Die Halloween-Nacht
Ich sagte zu Klaus im Kaffeehaus: „Im Altenheim ist jede Nacht Halloween. Stelle dir vor, ich käme mit einer Frankenstein-Maske in ein Bewohnerzimmer ...“
Ich hatte Dienst. Eine Neuaufnahme. Ein Bewohner kam unerwartet aus dem Krankenhaus zurück. „Plötzlich stand er da im Aufenthaltsraum“, sagte die Kollegin bei der Übergabe. Es gab einiges zu tun. Nach der Nacht ging ich ins Frei. Leider sind die letzten Dienste eines Blocks meist recht arbeitsam. Keine Ahnung, welcher geheimen Gesetzgebung dies geschuldet ist. Die Bewohner ließen mir kaum eine Verschnaufpause. Ich rannte durch die Flure für nichts und wieder nichts. Selbst Bewohner klingelten, die sonst äußerst selten den Schwesternruf betätigen. Von 22 Uhr 30 an lief auf RTL 2 „The Walking Dead“, die 3. Staffel. Ich kam kaum zum Schauen. Nicht, dass ich ein besonderer Zombiefilm-Liebhaber wäre, aber eine gewisse Faszination greift bei solcherlei Filmen schon auf mich über. Außerdem finde ich diese Serie gar nicht übel gemessen an dem, was sonst an Zombiefilmen geboten wird.
Als die Kollegen vom Frühdienst langsam eintrudelten, meinte ich zu ihnen: „Die Alten scheuchten mich ordentlich.“ Ich war tatsächlich im Eimer, wie man so schön sagt. Zum einen stand ich noch total unter Strom, und zum anderen war ich hundemüde. „Im Altenheim ist jede Nacht Halloween“, witzelte ich auch mit meinen Kollegen. „Manchmal möchte man die Alten am Liebsten umbringen“, sagte eine alte Kollegin. Wenn man ehrlich ist, hat sie damit nicht ganz unrecht. Wie die Zombies fressen sie einen auf. Also, irgendwie im übertragenen Sinne. Ich bin noch nicht ganz wieder da. Ich schlief einen Tag und eine Nacht nach meinem Dienst.
bonanzaMARGOT
- 02. Nov. 13, 11:25
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache