Samstag, 17. Juni 2017

Nachruf auf einen Großen


Der König von Deutschland ist tot. Helmut Kohl aus Oggersheim, seines Zeichens „die Birne“, segnete im hohen Alter von 87 das Zeitliche. Er nahm die letzte Hürde… hin zur Wiedervereinigung mit den Elementen des Kosmos. Ich wünsche ihm alles Gute für diese Reise.

Am Ende des Zweiten Jahrtausends regierte er sechzehn lange Jahre das Land meiner Väter. Mein Wohlwollen hatte er nicht. Mit seiner selbstherrlichen Art und seinem pfälzischen Gelispel ging er mir ganz schön auf den Geist. Von Anfang an mochte ich diesen Menschen nicht. Keine Ahnung, wer ihn überhaupt mochte, aber er wurde immer wieder gewählt. Mit einigem Machtgeschick verstand er es, innerhalb seiner Partei am Ruder zu bleiben. Wer nicht für ihn war, war gegen ihn (Merkel ging bei ihm in die Lehre). Auch perfektionierte er die Kunst des Aussitzens sowie des Einlullens.
Mit den Jahren resignierte ich. Helmut Kohl stand in meinen Augen für das kranke politische System, seinen Intrigen und seiner Heuchelei. In der Spendenaffäre manifestierte er nachhaltig diesen Eindruck. Sowieso schwebte er am Ende seiner politischen Karriere über den Dingen und fühlte sich unantastbar – gleich einem König. In trump`scher Manier ging er mit Presse und Kritikern um.
Die Geschichte spielte ihm die Bälle zu. Er war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz und gewann das Prädikat Kanzler der Einheit. Zum Kanzler der Herzen wie (Brandt) schaffte er es nicht. Dazu war er nicht der Typ. Ich möchte ihm weiß Gott nicht alle Verdienste absprechen in Sachen Wiedervereinigung. Mit Genscher hatte er einen klugen Strategen an seiner Seite. Und offensichtlich konnte er ganz gut mit den Mächtigen dieser Welt. Ich bin mir nicht zu schade, ihm dafür Respekt zu zollen, auch für seine unbeirrbare Haltung pro Europa.
Als die Kohl-Ära vorbei war, konnte ich es kaum glauben. Man muss sich das vorstellen: Gerade erst wahlberechtigt, als Helmut Kohl an die Macht kam, hatte ich am Ende bereits graue Haare. Ich erlebte die volle Packung Birne zur Unzeit, - als junger Mensch mit post-68er Idealen. Dieser Bundeskanzler passte absolut nicht in meine Welt. Er erschien mir weder vertrauenswürdig noch kompetent. Wenn ich ihn nur reden hörte oder im TV sah, ging mir das Messer in der Tasche auf.

Schließlich aber musste auch Helmut Kohl im Lauf der Jahre einiges einstecken, und das stimmt mich heute gnädig. Mir kommt Xavier Naidoos Song „Dieser Weg wird kein leichter sein“ in den Sinn. Ich sehe Helmut Kohl als eine tragische Figur im Leben... In die Geschichte geht er als Kanzler der Einheit und großer Europäer ein.

So long.

Mittwoch, 14. Juni 2017

Mittwochs-Spruch

Zu intelligent, um nicht die eigene Dummheit zu sehen, - zu dumm, um mit der Intelligenz etwas anzufangen.

Montag, 12. Juni 2017

TV-Tipp

"Der wilde Planet", 21 Uhr 55, Arte

Theater


Die Männer waren uniformiert und versperrten den Weg. Sie sahen nicht danach aus, als würden sie Spaß machen. Ich fragte, warum sie sich dort in dieser Manier positionierten. Die trockene Antwort: „Wir spielen Theater.“
Das Pfeifkonzert beginnt inzwischen schon halb vier Uhr in der Früh. Im Dämmerlicht blicke ich zum Wecker auf dem Nachttisch.

Sonntag, 11. Juni 2017

Große Zahlen


Siebeneinhalbmilliarden und ein paar Zerquetschte zeigt die Weltbevölkerungsuhr an.
Die Milchstraße besteht aus 100-300 Milliarden Sternen.
Ich denke, dass jeder Mensch in gewisser Weise ein eigenes Universum darstellt mit seinen ca. 100 Milliarden Neuronen im Hirn.

Darauf hebe ich einen! Auf die großen Zahlen des Daseins!

Mal nachgucken, wie viele Galaxien es im Universum gibt…
Mindestens 100 Milliarden, sagen die Wissenschaftler.
Das lässt einigen Raum für Drinks, finde ich.
Niemand sollte zu kurz kommen.
In den 13, 7 Milliarden Jahren seit dem Urknall tat sich allerhand.

Das Beste kommt bestimmt noch.

Samstag, 10. Juni 2017

Schönes Wochenende


Seit Hubble wissen wir, dass sich das Weltall ausdehnt. Ausgangspunkt des Ganzen ist der ominöse Urknall. Ich frage mich in diesem Zusammenhang: Wohin soll sich etwas ausdehnen, wenn es nichts außenherum gibt?

Gestern tauten unter den Kollegen und Kolleginnen die Gemüter auf. Das Wochenende stand vor der Tür, und das Wetter dazu war vielversprechend. Die Stimmung im Büro wurde immer ausgelassener. Das erste Mal seit den mittlerweile drei Monaten, die ich dort arbeite, fühlte ich mich unter ihnen angekommen. Sie sind ziemlich vital mit dem Mundwerk. Ein Spruch jagte den nächsten, ganz Berliner Schnauze. Nächsten Freitag wollen wir nach Dienstschluss eine Sause zum Biergarten unternehmen…

In einer Region auf dem Mars, welche als Schweizer Käse-Terrain bezeichnet wird, wurde ein kreisrundes Loch entdeckt. Die NASA rätselt, ich auch.

Ich freue mich auf ein entspanntes Wochenende in Berlin, d.h. in Schöneberg. Der Radius für Ausflüge ist beschränkt, da ich Rufbereitschaft habe – auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass ich z.B. wegen eines Einbruchs oder eines Defekts an der Alarmanlage tatsächlich antanzen muss.

Wie kommen diese irrsinnig großen Mengen Wasser auf die Erde? Auch dazu entwickelte die Wissenschaft Theorien. Sicher weiß es aber niemand. Ich liebe es, abends bei Dokus über die Rätsel des Lebens und des Universums einzuschlafen.

Die vielen Fälle, die ich täglich dokumentiere, sind reale Schicksale. Dieser vermaledeite Krebs! Mich schaudert. Das Leben kann ganz schön gruselig sein.



Donnerstag, 8. Juni 2017

TV-Tipp

"Tiger & Dragon", 22 Uhr 25, 3sat

Mittwoch, 7. Juni 2017

Mittwochs-Zitat

Die Medien überschwemmen uns täglich mit Inkarnationen aller nur denkbaren hassenswerten Menschentypen: Diktatoren, Folterknechte, Playboys, Bandenchefs, Banditen, Diebe. Sie haben unverantwortlicherweise die Sicherheitszone zwischen Phantasie, Schein und Wirklichkeit eingerissen, und wir benehmen uns nur noch wie Affen, die alles nachahmen.
(Lord Yehudi Menuhin)

Montag, 5. Juni 2017

Mit blauem Auge davongekommen


Der erste Schock hat sich gelegt. Man muss davon ausgehen, was alles nicht passiert ist, sagt O.. Ich bewunderte schon immer ihre Widerstandskraft, ihren Optimismus. Ich glaube, sie betrachtet solch ein Erlebnis mehr als Herausforderung und weniger als Niederschlag. In der Tat können wir froh sein, dass O. an Leib und Leben unversehrt blieb. Und ihre Psyche erholt sich, wie`s aussieht, auch recht schnell.

Als sie mir schilderte, wie sie stundenlang mehr oder weniger orientierungslos umherirrte, dachte ich unwillkürlich an meine Black Outs im tiefsten Alkoholsumpf. Auch da überwog hinterher erstmal das Gefühl, alles heil überstanden zu haben.
Man denkt immer wieder zurück und versucht die Abläufe der Nacht zu rekapitulieren, ist erstaunt über die Wege, die man zurücklegte, entdeckt blaue Flecken am Körper, die man sich nicht erklären kann, sucht verzweifelt nach der Jacke, dem Geldbeutel oder den Schlüsseln… und fragt sich, wo man die eventuell liegen ließ, klappert die Kneipen am nächsten Tag danach ab. Oder ich suchte mein Fahrrad – wo stellte ich das verdammt noch mal ab? Wie kam ich nach Hause?
Nochmal mit einem blauen Auge davongekommen – konnte ich in meinem Leben des Öfteren sagen. Wobei ich den meisten Mist selbstverschuldet hatte. O. dagegen geriet völlig unverschuldet in diese prekäre Lage. Sie war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, eine willkommene Beute für die auf der Lauer liegenden Hyänen in Menschengestalt. Berlin hat`s in sich. Die Lehre daraus: man hält sich an manchen Orten zu nächtlichen Uhrzeiten besser nicht länger als notwendig auf.

O. ist auf der Botschaft, um schon mal wegen des gestohlenen Passes die Dinge in die Wege zu leiten. Ich halte zuhause die Stellung. Richtig wohl wird mir erst sein, wenn das Türschloss ausgetauscht ist.
Besonders ängstliche Menschen sind O. und ich nicht gerade, was uns vielleicht dann und wann leichtsinnig werden lässt. Das Leben ist ein Roulette. Verlust und Gewinn korrelieren miteinander. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und: Angst frißt Leben auf. Die Gefahren lauern überall.

ein literarisches Tagebuch

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