Im Bann des Todes
Ich traf Klaus auf dem Weg ins Kaffeehaus. Er kam gerade vom Kaffeehaus. Als ich ihm vom Tod meines Vaters berichtete, ging er noch mal mit. Dafür spendierte ich ihm ein Baby-Weizen.
Klaus ist Anfang Sechzig und steuert auf die Rente zu. Er erzählte mir von einem Vortrag in der Stadtbücherei, der ihn sehr betroffen machte: Sven Kuntze (Journalist im Ruhestand und Buchautor) redete über das Altern. Wer wünscht sich nicht einen schönen letzten Lebensabschnitt? Nur machen einem oft Alterserkrankungen, Vereinsamung und Armut einen Strich durch die Rechnung. Es ist nur eine Frage der Zeit. Meine Eltern hatten immerhin fünfzehn Jahre, die sie gemeinsam in ihrem kleinen Häuschen mit Garten genießen konnten. Aus meiner Betrachtung war es ihre entspannteste Zeit, und ich hätte ihnen noch viele schöne Jahre gewünscht. Aber in nur wenigen Monaten überschlugen sich die Ereignisse … An Klaus gewandt:„Weißt du noch, es ist ein Jahr her, da fuhrst du mich zu Vaters achtzigstem Geburtstag. Die Demenz war zwar schon merkbar, aber im Großen und Ganzen war Vater wohlauf.“ Während ich das sagte, dachte ich daran, was im letzten Jahr alles passierte – an Schönem und Schrecklichem. Ich erzählte Klaus vom Ende meiner Liebe in Kärnten. Er war noch nicht auf dem neuesten Stand. Ich hatte mich bisher darum gedrückt. Klaus klopfte mir auf die Schulter und meinte, dass es so besser wäre. „Stelle dir vor, ihr hättet euch erst nach deiner Übersiedlung getrennt“, sagte er, „da hättest du ganz schön blass ausgesehen!“ Dem konnte ich nicht widersprechen. „So oder so, es ist eine persönliche Niederlage“, entgegnete ich und bestellte mir noch ein dunkles Weizen. Klaus musste dann gehen, und ich blieb alleine zurück an der Bar mit meinem Bier und einem gedankenschweren Kopf.
Vater ist tot. Ich versuche zu begreifen, was dies mit mir macht. Eine alte Mail-Freundin schrieb mir folgendes Zitat des Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry :
„Der Tod ordnet die Welt neu.
Scheinbar hat sich nichts geändert,
und doch ist die Welt anders geworden.“
bonanzaMARGOT
- 28. Feb. 13, 11:14
- Die Arschwischmaschine hat frei
Mein Mitgefühl
Du hast 2004 einen schönen Text geschrieben über deinen Vater.
Ich mußte spontan lächeln und dachte an meinen Schwiegervater, den wir 6 Jahre gepflegt haben und der vor eineinhalb Jahren starb. Ich habe ihn nur als pflegebedürftig kennengelernt und habe es schon oft bedauert, ihn nicht vorher gekannt zu haben.
Die Welt wird immer neu geordnet. Wenn jemand geht, aber auch, wenn jemand kommt. Man muß das Leben als Ganzes sehen. Von der Geburt bis zum Sterben.
Und dann ist es gut so wie es ist; ein Kreis schließt sich.
Du bist jetzt betroffen und traurig, Aber dieser Schmerz geht dann, wenn du deinen Vater loslassen kannst.
Das wünsche ich dir.
ich beschäftige mich, seit ich denken kann, mit dem mysterium leben und tod ...
wenn die eigenen erzeuger sterben, ist es etwas besonderes.
das muss verdaut werden. selbst wenn man wie ich keine sehr enge familienbindung hat.