Post für die Toten
Nachtdienst über Ostern. Es zieht sich ganz schön ... dieses Ostern. Noch eine Nacht.
Ich fühle mich müde und verbraucht. Die Greise und Greisinnen im Altenheim mit ihren kleinen und großen Nöten, ihren Krankheiten, ihrer Verwirrtheit – sie existieren Nacht für Nacht weiter wie leibhaftige Gespenster. Indes starben meine Eltern im Abstand von nur wenigen Wochen. Ein Gefühl von Unwirklichkeit beschleicht mich. Der Tod ist verrückt. Er flitzt wie eine Flipperkugel durch die Welt. Die Bahn der silbernen Kugel ist kaum vorhersehbar. Nach und nach knipst sie die Menschen aus. Die einen sterben langsam, die anderen schnell; manche unerwartet, leise oder laut, leicht oder widerstrebend … „Ping, Ping, Dong, Ping, Klack, Ping, Ping“ macht es in einem fort.
Ich komme vom Nachtdienst nach Hause. Die Sonne geht auf. Meine Eltern erleben diesen Tag nicht, denke ich, und es ist ein absolut merkwürdiger, auf eine Art und Weise schauriger Gedanke. Sie erleben diesen Frühling nicht mehr. Sie werden den Sommer nicht mehr erleben. Von meinen Fahrradreisen schrieb ich ihnen immer Postkarten. Meine Mutter sammelte sie in einem Album – mit den Jahren wurde es voll. Wenn ich dieses Jahr verreise, werde ich an meine Eltern denken und mich dabei erwischen, dass ich ihnen eine Postkarte schicken will. Mir wird noch in vielen Momenten traurig bewusst werden, dass Vater und Mutter nicht mehr da sind.
Aber wer hindert mich daran, von meinen zukünftigen Reisen Postkarten auf ihr Grab zu legen? Leider haben Gräber keine Briefkästen. Ja, das werde ich machen. Sie bekommen weiterhin Post von mir.
bonanzaMARGOT
- 01. Apr. 13, 16:42
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache
Traditionen
ich erinnre mich an eine Tradition, die die Menschen mit jüdischen Glauben im Umgang mit ihren verstorbenen Angehörigen pflegen. Sie legen eine kleinen Steine abei jedem Besuch uf den Grabstein und sprechen dabei mit ihren verblichenen Lieben.
Wir Ungläubigen haben es da schwerer - weil wir nur dort Leere sehen, wo andere Kulturen ihre Menschen trotzdem noch sehen.
Das Ping..Ping..Dong..Klack...des Todes kenne ich leider auch. Es war wie ein Fluch mit dem Beginn von 2000 - im Herbst kam mein großer Sohn wegen Suizid in die Klinik und zog sich danach von der Familie zurück. Kurz darauf starb Johannes sein Vater...wenig später meine Mutter...in der Zeit erkrankte meine Schwester tödlich und auch sie verschwand plötzlich...2 Jahre später verstab mein Vater..und kuz danach..d damals ..ich werde den Rest meines Lebens mit Beisetzungen zu tun haben.
Die Flipperkugel suchte sich danach wohl eine andere Familie.
Bis heute habe ich alle Sterbefälle nicht verwunden..doch ich konnte mich arrangieren.
Ich hoffe,,es gelingt dir auch, doch Trauer braucht seine Zeit
LG LaWe
was die trauer mit mir macht, weiß ich nicht. ich begegnete dem tod berufsbedingt schon häufig. nur ist es diesmal eine viel intimere, persönlichere geschichte.
seelischen schmerz und trauer kann man nicht steuern. ich werde auf meine natur vertrauen müssen. auf die selbstheilungskräfte.
niemand wird von solchen schicksalsschlägen bzw. vom tod verschont.
die notwendigkeit des todes besteht meiner meinung nach darin, dass er platz für neues macht - und das bedeutet auch hoffnung.
ohne schmerz gibt es kein leben. auch keine liebe. und keine kunst.
wenn junge menschen sterben, unsere kinder, geschwister oder partner, dann ist dies sicher noch viel schwieriger zu verwinden.