Mittwoch, 28. Juni 2017

Mittwochs-Spruch

Nichts machen zu müssen, ist für mich der größte Segen, was nicht heißt, dass ich wirklich nichts mache.

Dienstag, 27. Juni 2017

Runde für Runde


Auge in Auge mit dem Leben. Aber mit wem habe ich es zu tun? Gegen wen kämpfe ich? Warum muss ich kämpfen? Wusch! Pusch! Zisch! Wer oder was haut mich um? Wie viele Runden bleiben? Die letzte habe ich, glaube ich, ganz gut gemeistert. Ich muss den Kampf machen, darf den Gegner nicht kommen lassen, sagt der Coach. Wusch! Pusch! Zisch! Warum duckt sich das Leben weg? Es ist so verdammt schnell auf den Beinen. Verdammt! Ich kämpfe gegen ein Gespenst!

Plötzlich bin ich am Boden. Eine Hackfresse schaut mich an und zählt… Ich liege auf dem OP Tisch. Oder wo auch immer. Das war`s also. Ich fühle mich unsagbar schwer. Wozu das Ganze? Lasst mich einfach in Ruhe! Sehr schön. Die Hackfresse zählt immer noch. Sie ist schon bei Acht.

Seltsam. Ich stehe wieder, als hätte mich wer aufgehoben. Der Champ ist wieder da. Ich lache. Mein Coach lacht. Das Publikum lacht. Die Ringseile lachen. Der Ringrichter lacht. Das Leben lacht. Alles ist gut.

Montag, 26. Juni 2017

TV-Tipp

"Amistad", 20 Uhr 15, Arte

Samstag, 24. Juni 2017

Meine Meinung


Aktuell wird viel über „die Ehe für alle“ geredet. Ich fände diese prinzipiell für gerecht.
(Also:) Scheiß auf die alte Marke Spießer! – Hoch lebe der neue Typ Spießer!
Am liebsten wäre mir aber „die Nicht-Ehe für alle“.
Die Ehe selbst ist in meinen Augen ein Auslaufmodell. Wozu sollte man sie noch für die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in Betracht ziehen? Wer will sowas? Tut das Not?
Und das sage ich nicht, weil ich es den Schwulen und Lesben nicht gönne, sondern weil ich mir mehr Grips ins Hirn der Menschen wünsche.

Von Fahrrädern und Drumrum


Gleich nach der Arbeit machte ich mich auf den Weg. In der Oranienstraße stiegen mir Schwaden von Cannabisrauch in die Nase. Um mich herum brandender Feierabendverkehr, ein Gewimmel von Menschen, die kreuz und quer durcheinanderliefen. Die vielen Kneipen und Restaurants waren meist zur Straße hin offen, und auf den schmalen Gehsteigen standen dicht an dicht Stühle und Tischchen. Ich wollte zu einem Fahrradladen Richtung Görlitzer Bahnhof. Innerhalb weniger hundert Meter verwandelte sich die Szenerie hin zum typisch Kreuzberger Trubel und Flair. Hier schlug das Herz der autonomen Szene. Ich war vom Hingucken und Luftholen wie berauscht…

Eigentlich wollte ich mir noch kein neues Fahrrad kaufen. Die geplante Fahrradreise nach Kopenhagen Anfang September sollte mit meinem alten Schlachtross erfolgen. Ein letztes Mal. Dazu musste es freilich hergerichtet werden. Seit Wochen stand es marode im Hof. Es hatte mich ein gutes Jahrzehnt im Alltag und auf meinen Reisen begleitet - nun lief seine Zeit ab.
Für den kurzen Weg zur Arbeit und fürs Streunen im Kiez benutzte ich in den letzten Monaten das Faltrad. Dafür reicht es aus.

Dass auch Fahrradschlösser alt werden, musste ich letzten Sonntag auf einer kleinen Fahrradtour erfahren. Das Schloss, das ich fürs Faltrad dabeihatte, ließ sich nicht mehr öffnen, und als ich es nach einigem Probieren doch offen hatte, ließ es sich nicht mehr schließen. Schon blöd, wenn man in Berlin ohne funktionsfähiges Fahrradschloss unterwegs ist. Ja, und dummerweise war Sonntag, so dass ich nicht einfach im Laden ein Schloss nachkaufen konnte. Das war ärgerlich, aber nicht weiter schlimm – ich suchte mir einfach Orte, wo ich mein Bier quasi neben dem Fahrrad trinken konnte. Das Wetter war danach. So z.B. am Gendarmenmarkt. Dort saß ich entspannt neben Spießern und Touristen bei Geigen-Gesäusel im Schatten…
Mein Problem war, das der nächste Tag ein Montag war, und ich zur Arbeit musste. Dazu brauchte ich ein Fahrradschloss. Mein altes Schlachtross kam mir in den Sinn, das von meinem zweiten Schloss abgesichert im Hof stand. Zugegeben, es hätte auch andere Optionen gegeben. Aber die waren anstrengender. Wer sollte das alte, verschlissene Fahrrad aus dem Hof klauen? Und wenn. Rein materiell wäre es kein Verlust. Einen Tag würde ich es unabgeschlossen dort stehen lassen können.

Nach Feierabend kaufte ich mir ein neues Schloss fürs Faltrad. Als ich nachhause kam, bog ich gleich in den Hof ab, um das Schlachtross wieder anzuketten. Doch siehe da – das Fahrrad war weg! Ich schaute doppelt und dreifach nach, weil ich es einfach nicht glauben mochte.
Nach dem ersten Schrecken ging mir alles Mögliche durch den Kopf: Wer macht sowas? Wer braucht sowas? Das Fahrrad war nur sehr bedingt fahrtüchtig. Für die Reise nach Kopenhagen hätte ich es erneut auf Vordermann bringen lassen, obwohl es sich eigentlich nicht mehr lohnte. Mir wurde mal wieder schmerzhaft bewusst, warum wir auch an alten, sogar schrottreifen Dingen hängen, - weil sie eben für uns nach Jahren des Gebrauchs einen ideellen Wert besitzen.
Die Berliner Diebe hatten wieder zugeschlagen! Auf sie ist Verlass! Wer ein altes, untaugliches Gerät zu verschrotten hat, stellt es einfach vor die Tür (oder in den Hof). Den Hinweis „Zum Mitnehmen“ kann man sich sparen.
Ich glaube nicht, dass mein Schlachtross dem Dieb viel Freude machen wird. Es ist so eigen wie ich. Meine Seele steckt in ihm.

Nun, es ist, wie es ist. Ich hätte mir einen besseren Abschied vom alten Schlachtross gewünscht. Aber so verhält es sich mit dem Schicksal: man weiß nicht, wofür das, was passiert, letztlich gut ist.
Eingehüllt von Cannabis-Schwaden betrat ich den Fahrradladen in der Oranienstraße…

Freitag, 23. Juni 2017

I remember Gunter Gabriel


Schlagermusik ist für mich ein No-Go. Meist mag ich die Interpreten ebenso wenig wie ihre Lieder.
Gunter Gabriel bildete da eine Ausnahme. Er war ein Original. Jedenfalls kam er so rüber.
Mir unvergessen sein „Hey, hey Boss, ich brauch` mehr Geld!“, 1974, vor schlappen 43 Jahren.

Bon voyage Gunter Gabriel.

Mittwoch, 21. Juni 2017

Mittwochs-Zitat

"In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht."
Tucholsky

Montag, 19. Juni 2017

TV-Tipp

"Mullholland Drive", 20 Uhr 15, Arte

Sonntag, 18. Juni 2017

Mein Fehler


Die Supermarktkassiererin, der Lagerarbeiter, der Verkäufer im Kaufhaus, der Päckchenausfahrer, der Taxifahrer, der Bauarbeiter, der Maschinenbediener und Fabrikarbeiter, die Küchenhilfe, die Bedienung in Kneipe und Restaurant, die Putzfrau, die Altenpflegerin, der Postbote… und viele Menschen allermöglichen Berufsgruppen malochen Tag für Tag, um gerade so viel zu verdienen, dass sie sich über Wasser halten können*; und die meisten sind damit glücklich und zufrieden, weil es für sie ein Segen ist, überhaupt einen Job unter annehmbaren Bedingungen gefunden zu haben. Es könnte einem schließlich noch viel schlechter gehen. Die Menschen haben Angst vor dem totalen sozialen Abstieg, sie wollen dazugehören, - denn nichts Schlimmeres, als um Almosen von Vater Staat zu betteln, seine Würde und Selbstbestimmung zu verlieren. Dann doch lieber Tag für Tag bis zur körperlichen und geistig-seelischen Erschöpfung arbeiten und danach zwar müde und gebeugt aber erhobenen Hauptes sein Feierabendbier trinken. Man befindet sich in der Zwickmühle. Man muss zufrieden sein mit dem, was man hat. Zu mehr reichte es eben nicht. Selbst schuld. Eigentlich geht es uns doch ganz gut. Wir werden satt und mehr als das – trotz geringem Salär leben wir im Überfluss, schieben volle Einkaufswägen aus Lidl und Aldi. Wir haben die Vierzigstundenwoche und 30 Tage Urlaub im Jahr. Sogar einen Trip nach Mallorca können wir uns dann und wann leisten, um mal so richtig abzufeiern. Es ist nachvollziehbar, dass wir uns an den hart erarbeiteten Wohlstand und das bisschen Luxus klammern, - und wehe, wenn uns das von irgendwem streitig gemacht wird! Eine regelrechte Flut von Ausländern und Flüchtlingen drängt sich in unsere Städte. Diese Menschen, woher sie auch immer kommen, schnappen uns die Wohnungen vor der Nase weg und arbeiten in unseren Berufen für Dumpinglöhne… Das Ganze ähnelt dem Gesellschaftsspiel „Reise nach Jerusalem“ – nur ist`s in diesem Falle kein Spaß, sondern bitterer Ernst.
Da ist sie wieder die Angst vor dem Abstieg, vor der Bedeutungslosigkeit. Können sich die Kleinen Leute noch kleiner machen? Müssen sie nicht schon genug darben? Sind sie nicht immer brav gewesen und richteten sich nach der Obrigkeit? Hören sie nicht geduldig den Politikerreden zu und glauben an die Wahlversprechen? Sind sie nicht still und genügsam? Was für eine prächtige Schafherde!
Und mit welcher Inbrunst arbeiten doch manche von uns, verwenden sogar ihre Freizeit dazu! Nehmen wir die Altenpflegerin, die den Schreibkram mit nach Hause nimmt und bei Festen im Pflegeheim in ihrer Freizeit tatkräftig mithilft. Oder nehmen wir die vielen, die unentgeltlich Überstunden schieben. All diese aufopferungsvollen Menschen lieben ihre Arbeit und wollen sie nicht verlieren. Schließlich muss man doch froh sein, wenn man wo unterkommt, vielleicht sogar unbefristet. Wer will schon ständig um seinen Job bangen?
Und weil das alles noch nicht genug ist, muss man ungläubig mitansehen, wie die Mächtigen und Superreichen Unsummen von Geldern verschwenden, verprassen oder in den Sand setzen. Wie fühlt sich dabei ein einfacher Arbeiter oder Angestellter, der mit Müh und Not die Raten für sein neues Auto berappt? Aber okay, Geld macht nicht glücklich. Man will mit diesen Reichen und ihrem dekadenten Lebensstil gar nicht tauschen. Die haben doch jegliches Maß verloren.
Schön, alles ist also gut, wie es ist. Jeder Mensch nimmt seinen Platz ein, füllt diesen irgendwie aus und muss ihn behaupten. Ein ständiger Kampf, nicht anders als im Dschungel. Die Natur ist grausam. Ein Glückspilz, wer in diesem Gerangel nicht vorzeitig auf der Strecke bleibt. Nach Gerechtigkeit hält man vergebens Ausschau. Mehr als leere Versprechungen gibt es nicht. Mich verwundert es darum absolut nicht, dass den Menschen nichts anderes als der Glaube an eine höhere Gerechtigkeit bleibt.
Oder sie ergeben sich in Lethargie und überbordenden Konsum. Oder sie werden zu Fanatikern und Fremdenhassern... Einige gehen in die Politik, andere ins Kloster.
Die meisten machen einfach ihren Job, halten damit den Laden am Laufen. Ohne viel Brimborium. Sie haben sich mit den Einschränkungen und den Ungerechtigkeiten arrangiert. Sie halten tapfer aus und pflegen ihre kleine Welt von Familie und Eigenheim. Besser man denkt nicht zu viel über alles nach.



(*Nein, lieber Helmut Kohl, einen kollektiven Freizeitpark Deutschland gab es damals so wenig wie heute.)

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