Endlich sind die fuckin` Feiertage vorbei
Endlich sind die fuckin` Feiertage vorbei. Gestern war ich der irrigen Annahme, dass die Geschäfte offen hätten. Ich wollte zur Post, eine Pike Brothers Jeans, die ich zu groß bestellt hatte, zum Umtausch zurückschicken. Ich packte das Päckchen auf mein Fahrrad und düste los. Fluchend musste ich feststellen, dass die Post geschlossen hatte und auch alle anderen Läden. Dabei hätte ich dringend Klopapier gebraucht.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als in der Tanke einzukaufen - wenigstens ein paar Dosen Bier.
Fuck, fuck, fuck! Ich hasse Feiertage! Im Kaffeehaus stand Kei, der Halbjapaner, hinter der Theke. Ich erzählte ihm von meinem Lapsus.
„Wenn du dir den Stress antun willst, kannst du nach Hessen rüber fahren zum Einkaufen“, sagte er.
„Nein danke. Ich ärgere mich, weil ich wusste, dass „Heilige Drei Könige“ ist; nur dachte ich, dass bei uns die Geschäfte auch ganz normal offen hätten.“
Ich schaute mich von meinem erhobenen Platz an der Bar aus um: Typisches Feiertags-Spießer-Familien-Publikum. Es war bereits später Nachmittag, und immer mehr Leute strömten ins Kaffeehaus. Viele kamen zum Abendessen. Kei geriet ganz schön ins Schwitzen. Sie hatten einen solchen Ansturm nicht erwartet. Außer ihm arbeitete nur noch eine Bedienung.
Ich langweilte mich und packte meine Unterwegs-Lektüre aus: „Eine Braut für Dino Rossi“ v. John Fante. Bei einigen Textstellen musste ich schmunzeln. Fante war ein prima Erzähler. Er zog mich direkt hinein ins Buch zu seinen Figuren. Lieber hätte ich mich aber unterhalten. Nach ein paar Seiten klappte ich John Fante wieder zu. Das Kaffeehaus war inzwischen fast bis auf den letzten Platz belegt. Kei half an den Tischen aus. An der Bar saß außer mir nur noch ein junger Kerl mit Baseballmütze. Er war mit seinem Smartphone beschäftigt. Sein Blick apathisch. Ein richtiger Kotzbrocken. Ich blickte häufig auf meine Armbanduhr, als würde dadurch die Zeit schneller vergehen.
Klaus erschien. Er befand sich in weiblicher Begleitung, eine ältere Dame, die ich noch nicht gesehen hatte. Nach Schulterklopfen und kurzer Begrüßung setzten sie sich an einen Tisch. Ich trank aus, verabschiedete mich von Kei, und ging hinaus in den Abend. Es war nicht kalt. Den Mantel hätte ich gar nicht gebraucht. Ich schwang mich auf meinen Drahtesel und keuchte den Berg hinauf. Menschen begegneten mir keine, nur Autos. Die Dunkelheit umschloss mich wie ein Kokon.
bonanzaMARGOT
- 07. Jan. 14, 13:19
- Die Arschwischmaschine hat frei
"Ein richtiger Kotzbrocken"
Warum so negativ? Man hat das Gefühl, du guckst die Leute einmal an und schon landen sie in einer Schublade, mit der du nichts am Hut hast. Außer die Frau, die mit dem Bekannten kam, mit der warst du offenbar nachsichtig. Oder lag das daran, dass die dich auch wahrgenommen haben?
vielleicht würde ich auch einige der menschen mögen, die gestern das kaffeehaus füllten. sicher pauschalisierte ich da aus dem bauch heraus. ich fühlte mich in der umgebung nicht recht wohl. es ist nicht meine welt.
und der kotzbrocken neben mir an der bar - wenn du den gesehen hättest, würdest du mir bestimmt zustimmen.
Der Kotzbrocken, war das so einer, den man sich heutzutage nicht mehr traut anzusprechen, wenn er in der Bahn die Füße auf dem Sitz liegen hat? Aber egal, hier hatte er ja nicht die Füße auf dem Sitz liegen und hat dir auch sonst nichts getan.
kei war von diesem gast auch nicht gerade begeistert. das sind die, die stundenlang dasitzen, keinen ton von sich geben, und dann plötzlich ärger machen. klar, kann man sich in seiner einschätzung von menschen irren.
ich glaube, dass auch du, iging, deine mitmenschen irgendwie einschätzt, wenn du unterwegs bist. man reflektiert das kaum bewusst. doch es ist ziemlich klar, wer sympathisch oder eher unsympathisch rüberkommt.
kennst du das nicht, dass man sich in der nähe eines menschen seltsam unwohl fühlt?
ich glaube, dass ich, bei aller voreingenommenheit gewissen menschlichen und gesellschaftlichen attributen gegenüber, dem einzelnen menschen relativ offen gegenübertrete.
Oft ist es auch weniger der Mensch oder sein Äußeres, sondern eher sein Verhalten (also z.B. die Füße auf dem Sitz), das mich stört.
Dazu eine kleine Geschichte (die ich bestimmt schon öfter irgendwo erzählt habe):
Neben reichlich vielen Leuten auf die Bahn wartend, beobachtete ich einen kleinen, vielleicht 10jährigen Jungen, der sich permanent über einen behinderten Mann lustig machte: Er hüpfte um ihn herum, ahmte ihn nach, zupfte ihn am Ärmel, war einfach ungezogen und frech. Alle anderen Erwachsenen ignorierten das. Nach einer Weile konnte ich es nicht mehr mit ansehen, griff den Kleinen am Oberarm und sagte klar vernehmlich: "Wenn du jetzt nicht sofort damit aufhörst, kriegst du von mir eine Ohrfeige."
Also so ungefähr das Schlimmste, was man zu einem Kind - noch dazu einem dunkelhäutigen!! - in der Öffentlichkeit sagen kann! Politically absolutely incorrect! Aber es wirkte.
Und als er mich fragte, wie ich dazu käme, ihm das zu sagen, hab ich dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt, indem ich behauptete, ich sei Lehrerin. Wo? Am KFG. Was definitiv nicht stimmt. Das wirkte dann nochmal. Von da an war er friedlich.
Ich bin weit davon entfernt, ein Kind zu schlagen. Und dieser Junge war mir auch nicht unsympathisch. Aber sein respektloses Verhalten.
Auch hätte sich der Betroffene wehren können - aber dem war es vielleicht egal, oder er wollte einfach keine Aufmerksamkeit erregen. Dein Einschreiten finde ich ... okay. Man muss nicht zu jedem Mist sein Maul halten. Wir machen das, wenn wir uns in der Öffentlichkeit bewegen, viel zu oft.
KFG? Wat'n dat?
Also, ich würde mich nicht als einen respektlosen Menschen sehen, bloß weil ich mir hier ab und zu meinen Unmut von der Seele schreibe. Ich wollte nicht, dass du dich wegen der "Feiertags-Spießer" in meinem Beitrag angesprochen fühlst.
Bei allem Respekt vor anderen Menschen mit anderen Lebenseinstellungen bin ich für eine klare Sprache. Das diplomatische Herumgeeiere muss man nicht übertreiben.
Und wenn ich wirklich mal über die Strenge schlage, bin ich mir nicht zu schade, mich für mein ungezügeltes Verhalten zu entschuldigen. Selbstkritik und Selbstironie stehen immer Pate.
Wir sind alle nicht perfekt, und wir sind nicht alle Gutmenschen. Wir beurteilen Situationen subjektiv. Bei meiner Arbeit als Nachtwache im Altenheim ist Empathie ungeheuer wichtig. Ich übe mich darin ...
Der Mann konnte sich anscheinend nicht selbst wehren. So kam es mir jedenfalls vor.
In einem Beitrag fühlt sich jeder von etwas anderem angesprochen. Manchmal von kleinen Details oder einer Formulierung, die einem auffällt; z.B. " Selbstkritik und Selbstironie stehen immer Pate." finde ich ausgesprochen gut. Ich denke, so einen Satz schreibt man nur, wenn man ihn auch meint. Und so etwas lese ich dann auch gern.
danke
zu viel selbstkritik torpediert allerdings die selbstsicherheit ...