Amok ist mein zweiter Vorname
In der Altstadt kaufte ich mir coole Winterstiefel (die ich gleich an den Füßen behielt) und ging ins Coyoté ein Bier trinken. Es regnete. Es regnete schon den ganzen Tag. Man kann im Coyoté auch günstig essen – American Fastfood. Aber ich aß dort noch nie. Ich mag die gemütliche Atmosphäre, die Bedienungen, und dass fast immer ein Platz an der Bar frei ist. Ich saß etwas verloren herum und schaute durch das Fenster auf die Hauptstrasse und die Fußgänger. Es dämmerte bereits.
Kurzentschlossen nahm ich den Bus zum Hauptbahnhof. Ich wollte mir beim Ausfüllen des Fahrgastrechte-Formulars helfen lassen. Als die Bahnbedienstete mir vorrechnete, dass ich keinen Rückerstattungsanspruch hätte, weil 25% vom halben Fahrpreis meiner Hin- und Rückfahrt nach Frankfurt (das ist der Wert, den man bei Verspätungen ab 60 Minuten geltend machen kann) unter fünf Euro lägen, aber dummerweise nur Beträge ab fünf Euro ausbezahlt werden, rastete ich aus. Zudem bezichtigte sie mich auch noch falscher Angaben. Ich griff in meine Umhängetasche, holte den Colt hervor und drückte einmal gezielt ab – zwischen ihre Augen. Es war ziemlich unspektakulär. Sie blieb einfach mit aufgerissenen Augen und offenem Mund sitzen. Die anderen Schalterbeamten sahen nur kurz zu uns herüber. Allem Anschein nach war man solche Ausfälle gewohnt. Im Weggehen sagte ich: „Viel Spaß noch in Ihrem Beruf, Lady!“ Kein Mensch hielt mich auf.
Ich steuerte auf direktem Wege das Bahnhofsrestaurant Zapato an. Mein Stammplatz an der Bar war von zwei jungen Geschäftsleuten belegt. Ich überlegte, ob ich die auch umnieten sollte, weil - mir war gerade danach. Aber ich wollte lieber in Ruhe mein Bier trinken und setzte mich auf einen Hocker an einem Stehtisch. Der Kellner grinste mich derart oberschwul an, dass ich beinahe das Bier ins Glas zurück gekotzt hätte. Nein, ich habe nichts gegen Schwule. Nicht direkt. Auch nichts gegen die Bediensteten im Reisezentrum – die machen nur ihren Job. Aber ich bin auch nur ein Mensch mit Nerven. Also griff ich erneut nach dem Colt in meiner Umhängetasche (nachdem ich bezahlt hatte) und schoss dem oberschwulen Kellner in den Arsch. Ich glaube, er grinste daraufhin noch breiter, doch das sah ich nicht. Ich eilte durch die Bahnhofshalle, schielte nach links zum Reisezentrum, wo die Lady immer noch mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen hinter Schalter 2 saß. Beim Chinesen besorgte ich mir China Nudeln mit Gemüse zum Mitnehmen. Eigentlich war es noch zu früh für die Heimfahrt. In Bahnhofsnähe befindet sich eine Café-Bar. Ich ergatterte einen Platz an der Bar. Die Bedienung, die ganz alleine die Suffköppe versorgte, erinnerte mich an Liz Taylor, als sie noch bessere Tage hatte. Der Chef, ein fetter Pakistani mit Schnäuzer, stand wichtigtuerisch an der Bar herum. Liz Taylor kam indes kaum der Arbeit hinterher. Die Gaststube war verqualmt. Es saßen fast nur Kretins herum, die noch nie Gehirnzellen zum versaufen hatten. Ich beeilte mich mit dem Trinken und gab Liz Taylor ein ordentliches Trinkgeld. Im Rausgehen jagte ich dem widerlichen, pakistanischen Chef eine Kugel in seinen fetten Wamst.
Die Nacht blendete mich. Mit den neuen coolen Stiefeln an den Füßen flitzte ich hinüber zum Taxistand. Es regnete immer noch, und ich wollte nicht nass werden.
bonanzaMARGOT
- 23. Nov. 13, 12:18
- Die Arschwischmaschine hat frei
Das Schreiben und Reflektieren beleuchtet mal das eine Ich und mal das andere. Mehr oder weniger.
Damit ist kein Risiko verbunden.
Ich halte es für riskanter zu glauben, man wäre im Leben immer der ein und selbe.