Lange-Weile - 19. Feb. 13, 13:31

wie Hund und Katze

Hallo Bo.,

ich denke, es würde auf der Welt ein heilloses Durcheinander geben, wenn jeder sagen würde, was er über ihn denkt. Mord und Totschlag wäre die Folge, weil sich meine Wahrheit von deiner Wahrheit total unterscheiden kann. Jeder hat seinen individuellen Tellerrand, über den er maximal ein wenig mehr sehen kann, als nur auf seinen eigenen Horizont, denn nur den kann das Gehirn reflektieren.

Wollen wir mehr sehen, müssten dem Menschen Flügel wachsen und er muss sich der Vogelperspektive bedienen, um den gesamten Eindruck zu reflektieren. Das Gehirn verhält sich wie ein Vogel, die menschliche Pespektive ist eine andere. Es ist anders einen Rasen aus der Sicht einen Vogels zu sehem als aus der Sicht eines Käfers. Während für den Käfer der Gralshalm ein Dimension eines Baumstammes haben kann, ist diese für den Vogel nicht mehr, als für den Menschen ein Haar.

Damit sich die unterschiedlichen Wahrnehmungen kompensiert werden könne, erfand der Mensch die Diplomatie, denn nur sie kann entscheiden, was gesagt werden kann und muss und wie es gesagt werden muss, damit es nicht zu Missverständnissen führt.

Das ist wie das Zusammenspiel von Hund und Katze und kann im Kampf münden. Wenn der Hund mit dem Schwanz wedelt, dann drück er damit Freude aus, wedelt die Katze mit dem schwanz, drückt sie damit höchste Anspannung aus. D.H. das das, was ich sehe, nicht immer das ist, was damit zum Ausdruck bringen wollte. Aber, das was ich zum Ausdruck bringen wollte, von dem anderen ganz anders verstanden wird. Das wieder kann dazu führen, dass ich die Welt niht mehr verstehe oder ich zu dem Schluss kommen kann, die Welt versteht mich nicht..

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 19. Feb. 13, 14:07

das problem mit der ehrlichkeit sehe ich problematischer. logisch ist die diplomatie zur sicherstellung des gesellschaftlichen friedens notwendig. aber wie weit kann man gehen, ohne seinen eigenen inneren frieden zu gefährden, ohne zum heuchler zu werden?
ich werde z.b. niemals weihnachten ehrlich feiern können - nur um meinen mitmenschen zu gefallen. es reicht, dass ich mich berufsbedingt nicht ganz aus solchem mist heraushalten kann.
ebenso will ich auf keiner beerdigung mehr sein. mir reicht meine eigene, an der ich dummerweise teilnehmen muss.
und so gibt es noch eine reihe von dingen, wegen denen ich mich privat ungern verbiegen möchte. früher oder später würde ich dann doch mit der sprache rausrücken. und dann wären meine mitmenschen irritiert. also sage ich besser gleich, was ich zum kotzen finde. "baby blue."
mir ist klar, dass ich so kaum eine partnerin für viel länger als ein augenzwinkern finden werde. dabei gebe ich mir bereits mühe, diplomatisch zu sein. scheiße, oder?!?
ein kompromiss wäre, dass mich meine mitmenschen so akzeptieren, wie ich bin, und nicht erwarten, dass ich diese gesellschaftlichen verblödungssachen etc. mitmache. ich kann im gegenzuge akzeptieren, dass es für sie eben wichtig ist.
aber ich weiß schon: bei aller gegenseitiger toleranz wird sich doch eine front der abneigung aufbauen - da der mensch ein soziales lebewesen ist.
wenn man in eine gruppe integriert werden will, muss man deren regeln und traditionen nicht nur akzeptieren, sondern man muss mitmachen.

ich bin zum außenseiter verdammt. es ist eben nicht einfach für mich, meine einstellung zum leben zu revidieren, oder sie den anderen anzupassen. drum wäre ich z.b. 100%ig auch nie ein nazi geworden. mir fehlt es offenbar an innerer flexibilität.
ich muss mal meine dingsbumse befragen. sie sind letztlich dafür zuständig, warum ich bin, wie ich bin.

im beitrag bohrte ich eine sonde in meinen kopf. es ist gar nicht so einfach, die innere gedankenwelt quasi vor dem hervorsprudeln abzufangen, und zu identifizieren, warum und wieso ... da kommen wir dann hinein in die welt der gefühle. sowas wie flüssige gedanken. wie magma, das den schlot eines vulkanes füllt und sich dann und wann in die umgebung ergießt.
wir sind alle gedankenvulkane. aber unterschiedlichster sorte.

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