Aus "Ink, Blood, Wine & Dreams (97/98)"
Meine Gute Laune
Ich stecke in der zähen Masse Menschen.
Wo nehme ich die gute Laune her?
Ich bin nicht besonders sozial,
kein guter Unterhalter.
Wo nehme ich die gute Laune her?
Ich grabsche nach meinem Arbeitslohn
und zahle,
dass ich nicht friere,
nicht hungere,
dass ich Licht habe und Schreibzeug,
dass ich in meinem Bett schlafe
und Wände mich schützen,
dass ich nicht verdurste ...
Wo nehme ich die gute Laune her?
In einer Welt voll Ahnungsloser,
wo Gelehrte und Raffer sich um die Wahrheit schlagen,
während die Masse von schlichter Überlebensangst
gepackt ...
Wo nehme ich die gute Laune her?
Oh! Ich hänge sehr am Leben
aber nicht an den Pflichten.
Ich bin ein weltvergessener Träumer
mit verkrampften Eingeweiden.
Ich fühle mich wie eine eingemottete Mondrakete,
die nie starten wird.
Wo nehme ich die gute Laune her?
Ganz von selbst lache ich über die alten Witze,
die alten Knochen, die alte Verzweiflung ...
Lebensfreude wird inszeniert, getanzt,
gespielt, geklatscht, gesungen,
bis sie ins Blut geht
und in die Beine, und in die Hüfte,
und in alle Körpersäfte.
(o2.12.1997)
bonanzaMARGOT
- 02. Mai. 13, 12:13
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