And so on


Tagelang war es regnerisch und trübe. Ich fühlte mich wohl in meiner Bude. Heute dagegen sehe ich all die Staubflusen im Sonnenlicht. Ich schlief bis in den späten Vormittag. Die Augen sind verquollen, die Nasenschleimhaut angeschwollen. Kurz: ich fühle mich zum Kotzen. Kaum bin ich aufgestanden, schmerzt die rechte Hüfte. In der Küche stehen noch das Geschirr und die Essensreste vom Vorabend – überall Krümel. Ich mache mich an die Arbeit: Geschirr einweichen, Abfall raus bringen, Bett machen, Waschmaschine anstellen, den augenscheinlichsten Staubflusen wegwischen, Fenster öffnen, Nägel schneiden, Computer anstellen, Kaffee kochen … ; nicht genau in dieser Reihenfolge. Ich brauche nicht lange. Solche alltäglichen Arbeiten unterliegen einem Automatismus. Deswegen finde ich sie aber nicht weniger ätzend. Jeden verfluchten Tag dasselbe. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik schlägt zu. Und Sisyphus muss es richten. Die Sonne lacht durchs offene Fenster. Grimmig schaue ich sie aus meinen noch kleinen Meerschweinchen-Äuglein an. „Für deine miese Laune kann ich nichts“, ruft sie mir zu, „oder dass du schlecht geschlafen hast.“ Eigentlich waren die Träume nicht übel – turbulent zwar aber teilweise ziemlich heiß. „ … und kurz vorm Höhepunkt wache ich auf, weil du mich an der Nase kitzelst!“ Natürlich kann die Sonne nichts dazu, dass ich mich total grässlich fühle. Für den Staub und Dreck in meiner Bude kann sie auch nichts. Warum ist das Leben so verdammt mühevoll? Selbst um halbwegs ein Wohlfühl-Level zu erreichen, muss ich jeden Tag Putzen, Waschen, Duschen, Einkaufen, Essen machen, zur Toilette gehen, Schlafen, Pinkeln, Schlafen, Pinkeln … „Nicht deine Schuld!“ rufe ich aus dem Fenster, „aber heute hättest du dich ruhig verstecken können. Stattdessen führst du mir den ganzen Schmodder in meiner Wohnung vor Augen. In deinem Licht sehen die Wände scheckig aus, und im Spiegel erscheint meine Haut fahl, mein Gesicht müde und hässlich.“ „C`est la vie“, antwortet die Sonne und scheint munter weiter auf einem überirdisch blauen Himmel. „Du wirst auch mal alt ...“, sage ich hustend. Mache ich also das Beste draus. Es ist bereits Mittag. Ich habe frei! Genau einen Tag. Diesen Tag. Heute. Fuck!
Die Waschmaschine wird noch eine gute Stunde laufen. Die Ordnung ist grob wiederhergestellt. Der Kaffee getrunken. Ich schreibe bereits mehr oder weniger munter am Computer. Die Glotze läuft. Der Verkehrslärm schallt durchs offene Fenster. Ich kratze mir den letzten Rest Schlaf aus den Augenwinkeln. (Wenn ich irgendwann aus diesem Albtraum aufwachen sollte, bin ich wahrscheinlich tot.)

ein literarisches Tagebuch

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