Die Nacht der Leguane


Als ich zum Nachtdienst kam, war das Grillfest
auf der Sonnenterrasse in
vollem Gange.
Während ich das Haus und die Bewohner hütete,
feierten sie.
Die Chefs und die, die um sie herum saßen.
Es war wie eine andere Welt.
Oder wie die andere Seite derselben Welt.
Wie der Arsch zum Gesicht.
Endlich waren die letzten verschwunden und ich hatte
die Nacht wieder ganz allein
mit den Alten, die Zimmer an Zimmer
abgelegt waren.
Ein Altenheim ist wie ein Dachboden des Lebens,
wo die Alten aufbewahrt werden - ein Hort
des Zerfalls.
Das alte Backsteingebäude würde auch bald ausgedient
haben.
Immer mehr verstand ich, dass alles ein Geschäft war.
Es ging um Zimmerbelegungen und
um Effizienz in der Pflege.
Es ging um den doppelten Boden in der Moral
der Gesellschaft.
Ich war froh, als endlich Ruhe im Haus eingekehrt war.
Im Fernsehen lief nach Mitternacht
ein guter Spielfilm:
"Die Nacht der Leguane" mit Richard Burton,
nach einem Bühnenstück von Tennessee Williams.
Der volle Mond schien zu mir herein.
Ich war allein.
Ich war das Haus.
Und ich war viel älter, als ich aussah.



(06.08.09)
fata morgana - 08. Aug. 09, 09:59

deine worte lassen sich gut nachfühlen...
die letzten vier zeilen
so wunderschön.

bonanzaMARGOT - 09. Aug. 09, 12:37

hi fata morgana,

vielen dank fürs lesen und antworten!
Lange-Weile - 10. Aug. 09, 00:29

geteilte Welt

Hallo Bo,.

es liest sich ein bißchen wie eine geteilte Welt.
Meine und ihre Welt und damit meine ich nicht, was augenscheinlich im Vordergrund steht.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 10. Aug. 09, 06:48

bevor ich ausführlicher antworte

lawe, kannst du mir etwas näher erläutern, wie du das mit den geteilten welten meinst?
Lange-Weile - 10. Aug. 09, 09:58

Stimmungsbild

Hallo Bo,.

das ist mehrschichtig von mir gesehen - es hat was von Abspaltung und Entfernung mit Wall zwischen den Welten der Menschen die du beschreibst und mit denen du es arbeitsmäßig zu tun hast.

Abspaltung vielleicht wegen der Distanz als Betrachter oder auch, wegen der Lebensweise, die nicht z.B. deine ist.

Bist du in einer anderen Welt oder sind sie es?

Haben sie sich von dir entfernt, oder hast du dich von ihnen entfernt?

Paßt deine Welt noch in ihre Welt oder hat ihre Welt in deiner keinen Platz mehr.

Wo und wie weit ist dein Horizont für die Welten der Menschen gespannt und ab wann schaust du über den Wall in die andere Welt bzw. in die Welt der anderen Menschen.

Ich erkenne so viele Schichten, die sich übereinander legen und ein stimmungsvolles Bild entstehen lassen, das durch Entfremdung entsteht.

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 10. Aug. 09, 16:04

wenn man die welt weniger oberflächlich ansieht, passiert automatisch eine abspaltung zu den oberflächlicheren schichten. insofern habe ich mich noch nie 100% integriert in die menschliche gesellschaft gefühlt. die schule nötigte mich als wissenstretmühle mit ihren lehrern und strebern, die so prima alles schluckten und konform wieder auskotzten. an der uni setzte sich dieses unbehagliche gefühl fort. meistens interessierte mich das alles nicht, was ich machen musste oder zumindest sollte ...; auch am arbeitsplatz als techn. zeichner kam ich mir merkwürdig fremd vor, wenn meine kollegen über ihr neues auto sprachen oder den nächsten urlaub ...; mit etwas glück hatte ich einen kollegen, der nicht ganz so langweilig war. wenn also dies das erwachsenenleben sein soll, dachte ich, jahrelang in einer jobtretmühle von montag bis freitag zu malochen und die stunden bis zum feierabend runter zu zählen, das wochenende abzuwarten ..., dann ist das ätzender als ätzend! mit dem heiratswahnsinn war es ähnlich - also heiratete ich erst gar nicht.
die jahre gingen ins land, ich machte zivilidienst und wurde schließlich altenpfleger. wenigstens eine sinnvolle arbeit, dachte ich, die hältst du vielleicht länger aus. ich hatte sonst keine idee.
nun ist das altenheim wirklich auf mehrschichtige weise eine andere welt. ich rede im gedicht vom dachboden des lebens. es ist eine wunderliche aber auch beklemmende wirklichkeit, die man mit alten, demenzkranken und pflegebedürftigen menschen erlebt. es war anfangs eine große überwindung für mich, die schwelle zu diesen menschen zu überschreiten, das siechtum zu sehen, das leid und auch die armseligkeit und einsamkeit mancher.
mit etwas glück hatte ich gute kollegen und kolleginnen, mit denen man trotz der vielen bedrückenden situationen spaß haben konnte, die sich mit ähnlichen gedanken trugen. aber leider gibt es auch in der altenpflege die "oberflächlichen" anderen, die mich schon immer abstießen; und wenn man die dann auch noch als chefs hat, ist das (wie sagte ich?) ätzender als ätzend.
als ich nachtdienst hatte, und das sommerfest auf der terrasse in vollem gange war, kam dieses negativ-gefühl überdeutlich hoch ...; auch das beschreibe ich in meinem gedicht.

lawe, du musst dir mich nicht als sonderling vorstellen. ich mag die menschen im allgemeinen, aber diese abartigkeiten, bzw. ihre oberflächlichkeiten machen mir zu schaffen. ich lebe scheinbar in einer etwas anderen welt als viele. nun wäre dies an sich gar kein problem - ich sage nur: leben und leben lassen. doch dummerweise werde ich von meiner chefin gemobbt ... und sitze mit der abmahnung, die ich erhielt, ziemlich unsicher und angespannt im sattel. mir kommen langsam meine positiven energien abhanden.
ich schaue oft meinen mitmenschen in die augen und überlege: was treibt sie um? warum sind sie, wie sie sind? woher kommt die bösartigkeit?
tja, du siehst, alles hängt zusammen. und ich kann nicht aufhören, fragen zu stellen.
bonanzaMARGOT - 10. Aug. 09, 16:21

nein, lawe, wir befinden uns alle in derselben welt.
es ist eine frage der perspektive, wie wir diese welt betrachten; und es sind die erfahrungen im leben und denken, die uns die welt mehr als nur rational erscheinen lassen.
ich sehe meine mitmenschen nicht in einer anderen welt - aber ich wundere mich über ihre sichtweisen, ihre schwerpunkte, ihre traditionen, die sie pflegen, ihre religionen und rituale.
Lange-Weile - 12. Aug. 09, 19:37

Einheitsbrei

Hallo Bo,.

ich hatte schon immer einen Hang zum philosophieren. Ich war immer auf der Suche nach der richtigen Erklärung der Welt und darüber mich auch austauschen zu können. Doch wurde ich schon im Ansatz abgewürgt: "Denk nicht so viel nach" oder "wen interssiert das schon" So oder ähnlich wurde ich von meimem Umfeld abgewiesen. Ja, ich war sogar darüber erstaunt, dass ein Wassertropfen auch in einer großen Welle sich nicht wesentlich von der Stelle bewegt. Doch diese Erkenntnis bewegte niemand außer mir. Ich war fasziniert von der Physik, von der Chemie, Biologie und Philosophie, doch das interessierte niemand. Für die anderen war nur interessant, was sie sich angeschafft haben, was das gekostet hat und was sie sich noch anschaffen werden.

Ich fühlte mich wie eine, die im Kopf nicht ganz richtig lief. Mein damaliger Mann sprang mir fast an den Hals, wenn ich ein Fremdwort benutzte oder eine Formulierung benutzte, deren Doppelbödigkeit er nicht erfassen konnte.. Das machte ihm Angst.

Damals war ich Mitte 20 als ich mit einem 60-jährigen zusammen traf, der die welt ähnlich sah wie ich und ich konnte mich das erste mal austauschen. Ich war süchtig nach Begegnungen mit diesem älteren Herrn, weil ich endlich all meine Gedanken an den Mann bringen konnte, die sonst keiner hören wollte. Er hatte aufmerksam zugehört und darauf geantwortet. Es war wie ein Dammbruch und ich erlebte mich wieder als richtig im Kopf.

Auch heut bin ich sowas wie ein Sonderling in der Familie. Der meisten leben in ihrer Welt des Konsum und sind mit sich und der Welt zufrieden und glücklich. Sie brauchen keine weitere geistige Nahrung mehr. Unsere Gespräche haben sich bald erschöpft und ich muß mich stark zurück nehmen, wenn ich eine von ihnen sein will. Mein Wissensdurst und mein Hang, die Welt immer zu hintefragen, hat mich von ihnen abgespalten - ich bin ihnen so wie ich wirklich bin, zu anstrengend geworden.

Sich mit negativer Energie auszustatten ist leichter und einfacher. Es strengt nicht an, es gibt immer was zu meckern, zu nörgeln und zu bewerten. Sich mit postiver Energie aufzuladen ist da schon wesentlich schwerer, das verlangt nach einem Blick über den Horizont und auf das Gute zuschauen.

Ich hab vor Jahren mal einen Spruch aufgefangen. "Man soll immer versuchen, das Gute zu sehen, sonst nimmt das Böse überhand" .

Der Mensch an sich nicht nicht böse, sondern ein Egoist und das läßt ihn manchmal böse erscheinen. Er stellt sich gern auf den Sockel und zeigt mit dem Finger auf die anderen - er sieht sich im besten Licht und die anderen im Dunst, er sieht sich gern als der Weisheit letzter Schluß und versteckt vor sich selbst die negativen Eigenschaften, die auch in ihm wohnen.

Genau so wie ich gut sein kann, kann ich auch böse sein, jedoch nicht Boshaft. Dahinter steckt wieder eine Verbitterung aus vielen Gründen, die der Betrofffene vielleicht selber nicht nachvollziehen kann.

Jahrelang hatte ich mit einen Chef gearbeitet, der eine ausgeprägte Profilneurose hatte. Wenn diese ihn voller Blüte stand, wurde mich schon schlecht, doch er nutzte seinen Status als Chef aus, um die Neurose ausleben zu können.

Deine Chefin scheint schwach zu sein, denn nur im Umfeld von schwachen Führungskräften kann Mobbing gedeien. Und wenn deine Chefin sich von dir durchschaut fühlt, wird sie keine Ruhe finden, bis sie einen Weg gefunden hat, dich aus ihrem Gesichtsfeld zu bekommen. Und positive Energie wird sie nicht abstrahlen und das macht ihre Mitarbeiter - aus Angst im einen Arbeitsplatz - zu ihren Arschkriechern. Sie duldet nur Arschkriecher um sich.

Der Druck durch die Arbeitswelt der zur Zeit auf die Menschen lastet, quetscht aus ihnen die negativen Eigenschaften raus. Da haben wir bestimmt noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

"Du kannst die Welt nicht ändern, sondern nur deine Einstellung zu der Welt, von der du umgeben bist"

Die Masse bewegt sich im Einheitsbrei und isolieren die, die sich dem nicht anschließen - das macht sie in ihren Augen zu Sonderlingen, doch in Wirklichkeit sind die was Besonderes ;-)

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 13. Aug. 09, 15:27

liebe lawe, da lese ich einige parallelen zu meinem leben heraus.
ich erinnere mich noch an die langen nachmittage, als ich, noch ein bub, mit meiner mutter stundenlang über gott und die welt philosophierte, über die letzten fragen, über liebe und dasein. als dann mein vater von der arbeit nach hause kam, grinste er verlegen, wenn er uns so sitzen sah, und meinte, dass er da nicht mitreden könne. er verließ die küche, wo meine mutter und ich uns viele viele stunden über die fragen des lebens unterhielten. ich weiß heute, dass meine mutter damals sehr darunter litt, dass sie sich bei meinem vater nie geistig entfalten konnte. in manchen menschen brennt dieses "feuer" und in anderen weniger oder gar nicht. es ist die faszination, die aus dem dasein selbst spricht. mein vater ist ein praktischer, pflichtbewußter mensch. er betrachtet einen wald als holz, und er hört das vergnügen der vögel nicht. er brauchte die festen bahnen im leben - ich glaube, gefühle machen ihm angst. na ja, im alter wurde er etwas weicher. ich weiß, dass er ein herz hat. eine ecke habe ich von ihm, und das ist gut so, weil es mich auf dem boden hält.
das feuer hat viele formen.
man brennt so dahin auf kleiner und großer flamme. am ende ist der brennstoff alle ..., egal, wie man haushaltete, für was man sich verschwendete. ich kann ohne die fragen nach dem dasein nicht leben. aber das heißt nicht, dass ich von allen menschen dieselbe faszination an diesen weniger materiellen dingen verlange. ich freue mich über jeden kontakt, wo dieser funke überspringt; ja - wo es regelrecht funken sprüht! und wenn ich niemanden leibhaftig finde, dann habe ich doch die literatur, wo es vor feingeistigen und bemerkenswerten autoren nur so wimmelt.
ich bin nicht allein.
wir sind nicht allein, lawe.
danke für deine lange und schöne antwort.
Lange-Weile - 14. Aug. 09, 16:10

Unergründlich

Hallo Bo,.

dein Beitrag löst ja eine Disskusion aus - super. Ich brauchte eine Weile, bis ich "meinen" Bereich" gefunden hatte.

Meine Schwester hatte eine Familie gegründet, in der keiner ihre Fähigkeiten besaß oder erbte. Mit ihr konnte ich mich über alles unterhalten - es war egal ob Politik oder Kunst oder Gartengestaltung. Sie hatte sich mit allen auseinandergesetzt, was das Leben zu bieten hat. Mit ihrem Tod ging es in ihrer Familie drunter und drüber, weil keiner von ihren Hinterbliebenen auch nur eine Hauch ihrer geisteigen Fähigkeiten besaß. Ich denke, diese Tatsache hatte sie vorzeitig ausgehöhlt und kaputt gemacht.

Da war ich ganz anders - war es mir langweilig und wollte man mich in ein Format pressen, das für mich zu eng war, dann spielte ich nicht mehr mit und stieg aus. Das brachte mir in meinem Leben schon eine Menge Ärger ein, aber dass war für mich weniger schlimm, als mich eine Form bringen zu lassen, die für nicht passend war.

Das Leben ist unregründlich und doch möchte ich dem Leben auf den Grund gehen und daran laß ich mich nicht hindern. Das geht einfach nicht. Ich möchte mir alles einverlaiben, was ich aufnehmen kann.

„Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“ Ein Zitat von Franz Kafka.

Dieses Zitat las ich vor vielen Jahren und es hat sich sofort in mein Hirn eingebrannt.

Doch mußte ich mich lange vor dem Drang wehren, all die anderen, die sich mit Fragen nicht weit in das Leben vorwagten, diese Menschen nicht zu bewerten. Das war sehr schwierig für mich und ist es auch heut noch. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich wertend - mich als Maßstab nehmend - urteile.

Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 14. Aug. 09, 17:16

hm, ich freue mich über solche diskussionen/unterhaltungen immer, wenn die dinge aus verschiedenen perspektiven und aus verschieden erfahrungen heraus betrachtet werden.

meine mutter schaffte es nicht, aus ihrem (meiner meinung nach) zu engen käfig heraus zu kommen. im nachinein ist es auch schwer zu sagen, ob sie dann ein besseres, erfüllteres leben geführt hätte. damals wünschte ich mir es für sie - heute bin ich froh, dass ich vater und mutter so habe, wie sie sind. jeder lebensweg hat seine ganz eigenen kämpfe, deshalb ist es sehr schwer mit guten ratschlägen zu kommen.
das leben ebnet sich den weg - oft auf sehr skurrile weise.

kafkas zitat, das du anführst, finde ich bezeichnend. es sagt doch, dass wir jung und aufgeschlossen bleiben können, obwohl wir altern; und auf der anderen seite können wir schon in jungen jahren alt und verbiestert sein. ich hoffe doch, dass ich in diesem sinne noch jünger werde ...

stimmt, es ist nicht immer leicht, die abschätzigen bewertungen aus dem kopf zu bekommen bei der betrachtung der mitmenschen. wir haben dafür instrumente wie ironie und humor.
ich weiß, dass ich alle menschen liebe. woher diese liebe kommt, kann ich nicht sagen. rudolf beruft sich auf gott. ich weiß es nicht. jedenfalls ist diese allumfassende liebe eine große hilfe, um zu verzeihen, nicht im haß zu verbittern und die hoffnung nicht zu verlieren. das licht ist da. ich spüre es - nicht immer - aber oft genug.

dir auch ein schönes wochenende.

bon.
rudolf33a - 12. Aug. 09, 15:46

Würde

Hallo - B.M.
Würde Selbstverleugnung . . .
Haben sie dich nicht eingeladen, mit ihnen ein Glas Sekt zu trinken ??
Haben sie dich überhaupt bemerkt ??
Du bist ja der, der den Geldfluß am Laufen hält.
Mein Chef ist für mich auch unerreichbar -
Abschottungen -
Ich brauch einen persönlichen Zugang zum Menschen, diesen Zugang verweigert mir mein Chef -
Und dann kommt es ein, zwei mal im Jahr zu Berührungen - und plötzlich wird einem, ich glaub da geht es dir wie mir, da wird einem wieder bewußt, wie Trennungen weh tun, obwohl es das gleiche Haus ist- es dieselben Menschen sind, die von uns betreut werden, wovon sie kassieren und uns damit bezahlen - "damit die belegtenZimmer betreut sind". Und die Verdrängungen bleiben auch während der Begegnung aufrecht.
Jesus hat auch diese Probleme immer wieder angesprochen- Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist, gebt Gott was Gottes ist. Auch wenn es weh tut, diese Unmöglichkeit der persönlichen Beziehungen - Wir können es nicht erzwingen, doch ich darf Jesus bitten, mir zu helfen, daß mein Chef und ich uns trotzdem begegnen können.
P.S.Die Nacht der Leguane -ist mir zu weit entfernt um mich daran zu erinnern.
L.G.Rudolf.

bonanzaMARGOT - 12. Aug. 09, 16:50

hi rudolf, "die nacht der leguane" lief in dieser nacht wirklich - übrigens gehts in dem film um einen priester, von richard burton klasse gespielt mit seinen inneren konflikten.
auch da geht es um beziehungen und um verfeindungen aufgrund unterschiedlicher anschauungen und psychologischer verwicklungen.
eine frage dabei ist: wie viel heuchelei kann gott gutheißen?
und eine andere ist: wie kann man in einer welt voll negativer umtriebe und scheinheiligkeit noch an einen "guten" gott glauben?

meine chefs ließen sich an diesem abend nicht bei mir blicken. einige kollegen/kolleginnen waren anständig und brachten mir etwas zu essen. ich finde es wie du sehr schade und auch schmerzhaft, wenn grundlegende menschliche beziehungen nur aufgrund von hierarchischem getue außer kraft gesetzt werden. es ist wirklich würdelos. für beide seiten.

danke für deine antwort.
rudolf33a - 13. Aug. 09, 10:29

Getue

Gott hat nie und wird nie Heuchelei gutheißen. Jesus selbst ist die Wahrheit - und in der Wahrheit gibt es keine Lüge - Heuchelei ist eine Form der Lüge - Jesus selbst hat nie geheuchelt . . .
Jeremia sagte dem Volk in dem er lebte die Wahrheit - er kam deswegen ins Gefängnis . . .
Jesus ging ungerecht verurteilt in den Tod -
Egal wie die Welt um dich herum ist - Glauben in der Welt - nicht um der Welt willen, sondern weil Gott dich liebt.
4 Die Liebe ist langmütig und gütig, die Liebe beneidet nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf; 5 sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu; 6 sie freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.
http://www.way2god.org/de/bibel/1_korinther/13/1/#hl
L.G. Rudolf.
bonanzaMARGOT - 13. Aug. 09, 14:55

rudolf, und wie erklärst du dir diese diskrepanz zwischen den worten in der bibel, den worten jesu und dem handeln der menschen? warum gibt es so viele christen, die offensichtlich ein ganz anderes verhalten aus ihrem christsein und den worten der bibel ableiten?
für mich waren solche fragen u.a. ein grund, warum ich als junger mensch aus der kirche austrat. wer sich nächstenliebe auf die fahne schreibt, sollte sie auch spürbar praktizieren - sonst ist es nur mache, getue, heuchelei.

obwohl ich nicht an gott im christlichen sinne glaube, finde ich die lehren, gleichnisse und geschehnisse aus dem leben jesu ungeheuer spannend und wichtig für ein friedliches und von respekt und liebe geprägtes zusammenleben der menschen.
zur zeit mache ich im altenheim die erfahrung, dass es den kirchenleuten im sozialen bereich vorallem um effizienz und geld geht. bevor man mehr personal einstellt, erhöht man einfach den druck auf die mitarbeiter. die chefs führen sogar die christlichen ideale als argument an, um die mitarbeiter anzuspornen, dass man es mit der arbeitszeit nicht ganz so eng sieht - mitarbeiter, die ihre freizeit opfern, sind gut angesehn.
als altenpfleger, der direkt am alten, pflegebedürftigen menschen arbeitet, stehe ich auf verlorenem posten. manche von uns haben sogar angst, krank zu werden. die chefs machen einem ein schlechtes gewissen ... und das alles im namen der kirche - vorne hui, hinten pfui!

aber na gut, ich bin lange genug in diesen tretmühlen tätig. ich bin müde. mir wird auf dienstbesprechungen regelmäßig schlecht, wenn ich sie über qualitätsmanagement reden höre und im gleichen atemzuge über image und finanzen. wir sollen wie roboter funktionieren - mehr als das: sie wollen unser herz.
möglich, dass ich etwas überempfindlich bin. aber wie oft musste ich in den jahren mitansehen, wie gutmütige und motivierte mitarbeiter verheizt wurden. und diese chefs sind aalglatt, waschen ihre hände in unschuld ...
rudolf33a - 13. Aug. 09, 15:54

Abweichungen . . .

Da bist du ja dieser Doppelmoral ausgeliefert.
Viele Menschen die sich auf Jesus berufen, leben ohne ihn.
Diskrepanz - Spaltung - Entzweiung - Jesus will im Herzen wohnen. Viel zu oft sind wir Menschen ein Spielball von Mächten . .
28 Da trat einer der Schriftgelehrten herzu, der ihrem Wortwechsel zugehört hatte, und weil er sah, daß er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das erste Gebot unter allen? 29 Jesus aber antwortete ihm: Das erste Gebot unter allen ist: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist Herr allein; 30 und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft!«[4]5.Mo 6,4-5.
Dies ist das erste Gebot. 31 Und das zweite ist [ihm] vergleichbar, nämlich dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!«[5]3.Mo 19,18.
Größer als diese ist kein anderes Gebot. 32 Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Recht so, Meister! Es ist in Wahrheit so, wie du sagst, daß es nur einen Gott gibt und keinen anderen außer ihm; 33 und ihn zu lieben mit ganzem Herzen und mit ganzem Verständnis und mit ganzer Seele und mit aller Kraft und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer!
34 Und da Jesus sah, daß er verständig geantwortet hatte, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes! Und es getraute sich niemand mehr, ihn weiter zu fragen.
http://www.way2god.org/de/bibel/markus/12/28/#hl

Diese Worte gehören für mich zu den wichtigsten Worten in meinem Leben. Viele Menschen lieben Gott nicht aus ganzem Herzen, und dort wo meine Liebe nicht vollkommen ist, hat immer wieder Haß, Mißgunst, Gier und vor allem Ausbeutung auf Seiten der Arbeitgeber viel, viel Platz. Liebe ich Gott, liebt er mich, dadurch, daß er mich liebt, liebe ich auch mich selbst, liebe ich mich selbst, kann ich diese Liebe weitergeben. Ist irgendwo in dieser Liebesbeziehung eine Störung, gerät die Liebe aus dem Gleichgewicht...
Jesus hat mich und dich so geliebt, daß er in seiner Liebe zu uns Menschen den Tod auf sich nahm, um den Tod für uns zu besiegen, damit wir, du und ich in seiner Liebe leben können. Jeder Mensch der das nicht hat ist arm und verloren, so wie ich das aus deinem Kommentar sehe, haben deine Arbeitgeber die Liebe zu Jesus, zur Wahrheit verlassen. Darum lügen sie und treten herum, weil sie solange sie ohne Jesus leben, zu den Verlorerenen gehören.
Hören und tun - und dort wo Mangel ist, meinen Retter Jesus Christus im Gebet bitten mir zu helfen.
L.G.Rudolf.
bonanzaMARGOT - 13. Aug. 09, 16:13

rudolf, ich gehöre lieber zu den menschen, die unabhängig von einer glaubenszugehörigkeit im sinne des aufklärerischen gedankens das respektvolle, menschliche miteinander präferieren. das herz braucht ein stabiles bett, und das kann nur der verstand liefern - sozusagen als kategorischer imperativ.
in diesem sinne sind toleranz, akzeptanz und auch die lehren jesu nicht bloße worthülsen, die von kanzeln in luftiger höhe hinunter zu tauben ohren gepredigt werden.
man darf sich nicht verlieren ... weder in einem glauben noch in der ratio. das geheimnis liegt in der berührung und durchdringung der unterschiedlichen ebenen.
- zwei seiten derselben medaille -

ich finde deine hingabe zur religion bemerkenswert, aber ich kann sie für mich nicht nachvollziehen. doch gibt es viele berührungspunkte ...
rudolf33a - 13. Aug. 09, 17:04

Gut so.

Bis später . .
L.G.Rudolf.

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