Platz schaffen


Es gab einmal eine Frau, die spannte eine Schnur wie eine Wäscheleine unter der Zimmerdecke, woran sie die Postkarten hängte, die ich ihr geschickt hatte. Wenn ich in ihrem Bett lag, sah ich meine Karten dort oben baumeln. Ich konnte gar nicht nicht hinschauen. Nach wenigen Monaten war die „Leine“ voll, und sie musste die neuen Postkarten über die alten clippen.
Tja, Fernbeziehungen … Das Platzproblem ist seit ein paar Monaten gelöst. Sie wird die „Leine“ längst abgenommen haben. Ich weiß noch, als sie, kurz nachdem wir uns verliebt hatten, die Photos von ihrem Ex entfernte, jedenfalls so, dass sie mir nicht ins Auge sprangen, also z.B. neben dem Bett. So ist das – immer muss man Platz schaffen für Neues. In der Wohnung wie auch in Kopf und Herz. Wobei das Platz schaffen in der Wohnung noch die leichteste Übung darstellt. Ich kann die Artefakte aus alten Beziehungen, die ich entsorgte, nicht zählen: Bilder, Briefe, Postkarten, Geschenke … Aber niemals warf ich alles weg, so dass immer ein paar Erinnerungsstücke an alte Zeiten und alte Liebschaften blieben. So mache ich es mit allen Dingen meines Lebens: Ich schmeiße viel aber nicht alles weg. Einige Sachen behalte ich zur Verdeutlichung meiner gelebten Vergangenheit (meiner Biographie), so dass ich, falls ich Lust dazu habe, als Archäologe in eigener Geschichte tätig werden kann.
Dazu kam mir gestern eine neue Blog-Idee: Wie wäre es, wenn ich meine alten Tage- und Notizbücher in einem Extra-Blog aufarbeitete? Es betrifft meine Prä-Computer-Zeit, als ich das Meiste handschriftlich notierte. Ich würde mir also meine alten Aufzeichnungen vornehmen und sie chronologisch Tag für Tag in ein Blog schreiben. Natürlich redigiert. Sozusagen ein Tagebuch aus der Vergangenheit … Eine kleine Zeitreise für mich und die Leser – sofern sich jemand dafür interessiert. Jedenfalls wäre ich durch dieses Projekt motiviert, meine alten Sachen peu à peu zu überarbeiten. Bisher fehlte mir nämlich immer der Antrieb dazu. Wenn ich mir jeden Tag adäquat nur einen Tagesbeitrag aus den Notizbüchern vornähme, sollte es keine große Mühe darstellen.
Das Mysterium der Zeit – wie wir uns unsere Zukunft vorstellen, und wie wir uns in der Vergangenheit wiederentdecken, faszinierte mich schon immer. Inzwischen habe ich genug Stoff aus der Vergangenheit. Das Leben ist ein Bild, das sich umso mehr offenbart, desto mehr man von ihm sieht. Meist leben wir nur im Segment der Gegenwart – und wundern uns vielleicht, wie wir dorthin gelangten. Dabei könnten wir uns selbst die Zukunft lesen, wenn wir mutig und ehrlich auf unser Leben blicken. Und danach sind wir erst wirklich frei für Neues.

Lange-Weile - 04. Mai. 13, 01:09

unter Kontrolle

Hallo Bo.,

warum viele Beziehungen - egal ob fern oder nah gelegt - immer wieder zerbrechen, das hat wohl auch etwas mit den Ängsten zu tun, die der Mensch in sich trägt. Während der eine Angst vor zu viel Nähe hat, hat der andere Angst davor, verlassen zu werden. Und der verängstigte versucht seine Ängste zu bändigen, indem er handelt, was eigene Angst kaschieren soll.

Während der, der die Nähe sucht, auch ganz nah dran sein möchte (Das hat wohl auch etwas mit Kontrolle zu tun) geht der andere auf Distanz (und das hat auch etwas mit Kontrolle zu tun) Der eine kann nur in unmittelbarer Nähe abchecken, ob die Welt noch so ist, wie sie gestern war, der andere behält nur dern Überblick, wenn er genügend Distanz hat.

Egal wie es nach außen hin aussieht- auf beiden Seite geht es um Kontrolle der eigenen Ängste. Schlußsendlich wird aus der Anziehung Ablehnung. Ein Pol dreht sich - das reicht schon für den Abstoß.

Frei für was neues ?

So dachte ich auch oft..Neue Liebe neues Glück. Doch durchdringen zum dauerhaften Beziehungsglück konnte ich bisher nicht. Wahrscheinlich liegt es auch bei mir an der Kontrolle meiner Ängste, denn erst wenn ich mich von ihnen befreien kann, dann bin ich wirklich frei für was neues. Eine Bindungsangst lässt sich auch nicht mit einem neuen Glück einfach überspingen..sie verlangt nach Auseinandersetzung, um den Hintergrund zu erfahren. Sie bleibt auf meinen Weg und lässt sich besten vor sich her schieben..jedoch nur, wenn ich den Weg allein gehe.

Wenn ich z.B. keinen Weg finde, die Barriere der Bindungsangst zu überwinden, werde ich sicher mein menschliches Dasein hier auf Erden als Single beenden.

Rückblickend erkenne ich jedoch, dass jeder Mann - was jetzt die Beziehungen betrifft - wichtige Begegnungen für mich waren. Sie brachten mich in einer Entwicklung weiter. Die stärkste Schmiede war meine 8 jährige Ehe, die in eine Katastrophe endete, ja sogar in Gewalt mündete. Weil ich damals wegen der Kinder nicht einfach gehen konnte, musste ich alles ertragen und durchleben, aushalten - in mir lief eine rasante Veränderung ab, die ich im seichten Leben nie erreicht hätte.

Ich glaube, wir packen heute einfach zu schnell die Sache und beenden, wenn es schwierig wird, denn im Prozess des Zusammenwachsens muss man sich mit den eigenen Dämonen oder Prinzipien oder traumatische Erinnerungen auseinander setzen - diese lösen die inneren Ängste aus, wenn sie ihre Existenz aufgeben bzw. den Pool der Erinnerung verlassen müssen.

LG LaWe


bonanzaMARGOT - 04. Mai. 13, 10:32

hi lawe

"platz schaffen" war in meinem beitrag nicht nur auf liebesbeziehungen sondern allgemein auf das leben bezogen.
ich bin der meinung, dass wir in unserem leben desöfteren mal aufräumen und platz schaffen sollten. dabei müssen wir einiges über bord werfen - unter umständen auch innere einstellungen, träume und zielsetzungen.
ich mag nicht ewig den ganzen ballast aller vergangenen lebensphasen mit mir herumschleppen. sowieso bleiben einige relikte übrig, und alles in allem bleibt auch noch genügend gewicht zu tragen. aber ich habe nach dem aufräumen hoffentlich etwas mehr durchblick - das meinte ich auch mit archäologie der eigenen geschichte gegenüber. wir müssen uns manchmal wieder vor augen halten, wie wir damals dachten und fühlten, und erst dann können wir das kapitel wirklich abschließen oder ruhen lassen. so ist jedenfalls mein plan.

warum liebesbeziehungen oft scheitern - nun, ich glaube, das ist ganz normal. die vielfalt der möglichkeiten beinhaltet eher das scheitern als das glücken einer lebenslangen bindung. wir sind heute durch die abnahme der gesellschaftlichen zwänge nicht mehr unbedingt auf die konventionelle paarbindung (ehe) festgelegt. ich finde diese entwicklung positiv im sinne der freiheit des menschen. aber wer die wahl hat, hat mitunter die qual ...; freiheit bedeutet auch, dass man die verantwortung seiner entscheidungen alleine schultern muss, dass man alles verlieren kann und evtl. einsam bleibt.
für einen menschen wie mich, dem die eigene freiheit sehr lieb ist, ist es nicht einfach, eine dauerhafte paarbindung einzugehen. zumal wenn diese paarbindung zu viel konventionelles familiengebaren beinhaltet. (das wort "spießig" will ich nicht schon wieder bemühen, weil ich damit bei einigen lesern und bloggern aggressionen gegen mich wachrufe.)
mein beziehungsmodell basiert in der hauptsache auf freiheit und toleranz. wenn man dann merkt, dass die zwänge zu groß werden, und wesentliche ansichten zu verschieden sind, sollte man besser klar schiff machen. aber natürlich mache ich es mir damit nie einfach, und es ist immer sehr schmerzhaft - weil die liebe läßt sich nicht einfach auslöschen. vielleicht würde ich sogar das ein oder andere mal der liebe wegen noch einen versuch starten ..., doch niemals, wenn sich die andere seite nicht auch bewegt und ein zeichen sendet.
ich glaube daran, dass es die ein oder andere frau gibt, die wie ich keine festen wände für eine liebesbeziehung will, die wie ich einen mittelweg finden will zwischen persönlicher freiheit und gemeinsamem erleben, gemeinsamen bedürfnissen/leidenschaften und projekten. eigentlich wünsche ich mir eine liebesbeziehung ähnlich wie eine freundschaft - nur mit einem plus an liebe und leidenschaft. und wie bei einer freundschaft gilt, dass man sich gegenseitig in notlagen hilft ..., füreinander da ist in einsamen stunden. aber niemals sollte diese nähe erdrücken.
wer am anfang einer beziehung zu viele bedingungen stellt, wird schiffbruch erleiden. jedenfalls aus meiner erfahrung.

ich habe keine beziehungsängste. dazu liebe ich zu gern.
bonanzaMARGOT - 04. Mai. 13, 14:19

Und zur Kontrolle

Ich habe keine Lust, andere Menschen zu kontrollieren oder zu beherrschen - darum wäre ich ein schlechter Lehrer und auch ein schlechter Vater. Auch will ich nicht von anderen Menschen kontrolliert oder beherrscht werden. Das gilt allgemein und im Besonderen dann auch für Liebesbeziehungen.
Menschen kann man nicht wirklich besitzen, und man kann sich ihrer auch nie 100%ig sicher sein. Nur unter Druck können wir eine solche Sicherheit aufrechterhalten. Und das ist in meinen Augen nicht wünschenswert. Ich liebe den freien Menschen, das freie Individuum. Man kann einen Menschen führen und lehren - aber bitte nie kontrollieren!
Die einzige brauchbare Kontrolle ist die Selbstkontrolle bzw. Selbstdisziplin. Und auch die sollte man nicht übertreiben.
Lange-Weile - 04. Mai. 13, 16:31

2 Seiten verbinden

Hallo Bo.,

jetzt hab ich noch mal nachgeschaut, ob ich Beziehungs- oder Bindungsangst in meinem Kommentar erwähnte. Aber bei mir stand im Vordergrund die Bindungsangst. die eine Beziehung in jedem Fall tangiert. Beziehung ist ein miteinander und Bindung ist so was, wie zu einer Einheit verschmelzen. So wird ein Paar - wenn es zwischen ihnen gut läuft - auch immer als Einheit wahrgenommen.

Ich denke, es ist auch ein großer Unterschied, ob ich eine Beziehung habe oder eine Bindung eingehe. Da war mein gedanklicher Ansatzpunkt - Beziehung ja- sich wie Fäden zu einem Stoff verweben...Bindung nein, denn das geht es um ein gemeinsames Muster auf dem Stoff zu gestalten.

Eine Beziehung kann auf Distanz (räumlich, örtlich,) gelebt werden, ich denke, nach diesem Modell leben heute viele. Auch wenn es um Sex geht, funktioniert dies. Aber wenn es um Liebe gehen soll, dann wird es echt schwer. Liebe verlangt immer nach Nähe..weil der Partner ja ein Teil von einem selbst geworden ist. D.h. man kann sich in Wirklichkeit nicht trennen, weil dann wieder etwas aus einem verschwindet. Auf der anderen Seite führt getrenntes Alltagsleben auch zu einer Illusion, denn man lernt den Menschen nur von seiner guten Seite kennen, während die andere weniger gute Seite scheinbar nicht vorhanden ist. Doch wirklich verbinden kann man sich mit dem Partner erst, wenn man auch die weniger guten Seiten an ihm kennen lernt und akzeptiert.

Erst dann stellt sich das Gefühl ein, das der Partner einen auch wirklich kennt, als ganzes wahrnimmt. Dann brauche ich keine Energie bzw. Nischen mehr, um vielleicht weniger gute Seiten von mir zu unterdrücken bzw. auszuleben. Ich denke, dann ist man wirklich als Menschen miteinander verbunden. Wahrscheinlich haben sogar deine Eltern nach diesem Muster gelebt. Und auch so kann die Liebe sich erfüllen - man hat sich dem Partner ganz gezeigt und das verbindet.

Das ist eine andere Form der Freiheit. Ein Sprichwort sagt: "ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert" ;-) Hab ich alle meine Eigenschaften, die ich an mir selbst akzeptiert habe, auch meinem Partner gezeigt und er mag mich dann immer noch...dann ist man mit ihm verbunden - eine Bindung eingegangen.

Achja..Kontrolle...dabei ging er mir um die Kontrolle der eigenen Ängste, die sich nur in bestimmten Situationen zeigen. Damit sie sich mir nicht zeigen oder ich mich mit ihnen auseinander setzen muss, bemühe ich mich, die angstauslösende Situation zu vermeiden. Gelingt mir das erfolgreich, glaube ich ohne Angst zu sein. So wie ein Kind, dass bei der Gefahr die Augen schließt und damit glaubt, aus der Gefahr zu sein.

Die Diskussion über Spießigkeit in den vorangegangenen Kommentaren habe ich gelesen. Da schlugen die Welle eher hoch. Ja..manchmal reagieren Menschen sehr emotional und dafür gibt es Gründe..die nicht - wie in diesem Fall - in deiner Person zu suchen sind, sondern die liegen in einem selbst.

Worte können wie kleine Bomben im Empfängers explodieren. Die Worte sind die Bömbchen, der Zünder steckt jedoch in einem selbst. Ich entscheide, ob ich die Bombe hochgehen lasse oder nicht. Aber nicht immer kann ich so frei entscheiden, wie ich glaube, denn wenn mein Zünder schon extrem stark unter Strom steht, dann fliegen die Funken schon, während die Bombe im Anflug ist . Ein vorübergehendes emotionales Chaos wird anrichtet und kann sich zu einer emotionalen Lawine entwickeln.

Wir haben das ja nach deinem letzten Besuch ja auch schon mal durchgespielt ;-)). Ich brauchte ein paar Tage um alles wie die Aschenputtelerbsen auseinander zu sortieren. Da gab es noch ein Teil in meinem Innenleben, das ich nicht kontrollieren konnte.

Achja..wenn deine Ostseereise durch Rostock führt, können wir ja noch mal üben ;-)).

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 04. Mai. 13, 18:27

Ich dachte auch schon daran, dich zu besuchen, wenn ich schon mal in der Gegend bin. Es würde mich freuen, wenn ich nochmals deine Gastfreundschaft für 1-2 Tage strapazieren dürfte. Am Ende meiner Reise ..., und dann nehme ich wieder von Rostock den Zug zurück.
Lawe, in meinen Augen bist du eine Freundin.
Ich mag deine Intelligenz - wie du dich ausdrückst und denkst. Du bist eine selbstbewusste Persönlichkeit, die ihren eigenen Weg geht. Und Blabla.
Ich habe nicht mehr viele Freunde - weder im realen Umfeld noch im Internet. Ich danke dir, dass du über Jahre hinweg Interesse an meinen Blog-Beiträgen zeigtest. Und weil ich deine Beiträge auch spannend finde, ergab sich für mich diese freundschaftliche Beziehung zu dir. Mit der Zeit ...

Ich sehe keinen maßgeblichen Unterschied zwischen einer Beziehung und einer Bindung. Alles was Bindung ist, ist auch Beziehung. Nur will ich mich nicht notwendigerweise gebunden fühlen. Das betrifft auch meine familiären Bindungen. Eine Bindung gehe ich "freiwillig" ein, oder gar nicht.

Ich liebe die Menschen an sich. Aber nicht alle kann ich im Sinne einer Beziehung lieben.
bonanzaMARGOT - 05. Mai. 13, 09:55

zur ergänzung

da ich gestern von unterwegs aus mit dem iphone nur "notdürftig" antwortete, noch einige gedanken zu "beziehung-bindung".
du schreibst, dass die liebe nähe fordert, und dass dies eine fernbeziehung so schwer macht. ich finde nicht, dass liebende immer das bedürfnis haben müssen aufeinanderzusitzen. nähe hat nur bedingt mit der qualität der liebe zu tun. man kann sich nah sein und aneinander vorbei leben. natürlich braucht es eine feste frequenz des wiedersehens, und es braucht auch ein mindestmaß an gemeinsamer zeit, die man miteinander verbringt. ich glaube, dass da unterschiedliche menschen auch unterschiedliche vorstellungen dazu haben. was dem einen zu wenig ist, kann dem anderen schon zu viel sein. das betrifft auch den sex. man trifft leider nicht immer auf den menschen, der in diesen dingen genau dasselbe maß hat. wer liebt und mehr nähe wünscht, muss auf den partner, der auch mal distanz braucht, rücksicht nehmen, und darf nicht immer fordern. und andersherum muss der "distanziertere" auf den partner, der sich mehr nähe wünscht, ein wenig zugehen. selten lassen sich alle wünsche in einer beziehung befriedigen.
früher hatten es die menschen einfacher - denn es gab nur ein beziehungsmuster, und das "musste" angestrebt werden. man hatte gar nicht die wahl, und wenn sich wer quer stellte, war er mit seinen bedürfnissen alleine, traute sich vielleicht gar nicht, sie zu äußern. und so was kann auf dauer krank machen (oder z.b. in die alkoholsucht führen).
ich glaube, dass die krankengeschichte meiner mutter mit ihrer ehe zu tun hatte. sie war eine ehrgeizige und kluge frau und kam an der seite meines vaters nie richtig zur entfaltung. ich wäre da lieber für eine trennung gewesen, als die zeit dafür war ...
was ich damit sagen will: bei allen schwierigkeiten mit den heutigen freiheiten in beziehungsdingen, das damalige einheitsmodell war darum nicht besser.
der nachteil der freiheiten ist, dass man auch die freiheit hat, fehler zu machen. und der nachteil eines einheitsmodells ist, dass manche menschen darunter sehr leiden können. das gilt, glaube ich, nicht nur für beziehungen.
aber nochmal zum unterschied oder nicht-unterschied von beziehung und bindung:
wenn ein paar zusammen kinder haben will, eine eigene familie gründen will, ist das was anderes, als wenn man z.b. im fortgeschritteneren alter einen partner sucht.
von einer bindung, wie du sie, lawe, im unterschied zu einer beziehung beschreibst, würde ich im falle der verschmelzung zu einer familie reden. jedenfalls im "idealsten" falle. der ring ist zwar altmodisch aber ein ganz passendes symbol für eine solche verbindung.
ich hegte nie solche "bindungs-wünsche". das heißt aber nicht, dass die beziehungen, die ich einging, leichtfertig und oberflächlich waren. auch sie bedeuteten für mich in gewisser weise bindungen. wo liebe ist, da entstehen automatisch bindungen. doch anders als bei der familiären verschmelzung bleiben den partnern mehr autonomie. sie handeln nicht nur zu zweit - sondern behalten ihre eigenen bereiche. die kunst dabei ist wahrscheinlich die balance zwischen nähe und distanz.
zu viel distanz - und liebe und vertrauen leiden; zu viel nähe - und autonomie und freiheit bleiben auf der strecke.

wahrscheinlich müssen wir uns damit abfinden, dass es im leben nicht "den richtigen partner" gibt, sondern dass es völlig normal ist, dass man mehrere beziehungen in seinem leben eingeht, dass man mehrere lieben hat (nicht unbedingt gleichzeitig).
die sehnsucht nach der "großen liebe" bleibt, wo man sich durch den anderen nicht eingeschränkt sondern ergänzt fühlt.
Benni (Gast) - 05. Mai. 13, 13:10

Die Frau mit der Wäscheleine war aber auch ganz schön spießig konventionell, oder?

bonanzaMARGOT - 05. Mai. 13, 13:16

teils teils, benni. sie ist mutter von zwei kindern. da kann man nicht nur nach seinem ego gehen.
ich bewunderte sie, wie sie alles (alleinerziehend) managte. sie ist eine mutige frau. sie startete in kärnten neu durch.
jeder ist ein stück weit spießig. ich bin es sicher auch. es kommt ganz auf die perspektive an. aber jedenfalls scheue ich nicht die auseinandersetzung mit meinen evtl. spießigen seiten. und von manchen weiß ich vielleicht gar nichts.

also, es gibt jedenfalls tausendfach spießigere leute als diese frau.

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