Montag, 4. November 2013

Türen können sich öffnen


Langsam werden die Taxifahrerin und ich miteinander vertraut. Wir finden immer ein Gesprächsthema, und die Fahrt zum Bahnhof vergeht dadurch wie im Fluge. Diesmal kamen wir auf Religionen und den Glauben an Gott zu sprechen. Ich sagte, dass ich als junger Mann aus der Kirche austrat – mehr aus ideologischen Gründen. Ich glaube einfach nicht an Gott, und außerdem mag ich diesen Verein Kirche nicht. Auch sie trat damals aus der Kirche aus, erzählte sie, wegen der Kirchensteuer. „Wir hatten nicht viel Geld. Und mein Mann ist Moslem.“ Ihre Argumentation war etwas einfältig und widersprüchlich, aber ich glaube, sie ist als Mensch ganz okay. Im Grunde waren wir einer Meinung, dass es unnötig ist, in diesem Verein zu sein. „Glauben kann man ja trotzdem“, sagte sie.
Sie rundete den Fahrpreis ab. Als ich ihr die ganze Summe bezahlen wollte, war sie beleidigt. „Na gut“, meinte ich.
Wider Erwarten rissen die Wolken auf während der Zugfahrt. Es blieb den ganzen Tag sonnig. M. und ich trafen uns vor der Rio Bar am Barfüsserplatz. In Basel war Herbstmesse - auch damit hatte ich nicht gerechnet. Auf dem Münsterplatz stand ein Riesenrad. Spontan kauften wir uns Tickets dafür. Der Ausblick über die Stadt war herrlich. Wir konnten einige gute Schnappschüsse machen.
Anschließend drehten wir eine Runde durch die Herbstmesse und Basel. M. wollte mich zu einer Käsespezialität führen, und danach wollte ich endlich ihren Laden sehen, eine Änderungsschneiderei, wo sie auch ihre eigenen Stricksachen und Schmuckkreationen verkauft.
Zurück in der Stadt gingen wir türkisch essen. Wir genossen es. Wir genossen die Zeit, die wir zusammen hatten. Zum Abschluss besuchten wir eine Kneipe, wo ein guter Freund von M. als Barmann arbeitet. Gern wäre ich noch länger dort gesessen und hätte geplaudert, aber ich musste zum Zug.
Es war ein Tag zum gemeinsamen Träumen. Vieles kann man nur gemeinsam schaffen, Türen können sich öffnen …, – und dieser Tag meinte es wieder gut mit uns. Das Wolkenloch blieb, als hätten wir es zu unserem Treffen bestellt. Alles fügte sich zusammen zu einem wunderschönen Erlebnis, ganz ohne große Anstrengung, wie von selbst. M. und ich teilen viele Interessen und Sichtweisen. Das macht es wohl einfach. Keiner muss sich verstellen.
Danke. Weil es nicht selbstverständlich ist. Es ist mehr als Glück. Ein Wunder. Vor Kurzem meinte hier ein Blogger, dass es im Leben nicht um das Glück sondern um die Zufriedenheit ginge. Ja, manchmal hat es den Anschein. Aber leben wir dann noch? Braucht es zum Leben nicht diese Wunder, die uns wie ein Riesenrad auf Höhen tragen, die wir sonst nicht sehen würden?













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