Zwischen den Stühlen


Die Zeit steckt wie Schaschlik auf einem Spieß. Ich weiß, dass es nie aufhören kann ...
Wie wäre es mit einem Stück finsterem Mittelalter, eine Paprikascheibe, Bismarck und Hitler und danach ein fettes Stück Moderne? Ganz nach Belieben. Wir haben einiges im Angebot. Mild oder mit Tabasco gewürzt. Für jede Religionsrichtung haben wir einen Spieß. Auch einen Kapitalisten-Spieß. Und einen für die Mafia, einen für Spießbürger, einen extra für Philosophen, Politiker … Jeder Geschmack wird befriedigt. Eigentlich muss man sich nicht mehr streiten, weil alle satt werden. Wer Scheiße fressen will, kriegt auch Scheiße. Ich sehe, wie sich Jesus und Mohammed auf einem Spieß umarmen. Halt! Da lief was schief, könnt ihr nicht aufpassen. Mohammed gehört doch auf den anderen Spieß. Der da ist der Islam-Spieß, und das der Christen-Spieß. Lernt ihr das denn nie?! Okay, ich weiß, man kann bei dieser breiten Auswahl schon mal was durcheinander bringen: Juden, Christen, Moslems, Buddhisten, Hinduisten … nur um mal die zu nennen, die am meisten verlangt werden. Der Sozialisten-Spieß war früher mal besser im Rennen. Ganz groß sind natürlich die Kapitalisten. Immer noch. Das sind die, die Scheiße fressen. Ja, genau. Ihr könnt nach der Nase gehen. Bringt mir aber nicht noch mal die Religionen durcheinander! Da reagieren die Kunden stinkesauer! Ach ja, und achtet auf jene, die sich einen Spieß frei zusammenstellen lassen. Die sind mir nicht geheuer. Ich sage nur: Anarchistenvolk! Ich überlegte schon, ob ich die freie Auswahl aus dem Angebot nehmen soll, aber – mein Gott – ich bin Geschäftsmann ... Sollen sie ihren Willen haben. Neulich kam einer, der wollte Hitler, Jesus, Dschingis Khan und Mutter Teresa auf einem Spieß. Ich dachte, ich muss kotzen. Ich konnte den Kunden nicht zu einer anderen Zusammenstellung überreden. Er sagte, dass gerade diese Mischung so eine „pikante“ Note hätte. Also, da sind mir sogar die „Scheiße-Fresser“ lieber. Die sind außerdem am einfachsten zu bedienen.

Ich weiß, dass es nie aufhören kann. Ich weiß, warum ich „Stallgeruch“ hasse. Ich weiß, dass ich niemals dazugehören werde. Nicht zu den Einen und nicht zu den Anderen. Ich werde ewig zwischen den Stühlen stehen. Tja. Wo steht ihr? Oder sitzt ihr bequem – wo auch immer? Schmeißt ihr Steine auf Andersdenkende? Oder ist euch alles egal?







Shhhhh - 17. Sep. 12, 09:04

Egal ist mir nichts. Oder alles. Das kommt ganz darauf an, wo "egal" anfängt und aufhört. Bequem gesessen habe ich schon lange nicht mehr, oder um dein anderes Bild zu bemühen: mir schmeckt der Spieß nicht.

bonanzaMARGOT - 17. Sep. 12, 09:19

aber das ist ja vielleicht das problem: dass viele menschen nur essen, was ihnen schmeckt oder als schmackhaft verkauft wird. sie blicken nicht über ihren tellerrand, und das macht die verträgliche kommunikation so schwierig. viele denken, dass sie ihr ding aufgeben, wenn sie toleranz andersdenkenden gegenüber zeigen. eine ideologie bzw. gesinnung, die hart gegenüber fremdem und anderem macht, halte ich für relativ schwachsinnig und außerdem wenig überlebensfähig. normalerweise setzen sich in der natur bzw. im leben dinge durch, die sich gut anpassen können. die islamisten sind auf dem besten wege, ihre religion kaputt zu machen. leider wird das aber nicht so schnell und nicht ohne opfer abgehen. vernünftiger wäre es, wenn sie sich den zeichen der zeit stellten und ihren bisherigen "schaschlik-spieß" überdenken würden.
bonanzaMARGOT - 17. Sep. 12, 09:27

in dem kontext wäre "egal", wenn dich die derzeitigen krawalle in den islamischen ländern gar nicht kratzten, wenn dir der ganze kultur-kram wurscht wäre. klar, man kann sich nicht für alles interessieren ...
was meinst du damit, dass du schon lange nicht mehr bequem gesessen bist? mit welchen sitzpositionen haderst du am meisten?
Shhhhh - 17. Sep. 12, 09:37

Mit der aufrechten Sitzposition hadere ich am meisten. Sie erscheint mir von außen betrachtet - und ich betrachte mich oft von außen - als selbstgefällig. Schon die Aussage, mich oft von außen betrachten zu müssen, ist für sich allein genommen die pure Anmaßung. Ich hinterfrage mich dadurch, revidiere, bestätige. Nicht weil ich es muss, sondern weil ich es kann. Ich muss das so oft tun, wie ich mir eine Meinung bilden muss, um aufrecht zu sitzen.
Krawalle sind mir nie egal, Gewalt geenerell nicht mehr. Seit ich Vater bin, tut es mir vor allem um diejenigen leid, die oftmals nur als zweite oder dritte unter den Auswirkungen von Gewalt zu leiden haben. Aber ich kann nicht mit allen mitleiden, ich muss differenzieren, ausblenden, sonst gehe ich unter. Und das ist einfach nur schwer.
bonanzaMARGOT - 17. Sep. 12, 09:51

wie kann man sich von außen betrachten? ich kann nur durch die reaktionen meiner mitmenschen abschätzen, wie ich wirke. und da muss ich differenzieren, weil ich auf unterschiedliche menschen verschieden wirke. ziemlich vertrackt. vom charakter her sollte man sich nicht künstlich verändern. ich hoffe halt, dass ich kein allzu großes schwein charakterlich bin. ich denke oft über mich und mein leben nach und sehe positive wie negative eigenschaften und lebensphasen. ich kann relativ gut abschätzen, wann ich ungerecht zu jemandem bin. leider läßt es sich nicht immer vermeiden - aus überforderung, unkonzentriertheit oder schlechter laune. das tut mir dann leid, und ich versuche es wieder gut zu machen. also, ich glaube, dass wir menschen zwar äußerlich ziemlich verschieden sind, aber im grunde sehr ähnlich ticken, was unser gewissen und unsereren gefühlshaushalt angeht. die große verschiedenheit ergibt sich aus der feinabstimmung und aus den einflüssen von außen.
"die aufrechte sitzposition" sagt mir nicht viel. ich vermeide rollen, wo ich anderen sagen muss, was sie zu tun oder zu lassen haben. in der hinsicht wäre ich wahrscheinlich kein guter vater bzw. erzieher.
deine ausführungen über die selbstbetrachtung von außen verstehe ich nicht ...

gewalt macht mir angst. große angst sogar.
Shhhhh - 17. Sep. 12, 11:01

All das, was du eben beschrieben hast, ist mein geschilderter "Blick von Außen" auf mich. Wir sind also gar nicht weit von einander entfernt.
bonanzaMARGOT - 17. Sep. 12, 11:05

keine ahnung - wo wohnst du denn?

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