Allein in Berlin


Wir Menschen sind schon seltsame Tiere: Es kommt vor, dass man einander überdrüssig wird, oder dass man einander auf den Wecker geht, aber ist man dann voneinander getrennt, wächst bereits nach kurzer Zeit eine große Sehnsucht nach dem anderen, dem Partner, der Partnerin, dem Freund.
Die Wohnung ist seit gestern Abend ohne Seele – so erscheint es mir. O.s Lebendigkeit fehlt. Ich vermisse ihr Lachen, ihre Umtriebigkeit, ihre strahlenden Augen, einfach ihren Anblick. Ich vermisse, dass sie mich anspricht, ihre Zärtlichkeiten, dass sie sich vorm Spiegel zurechtmacht, bevor wir aus dem Haus gehen…
Was mache ich ohne sie? Der Sommer dreht nach einer kurzen Pause wieder auf. Nicht nur die Wohnung wirkt ohne O. leer – dem gesamten Tag mit den Unternehmungen, die ich machen könnte, fehlt der Sinn. Ich sitze am Schreibtisch und grübele, wie ich den Tag verbringen soll: Natürlich will ich raus in die Sonne, Fahrradfahren irgendwohin… Mit O. war es immer mehr als ein Zeit totschlagen. Plötzlich fühle ich mich sehr allein in Berlin.
Am Montag unternahmen wir eine Schifffahrt auf Spree und Landwehrkanal. Nochmals erlebte ich eine andere Sicht auf Berlin. So viele Viertel, Plätze, Straßen, Parks und Seen entdeckten wir in den letzten Monaten zusammen. Die Stadt erscheint wie ein Riesengemälde, welches aus schier unzähligen Perspektiven zu betrachten ist. Die dreieinhalb Stunden auf dem Ausflugsdampfer vergingen wie im Fluge.
Gestern flog O. zurück in ihre Heimat, um ihre Kinder wiederzusehen. Ich werde eine lange Woche ohne O. in Berlin ausharren müssen. Solange das Wetter gut ist, will ich viel mit dem Rad fahren. Bestimmt entdecke ich dabei wieder neue Plätze und Ecken - und hoffentlich ein paar gute Radwege.





die Mauer

GMX (Gast) - 20. Aug. 15, 12:53

Liest sich so, als wärest du abhängig von O.

Dass O. ihre Kinder sehen will ist doch wohl eine Selbstverständlichkeit. Es macht sie glücklich, und genau dieses Glück solltest du ihr gönnen, dass du wohl auch tust.

Wenn du dich ohne sie leer fühlst, dann bist du es auch mit ihr. Kein Mensch außer dir selbst, kann Leere in sich füllen.

Bitte lese meinen Kommentar nicht als Angriff auf deine Person.

bonanzaMARGOT - 20. Aug. 15, 13:00

ich lese deinen kommentar nicht als angriff.
warum auch? ich weiß nicht, wer du bist, und ich weiß nicht, wie du zu dieser einschätzung kommst.
wir menschen sind selbstverständlich (alle) voneinander abhängig, weil wir einander brauchen, weil wir uns sehr viel geben...
und bei einer liebesbeziehung empfindet man nunmal das fehlen des anderen als leere.
du hast insofern recht, dass meine leere (falls vorhanden) mein eigenes problem ist, aber in diesem beitrag beziehe ich mich auf das fehlen meiner partnerin - nicht mehr und nicht weniger.
gmail (Gast) - 20. Aug. 15, 13:37

ich finde gut, dass du sie vermisst

du solltest allerdings auch immer an diese zeit denken, wenn dir ihre nähe wieder einmal zu viel wird.
(ist ebenfalls nicht als angriff gedacht! der mensch ist nun mal zwiespältig und will meistens das, was er nicht hat.)

bonanzaMARGOT - 20. Aug. 15, 13:40

stimmt, der mensch ist zwiespältig... und außerdem neigt er zu altklugen äußerungen.
GMX (Gast) - 20. Aug. 15, 14:26

GMAIL

Vermissen ist in Ordnung. Aber wenn meine Partnerin weiß, dass ich zu meinen Kindern fahre, und daher sehr glücklich bin, dann würde sie sich mit mir freuen. Darum geht es! Hat nichts mit altklug zu tun, Bonanza.
bonanzaMARGOT - 20. Aug. 15, 14:44

Ich verstehe nicht, wie du überhaupt darauf kommst, dass ich etwas dagegen haben könnte, dass meine Partnerin ihre Kinder wiedersieht. Darum handeln meine Zeilen gar nicht. Es geht darum, dass wir nach einer langen und intensiven Zeit plötzlich voneinander getrennt sind.
Deine Kommentare erscheinen mir darum ziemlich suspekt.
NBerlin - 20. Aug. 15, 20:56

Einsamkeit

Man kann in Berlin wunderbar einsam sein, obwohl es soviele Menschen hier gibt. Das ist die Anonymität der Großstadt, man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Gute Idee mit der Fahrradtour, geniesse die frische Luft und die Bewegung. Ich kann dir Grünau empfehlen, einfach mit der S-Bahn vorfahren und dann ab mit dem Fahrrad in den Wald und an den See. Auch nicht schlecht ist der Plänterwald, denn solltest du auch so mit dem Fahrrad erreichen können. Von da aus kann man direkt in den Treptower Park weiterfahren und dort ein Bier auf einen Boot oder auf der Insel der Jugend geniessen.

bonanzaMARGOT - 21. Aug. 15, 08:34

stimmt: die vielen menschen wirken wie ein verstärker auf einen menschen, der alleine ist.

danke für die tour-tipps.
heute will ich raus nach grunewald bzw. krumme lanke/schlachtensee fahren. lt. karte sind es 11-12 kilometer. das ist, denke ich (hin und zurück mit schlenkern und bierpausen), eine nette kleine tour für den nachmittag.
KarenS - 20. Aug. 15, 22:51

Es gibt in Berlin so viele Möglichkeiten, etwas mit dem Fahrrad zu unternehmen. Das wolltest du doch sowieso, und wenn ich mich recht erinnere, am liebsten alleine. Weil O. nicht so viel mit Fahrrädern am Hut hat. Ich auch nicht*lach ...

Die paar Tage sind ratzfatz vorbei. Momentan spielt auch das Wetter seine schönste Rolle.

Gute Nacht.

bonanzaMARGOT - 21. Aug. 15, 08:41

guten morgen

klar, die woche ohne o. wird schnell rum sein.
gestern merkte ich, dass es ziemlich viel konzentration erfordert, in berlin mit dem fahrrad unterwegs zu sein, vor allem wenn man sich noch den weg suchen muss - der verkehr und die vielen anderen fahrradfahrer sowie fußgänger, spielende kinder etc. - das ist nicht ungefährlich.
ausflugsziele gibt es wirklich mehr als genug..., und das wetter ist zur zeit goldrichtig!
Walisien - 22. Aug. 15, 07:02

Was macht dein Alkoholproblem? Noch immer arbeitslos? In Berlin? Die Beziehung wird sicher nicht von Dauer sein. Als arbeitsloser Alki in Berlin gehst du gnadenlos unter. Es sei denn du reisst das Ruder rum. Für O. Für dich. Unwahrscheinlich bei jemanden, bei dem der Alkoholkonsum den Alltag strukturiert. Vielleicht überraschst du aber auch mal. Unerwartet. Und berichtest von Entzug und Alkoholtherapie. Viel Spaß dabei

bonanzaMARGOT - 22. Aug. 15, 08:37

nett, dass du dir sorgen machst

keine ahnung, wie du zu dieser einschätzung kommst, und was dich dazu bringt, so`nen bullshit zu schreiben.
du musst ziemliche ego-probleme haben...; aber ich kenne dich nicht, und will mich (anders als du) nicht in albernen vermutungen und diskreditierungen ergießen.
trinke öfter mal ein bierchen - das entspannt!
prost!
Klugscheißer (Gast) - 22. Aug. 15, 19:56

solche Prognosen lassen sich nicht mal als naiv bezeichnen. Und schon gar nicht als gut gemeint. Eher als bösartig und feige.
bonanzaMARGOT - 24. Aug. 15, 11:44

... oder als klugscheisserisch.
diefrogg - 22. Aug. 15, 13:16

Ich verstehe ...

... beim besten Willen die Kommentare zu diesem Posting nicht. Die Freundin von Herrn BoMa besucht ihre Kinder. Er vermisst sie. Er ist allein in Berlin und fühlt sich etwas einsam. Er ist vorsichtig optimistisch, dass er in der Stadt etwas Neues entdeckt. Eine Zustandsbeschreibung. Dass man seinen Partner vermisst, wenn er weg ist, ist ganz normal. Das tue ich auch, wenn meiner weg ist. Seit 15 Jahren. Obwohl wir uns manchmal streiten.

Vielleicht habe ich irgendwo etwas überlesen. Sonst: Herrgott nochmal, was soll daran falsch sein, und warum muss man überhaupt gut und weniger gut gemeinte Ratschläge erteilen?! Man kann doch auch einfach wohlwollend mitlesen!

bonanzaMARGOT - 22. Aug. 15, 13:37

keine ahnung, was diese leute zu socherlei äußerungen treibt, diefrogg. ich schreibe auch schon mal herbe und kritische kommentare, aber die beziehen sich aufs thema des jeweiligen beitrags oder dessen sprachliche güte.
hier thematisierte ich weder den alkoholismus noch die arbeitslosigkeit; ausserdem erwähnte ich mit keinem wort, dass ich in irgendeiner weise die reise meiner partnerin und ihr wiedersehen mit den kindern mißbillige.
ja, in diesem blog geht es um zustandsbeschreibungen meiner situation..., welche natürlich nur in ausschnitten und durch meine sichtweise gefiltert wiedergegeben werden. ich freue mich über jeden leser, der in gewisser weise anteil nimmt, wohlwollend oder kritisch. was ich aber nicht mag, sind (anonym verfasste) kommentare, die lediglich zum ziel haben, meine person und dieses blog zu verunglimpfen.
vielleicht stecken menschen dahinter, die meinen, mich zu kennen... das fände ich anmaßend. oder es sind menschen, die mich in der tat kennen, und die meinen, sie müßten hier eine persönliche rechnung begleichen... das fände ich feige und dumm.
diefrogg - 22. Aug. 15, 13:52

Ja, Ferndiagnosen und ...

gut gemeinte, aber reichlich naive Ratschläge! Ich habe gedacht, nach zehn Jahren Bloggen sei ich solchem Zeug gegenüber immun geworden. Aber manchmal überfällt mich der Ärger darüber wieder hinterrücks.

Ich finde es übrigens sehr beglückend, jemanden zum Vermissen zu haben. Ich mag die süsse Melancholie, die beim Vermissen entsteht. Und die leise Verwunderung, dass man vermisst. Die dünkt mich in diesem Text gut herausgearbeitet.
bonanzaMARGOT - 22. Aug. 15, 14:15

es ist selten, dass ich bei diesen texten etwas herausarbeite - ich schreibe einfach drauf los. aber danke.

ich könnte diese "naiven" kommentare einfach löschen, aber ich lasse sie bewusst stehen. sie gehören einfach zum leben und zur welt dazu - nicht nur im internet. wir alle werden in unserem leben mit anfeindungen, neid und mißgunst konfrontiert, und wir müssen damit umgehen.
gerade in der heutigen medienwelt ist "shitstorm" quasi alltäglich...
so sind wir menschen. wir waren schon im mittelalter nicht anders: wir stellten leute an den pranger und beschmissen sie mit unrat - obwohl niemand so recht wusste, weswegen die leute am pranger standen und ob diese verurteilung überhaupt gerechtfertigt war.
solche verhaltensweisen lassen in die tiefsten menschlichen abgründe blicken...
ganze industrien machen daraus heute profit! und kein schwein regt sich auf - oder?

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