fast ständig.
Was mich überrascht: Bei den Teamleiterschulungen, die ich leite, frage ich immer, wer von den neuen tatsächlich Einzelsupervision in Anspruch nimmt. Und siehe da: ganz wenige. Das ist also keine Sache des Geldes, sondern entweder haben die jungen KollegInnen das Gefühl, das geht sich zeitlich nicht mehr aus oder Reflektion ist ihnen nicht mehr wichtig.
Ich hab jetzt grad das Buch "Mein Sohn hat ein Sexleben und ich lese meiner Mutter Rotkäpppchen vor" gelesen. (Hat mir total gut gefallen). Und ich denk, eine der Schwierigkeiten ist, dass wir das Thema Altsein, Kranksein, Demenz, etc. so weit von uns weg schieben. Uns betrifft das nicht, glauben wir, so lange bis wir merken, dass es uns betrifft. Und selbst dann noch versuchen wir nicht uns in die Lage der Betroffenen zu versetzen, denken wir nicht daran, wie sie sich wohl fühlen, so abhängig, so hilflos, so verwirrt. Wir (also du jetzt nicht, aber die meisten) besuchen sie im Pflegeheim, atmen auf, wenn wir wieder gehen und uns wird nicht bewusst, dass das Leben dort oft ein einziges Warten ist. Aufs Gewaschenwerden, aufs Frühstück, auf die Jause, aufs Mittagessen, auf den Besuch, aufs Abendessen, auf den Tod. Und selbst wenn wir uns damit auseinandersetzen, wissen wir höchstens, was wir selbst fühlen und was wir in der Situation wollen würden, nicht aber, was die Betroffenen fühlen, denken und wünschen.
Auch ich ziehe mich als Sachwalterin immer wieder auf die Rechtslage zurück und schütze mich dadurch vor Fehlentscheidungen, wenn es darum geht, Zustimmungen zu medizinischen Behandlungen zu geben.
Aber auch da passieren oft perverse Situationen. Zuletzt wollten Ärzte einer sehr alten Frau eine künstliche Hüfte einsetzen. Ich hab die Sinnhaftigkeit hinterfragt, weil es doch ein schwerer Eingriff ist, der die Frau sehr belasten würde. Und gefragt, was passieren würde, wenn man nicht operiert. Dann wächst etwas schief zusammen und die Frau könnte nie wieder gehen. Was sie nicht bedacht haben, war die Tatsache, dass die Frau schon seit zwei Jahren nirgends mehr hingeht, sondern nur noch im Bett liegt.
hi testsiegerin, du hast jobmäßig auch sehr viel einblick in diese problematiken rund um die pflege und das sterben von menschen.
was die supervision angeht, höre ich meistens vom arbeitgeber zwei argumente, warum sie nicht stattfindet:
1. es fehlt das geld für einen professionellen supervisor.
2. die meisten mitarbeiter(innen) würden sich gar keine supervision wünschen.
zu 1.: kann ich nicht nachprüfen. zu 2.: tatsächlich haben viele mitarbeiter(innen) vorbehalte gegenüber der supervision oder lehnen sie strikt ab. ich denke, dass dies zum teil daran liegt, dass sie seltsame vorstellungen von einer solchen supervision haben; zum anderen teil liegt es daran, dass viele sich wunderbar in den bestehenden verhältnissen der halben wahrheiten einrichteten. sie sind froh, wenn darin niemand psychologisch herumrührt, bzw. staub aufwirbelt.
ich wäre froh, wenn ich nach problematischen sterbefällen und unfällen, bei psychischen überforderungen z.b. durch personalmangel, bei konflikten mit dem arbeitgeber oder mitarbeitern etc. etc., mit einer unabhängigen person über die vorfälle und meine probleme, gewissenskonflikte etc. reden könnte. leider kam ich noch nie in meiner gut 20 jährigen tätigkeit als altenpfleger in den genuß einer supervision und kann zu dem tatsächlichen prozedere und nutzen für betrieb und mitarbeiter wenig bis nichts sagen.
aber ich befürworte für den pflegeberuf unbedingt die möglichkeit der supervision.
Zahltag ;-)
Ich hab in meiner Arbeit zumindest einmal monatlich Teamsupervision. Berufsanfänger haben in den ersten zwei Jahren Einzelsupervision und ach erfahrene KollegInnen haben die Möglichkeit, in schwierigen Situationen Einzelsupervision in Anspruch zu nehmen. Eine Kollegin macht das fast ständig.
Was mich überrascht: Bei den Teamleiterschulungen, die ich leite, frage ich immer, wer von den neuen tatsächlich Einzelsupervision in Anspruch nimmt. Und siehe da: ganz wenige. Das ist also keine Sache des Geldes, sondern entweder haben die jungen KollegInnen das Gefühl, das geht sich zeitlich nicht mehr aus oder Reflektion ist ihnen nicht mehr wichtig.
Ich hab jetzt grad das Buch "Mein Sohn hat ein Sexleben und ich lese meiner Mutter Rotkäpppchen vor" gelesen. (Hat mir total gut gefallen). Und ich denk, eine der Schwierigkeiten ist, dass wir das Thema Altsein, Kranksein, Demenz, etc. so weit von uns weg schieben. Uns betrifft das nicht, glauben wir, so lange bis wir merken, dass es uns betrifft. Und selbst dann noch versuchen wir nicht uns in die Lage der Betroffenen zu versetzen, denken wir nicht daran, wie sie sich wohl fühlen, so abhängig, so hilflos, so verwirrt. Wir (also du jetzt nicht, aber die meisten) besuchen sie im Pflegeheim, atmen auf, wenn wir wieder gehen und uns wird nicht bewusst, dass das Leben dort oft ein einziges Warten ist. Aufs Gewaschenwerden, aufs Frühstück, auf die Jause, aufs Mittagessen, auf den Besuch, aufs Abendessen, auf den Tod. Und selbst wenn wir uns damit auseinandersetzen, wissen wir höchstens, was wir selbst fühlen und was wir in der Situation wollen würden, nicht aber, was die Betroffenen fühlen, denken und wünschen.
Auch ich ziehe mich als Sachwalterin immer wieder auf die Rechtslage zurück und schütze mich dadurch vor Fehlentscheidungen, wenn es darum geht, Zustimmungen zu medizinischen Behandlungen zu geben.
Aber auch da passieren oft perverse Situationen. Zuletzt wollten Ärzte einer sehr alten Frau eine künstliche Hüfte einsetzen. Ich hab die Sinnhaftigkeit hinterfragt, weil es doch ein schwerer Eingriff ist, der die Frau sehr belasten würde. Und gefragt, was passieren würde, wenn man nicht operiert. Dann wächst etwas schief zusammen und die Frau könnte nie wieder gehen. Was sie nicht bedacht haben, war die Tatsache, dass die Frau schon seit zwei Jahren nirgends mehr hingeht, sondern nur noch im Bett liegt.
supervision
was die supervision angeht, höre ich meistens vom arbeitgeber zwei argumente, warum sie nicht stattfindet:
1. es fehlt das geld für einen professionellen supervisor.
2. die meisten mitarbeiter(innen) würden sich gar keine supervision wünschen.
zu 1.: kann ich nicht nachprüfen. zu 2.: tatsächlich haben viele mitarbeiter(innen) vorbehalte gegenüber der supervision oder lehnen sie strikt ab. ich denke, dass dies zum teil daran liegt, dass sie seltsame vorstellungen von einer solchen supervision haben; zum anderen teil liegt es daran, dass viele sich wunderbar in den bestehenden verhältnissen der halben wahrheiten einrichteten. sie sind froh, wenn darin niemand psychologisch herumrührt, bzw. staub aufwirbelt.
ich wäre froh, wenn ich nach problematischen sterbefällen und unfällen, bei psychischen überforderungen z.b. durch personalmangel, bei konflikten mit dem arbeitgeber oder mitarbeitern etc. etc., mit einer unabhängigen person über die vorfälle und meine probleme, gewissenskonflikte etc. reden könnte. leider kam ich noch nie in meiner gut 20 jährigen tätigkeit als altenpfleger in den genuß einer supervision und kann zu dem tatsächlichen prozedere und nutzen für betrieb und mitarbeiter wenig bis nichts sagen.
aber ich befürworte für den pflegeberuf unbedingt die möglichkeit der supervision.