steppenhund - 10. Sep. 13, 21:28

Die Gedanken kommen mir nicht morbid vor. Um es mit Schopenhauer zu sagen: der Mensch hat ein metaphysisches Bedürfnis.
Der einzige Grund, warum ich hier nicht mehr kommentiere, ist deine Ablehnung des "Elitären". Wenn ich dir schreiben würde, welche Menschen ganz ähnliche Gedanken vor dir hatten, tätest Du mit einem "Ich bin nicht so elitär, ich mache meine eigenen Erfahrungen." ab. Dies bleibt dir unbenommen. Aber es ist eine Tatsache, dass ich in vielen Äußerungen von dir Wiederholungen entdecke, die Du aber wie es mir scheint mit dem Argument ablehnst, "dass Du über deine eigenen Gedanken schreibst." Es ist durchaus ehrenhaft, sich vernünftige Gedanken zu machen oder metaphysische Fragen zu stellen, wenn man sich dabei bewusst ist, dass man sich in einer Gruppe von Menschen befindet, die immer schon mit den gleichen Fragen haderten.

Deswegen werfe ich z.B. keine Bücher weg. Irgendwann habe ich wieder Lust, Seneca zu lesen und mich daran zu erfreuen, was er vor 2000 Jahren gesagt oder geschrieben hat.

Manchmal kommen mir deine Schreiben hier wie Hilferufe vor, die in dem Moment, in denen sie beantwortet werden, zurückgenommen werden.

Also zusammenfassend: dumm sind deine Gedanken sicher nicht - und auch nicht morbid. Sie scheinen nur in deinen Äußerungen eine Botschaft kodiert zu haben: In Wirklichkeit lege ich keinen Wert, wie ihr darüber denkt.

Geschrieben im Zug, mit 220km/h reisend. Es sind also sehr schnelle Gedanken von mir:)

bonanzaMARGOT - 11. Sep. 13, 10:04

danke für deine antwort, steppenhund.
selbstverständlich entdecke ich in der literatur dann und wann meine gedanken wieder. aber im privaten umfeld ist "philosophieren" eher eine seltenheit - oder aber die leute prahlen mit ihren philosophischen kenntnissen, selbst erdachtes kommt dagegen wenig.
gegen prahlhänse habe ich nunmal etwas. schon immer.
ebenso habe ich etwas gegen eine eliten-bildung. das elitäre würdigt viele menschen zu unrecht herab.
es ist ganz normal, dass menschen unterschiedlich begabt sind. wenn man von der natur und den genen auf eine weise besonders bedacht wurde, kann man dankbar sein - sollte sich aber nicht zur elite erklären. unser sozialgefüge lebt von der gleichwertigkeit des menschseins unabhängig von den begabungen, fähigkeiten und der intelligenz seiner mitglieder. leider haben diesen grundsatz nicht alle menschen verinnerlicht. die leistungsgesellschaft ist das falsche modell, um einen dauerhaften sozialen frieden zu gewähren.

ab und zu empfinde ich meine metaphysischen gedankengänge als morbide, weil sie nicht nur glücksgefühle hervorrufen sondern mich auch an den rande der verzweiflung bringen können; oder ich versinke in grüblerischer schwermut und einsamkeit.
die fragen, die daraus hervor gehen, können wie hilferufe klingen - hilferufe in einer hauptsächlich materialistisch ausgerichteten welt, in der ich mich nicht wirklich zuhause fühle.
bonanzaMARGOT - 11. Sep. 13, 10:09

220 sachen! wow! das ist ja annähernd lichtgeschwindigkeit.
wenn du aussteigst, bin ich evtl. schon tot.
steppenhund - 11. Sep. 13, 11:17

noch nicht tot

Du hast aber den Kommentar geschrieben, nachdem ich bereits aus dem Zug ausgestiegen bin:)
bonanzaMARGOT - 11. Sep. 13, 11:19

ja. offensichtlich. 220 km/h sind wohl doch nicht annähernd lichtgeschwindigkeit.
du hast trotzdem sehr geringfügig etwas lebenszeit gegenüber mir gewonnen. aber das gleiche ich bei meiner nächsten zugreise aus.
steppenhund - 11. Sep. 13, 11:28

Das mit der Ablehnung der Elite kann ich nicht nachvollziehen, weil das Wort für mich nicht so besetzt ist, wie für dich.
(Dass das Wort elitär oft falsch gebraucht wird, ist ein anderes Kapitel.)
Aber ich habe z.B. auch etwas gegen Gleichheitsverfechtung. Einerseits sollten alle Menschen gleiche Chancen haben. Diese Chancengleichheit wird allerdings bereits ab der Geburt (selbst in gleichen sozialen Schichten) vernichtet. Der erste Einfluss, den in der Regel die Eltern haben, bestimmt schon sehr viel, was an Chancen für das Kind offen stehen. Im Gegensatz zu einigen politischen Vertretern ist diese Abhängigkeit nicht vom wirtschaftlichen Niveau der Famile abhängig. Sie korreliert vielleicht, vielleicht sogar aussagekräftig - doch wie erklärt man dann die Erfolgstypen, die aus ärmsten Verhältnissen aufsteigen, entweder wirtschaftlich oder intellektuell?
Ich persönlich habe eine einfache Klasseneinteilung getroffen, die in vier Quadranten unterscheidet. In der einen Achse unterscheide ich [hat Herz, hat kein Herz], in der anderen Achse unterscheide ich [will dazulernen, will nichts mehr lernen].
Danach richtet sich meine persönliche Meinung über einen Menschen. [Kein Herz, will nicht dazulernen] sind Typen, die für mich uninteressant sind. Alle anderen sind dann bei mir schon "elitärer". Die wirkliche Elite sind die mit Herz und der lebenslangen Beschäftigung mit ihrer eigenen Weiterbildung. (Selbstverständlich zähle ich mich da auch dazu:))))) )
Elitär, als Bewertungswort gebraucht, wird von mir nie als absolute Bezeichnung akzeptiert, sondern es hängt davon ab, wer das Wort gebraucht. Menschen, die ich als elitär bezeichnen würde, verwenden nach meiner Erfahrung dieses Wort gar nicht.
Und selbstverständlich würde ich dieses Wort nie in Verbindung mit materiellen Gegebenheiten verwenden.
bonanzaMARGOT - 11. Sep. 13, 11:54

eliten bedingen in meiner auffassung selbstverständlich eine wertung. es ist schwer zu leugnen, dass sich viele eliten als etwas besonderes ansehen und sich dementsprechend herablassend verhalten. zu vergleichen wäre dies mit dem adel. man fühlt sich eben doch als etwas besonderes (besseres), umgibt sich gern mit seinesgleichen, auch wenn man sich in understatement übt.
ich mag menschen allgemein nicht, die sich für was besseres halten. egal ob das aufgrund von ausbildung, wissen, klassenzugehörigkeit, herkunft oder besonderer begabungen gegeben ist.
es ist gut, wenn die menschen ihren ehrgeiz, ihr wissen und ihre fähigkeiten in die gesellschaft einbringen. und es liegt in der natur der sache, dass manche menschen mehr für die allgemeinheit leisten können als andere. man sollte niemals menschen aufgrund ihrer geringeren intelligenz oder leistungsfähigkeit, welche viele gründe haben kann, herabwürdigen. chancengleichheit bedeutet, dass jeder nach seinen möglichkeiten gefördert werden sollte, und dass er sich auch als einfacher arbeiter als vollwertiges mitglied der gesellschaft fühlen kann, dass er nicht mit mindestlöhnen abgespeist wird ...
in dieser beziehung denke ich sozialistisch.
es geht mir dabei nicht um eine völlige gleichheit in der entlohnung von arbeit, aber doch um eine annäherung und um die vermeidung von demütigenden beschäftigungsverhältnissen, die an sklavenarbeit erinnern. es darf nicht sein, dass sich ein gros der menschen von den gesellschaftlichen "eliten" in wirtschaft, industrie und politik ausbeuten lässt.

ich unterteile die menschen nicht so oberflächlich wie du, steppenhund. ich will etwas genauer hinschauen. wenn wir auch die gescheiterten und kranken menschen wie vollwertige mitglieder der gesellschaft wahrnehmen und behandeln, ist schon viel getan. sie werden es uns danken.
wenn wir allerdings menschen pauschal vorverurteilen (z.b. als faulenzer und sozialschmarotzer) können wir nicht erwarten, dass diese sich noch in irgendeiner weise anstrengen. dann bekommen wir sowas wie eine selbsterfüllende prophezeiung. wenn eine mutter ihrem kind ständig sagt, dass es nichts taugt, wird unter umständen genau das eintreffen.
freilich gibt es ausnahmen: es gibt menschen, die sich trotz aller widrigen umstände durchs leben kämpfen. aber die kann man nicht als maßstab für alle ansetzen.
steppenhund - 11. Sep. 13, 13:35

Na ja, dann sind ja weitere Kommentare überflüssig, wenn Du mein Urteil als oberflächlich bezeichnest.
bonanzaMARGOT - 11. Sep. 13, 14:03

steppenhund

jede kategorisierung von menschen ist oberflächlich.
da mache ich mir selbst auch nichts vor, wenn ich menschen manchmal in gruppen oder schubladen unterteile.
diese vereinfachungen sind manchmal notwendig, um sich verständlich zu machen. allerdings sollten sie nicht ein weltbild begründen - wie es leider oft der fall ist. ich nenne bewusst keine beispiele.

oberflächlichkeit war in diesem kontext nicht negativ gemeint.

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