"Volver - Zurückkehren", 20 Uhr 15, Arte
bonanzaMARGOT
- 25. Sep. 16, 09:36
Er fuchtelt mit den Händen in der Luft herum, als würde er nach etwas Unsichtbarem greifen wollen.
Ich schaue ihm eine Weile dabei zu und denke: Wieder so ein Spinner. Dabei wirkt er äußerst konzentriert, als wäre da wirklich noch was anderes und nicht nur Luft.
„Was machst du da?“ frage ich ihn neugierig. Der Spinner sieht eigentlich gar nicht wie ein Spinner aus. Vielleicht ist`s eine besondere Art Tai-Chi.
„Ich suche den Reißverschluss.“
Erst glaube ich, mich verhört zu haben – „Reißverschluss?“
„Ja“, sagt er und greift weiter in die Luft, „er muss hier irgendwo sein.“
Man kann heutzutage eine Menge Menschen bei kuriosen Tätigkeiten in der Öffentlichkeit beobachten: Überall (wirklich überall) wird inzwischen telefoniert, inzwischen freisprechend und in einer Lautstärke, dass alle im Umkreis von fünfzig Metern den Scheiß mitbekommen, sogar auf dem Fahrrad. Dann die Pokémon-Manie: Typen stehen mit ihren Smartphones irgendwo dumm in der Pampa herum, als würden sie mit einer Wünschelrute nach Wasseradern suchen. An den unmöglichsten Plätzen wird meditiert – man macht seine Yoga-Übungen in der Fußgängerzone. Von den echten Spinnern ganz zu schweigen…
Doch womit habe ich es hier zu tun? Vielleicht ein einfallsreicher Pantomime, eine Ein-Mann-Theaterinszenierung? Jedenfalls hat er inzwischen meine Aufmerksamkeit.
„Ich will dich nicht stören… entschuldige. Was für einen Reißverschluss meinst du?“ frage ich nach.
Ich merke an seinem Gesichtsausdruck, dass er lieber ungestört wäre, aber er antwortet mir trotzdem:
„Im Raum befinden sich Reißverschlüsse. Genaugenommen sind es Schlitze, die man aufziehen kann – ähnlich einem Reißverschluss.“
„Und die findet man, indem man…“
„Ja, indem man den Raum abtastet, wie ich es hier mache.“
„Wow!“
Ich schaue seinem skurrilen Raum-Tanz weiter zu und setze noch mal an:
„Und wenn man einen dieser Schlitze gefunden hat? Was dann?“
Er hält kurz inne und schaut mich das erste Mal an. Uff! Was für ein Blick! Ich fühle mich schlagartig durch und durch durchleuchtet.
„Du wirst es sehen. Nur etwas Geduld.“
„Da bin ich gespannt.“
Mein Herz pocht. Ich spüre, dass was Besonderes im Gange ist. Natürlich will ich mir meine Aufgeregtheit nicht anmerken lassen. So einen Quatsch kann niemand glauben!
Gut, dass ich zwei Bier als flüssigen Proviant im Rucksack habe. An denen halte ich mich, während er weiter nach seinem Reißverschluss sucht. Ich schaue mich um. Ein schöner Platz zum Sitzen. Unweit ein Spielplatz, ein paar Büsche, Kastanienbäume und ein Teich. Vormittags sind kaum Leute unterwegs, ein paar Hundeausführer. Ich mag diesen kleinen Park. Er ist eine Großstadtoase und liegt außerdem fast vor meiner Haustür. Ich nuckele an meinem Bier und lasse mich besonnen. Über den Typ mache ich mir nach einer Weile fast keine Gedanken mehr. Ich grinse in mich hinein. Unglaublich, was man in Berlin alles erlebt.
„Hey du!“ höre ich ihn plötzlich rufen. Ich schrecke hoch und blicke um mich. Wo ist der Kerl? Da sehe ich seinen winkenden Arm und seinen Kopf körperlos über dem Boden schweben. Er grinst mich breit an und sagt: „Siehst du. Ich habe ihn gefunden!“ Ich reiße die Augen auf, während er in aller Seelenruhe von der anderen Seite den Reißverschluss zuzieht. „Hey, wo bist du jetzt?“ rufe ich ihm verdattert hinterher. Aber er ist schon weg. Eine Kastanie fällt neben mir auf die Bank und springt glänzend aus der stacheligen Hülle. Es ist Herbst. Ich stecke sie in meine Hosentasche und gehe auf die Wiese, wo der Typ verschwand. Ich imitiere seine Bewegungen. Das ist doch Blödsinn! Bestimmt ein Trick. Wie hat er das nur gemacht? Der Raum hat Reißverschlüsse… verarschen kann ich mich selbst…
Zurück an meinem Platz überlege ich mir, dass ich darüber eine Geschichte schreiben sollte. Doch ich verwerfe die Idee. Zu verrückt das Ganze.
Trotzdem geht mir der Vorfall nicht aus dem Kopf. Wenn ich mich unbeobachtet fühle, ertaste ich den Raum um mich herum nach jenem ominösen Reißverschluss. Es wäre zu fantastisch, wenn ich ihn eines Tages fände. Schließlich habe ich es mit eigenen Augen gesehen!
... einen Schal
(fotografiert von
O.)
Mit der privaten Soße kann man die Leute am ehesten hinterm Ofen vorlocken. Scheiß auf die Philosophiererei – die interessiert kein Schwein. Dann noch eher dummes Politikgelaber, und der Mega-Zieher ist naturgegeben das Thema Sex. Damit zieht man sie sogar hinterm Hochofen vor…, wenn sie nicht gerade selbst Sex (zumindest was ähnliches) haben oder bei Primark Einkaufen sind.
Schon warm geduscht heute? Selbstbefriedigt? Sitzt man im Büro beim heiligen Büroschlaf, oder frönt man einer endlosen Sitzung auf dem Klo? Wen interessiert`s? Mal gucken, was die Promis so treiben im Worldwide Glashouse. Angela lässt sich von Brad scheiden – isses möglich!?! Das fasse ich nun nicht. Meine heile Bums-Welt bricht zusammen. Wobei ich schon immer wusste, dass Brad ein Arsch ist. Ein alter Sack sagte mal: „Die größten Idioten kriegen die besten Hühner.“ Oder so ähnlich. Es gibt viele Abwandlungen. Freilich, die Gegenseite meint: „Jedem, wie er`s verdient.“ Hat auch was. Irgendwo dazwischen wird wohl die Wahrheit liegen. Jetzt will ich aber nicht wieder ins Philosophieren verfallen – passiert mir nämlich allzu leicht. Ich bin rettungslos ins Leben verliebt, und genau deswegen kriege ich nicht die Kurve zum schnöden Alltag. Wozu das alles? Bevor ich mich versehe, ist das Leben rum, und ich grübele immer noch.
Politik! O ja, ein weites Feld! Wie heißt das Gegenteil von Orgasmus? Politik. Ich stelle mir den Bundestag als riesiges Klosett vor. Lauter Saubermänner und Frauen, die dafür verantwortlich sind, dass nichts vorangeht (- wer hat diese Versager nur gewählt??). Ich sage nur mal „Rente“, oder „Pflegemissstand“. Kommt mir so vor, als herrsche ein ätzender Verstopfungszustand. Kein Wunder, dass sich eine Partei wie die AfD etablieren kann. AfD = Abflussreiniger für Deutschland. Damit, dass man die Flüchtlinge wegspült, ist es aber nicht getan. Die sind am wenigsten Schuld an der Verstopfung. So sind wir Menschen eben gestrickt: Ohne Sündenböcke geht`s nicht. Außerdem tritt es sich nach unten leichter als nach oben.
Aber bevor ich mich weiter ereifere, verlasse ich lieber das Thema Politik (ist nicht gut für meinen Blutdruck). Dann lieber Sex.
13.2.00
"Space Cowboys", 20 Uhr 15, kabel eins
(schon der alten Herren wegen)
bonanzaMARGOT
- 21. Sep. 16, 12:44
... auf dem Tisch
(fotografiert von
O.)
"Die Ferien des Monsieur Hulot", 20 Uhr 15, ZDF KULTUR
bonanzaMARGOT
- 20. Sep. 16, 15:29
Wir aßen jeden Abend Fisch. Ansonsten ließen wir uns von der Sonne und der Seeluft verwöhnen. Die Ausflüge nach Warnemünde waren ein Sinnesschmaus. Wir brauchten für eine Strecke etwa eine Stunde mit Straßen- und S-Bahn von unserem Rostocker Stützpunkt aus.
Auch ein Bad in der Ostsee war drin. Am zweiten Tag kühlte es allerdings merklich ab, und der Wind frischte auf – wie es sich an der See gehört. Ich liebe es, wenn mir der Wind die Haare zerzaust, und ich liebe das abwechslungsreiche Wolkenbild, die kräftigen Farben und Kontraste bei solcher Witterung.
Für die innere Zerzausung floss reichlich Bier. Das „Rostocker“ ist trinkbar, und ich machte in Warnemünde die hopfenmäßige Neuentdeckung „Marlower“ - gar nicht übel!
Der Fern-Bus Berlin-Rostock fährt zweieinhalb Stunden, wenn kein Stau dazwischenkommt. Keine zu lange Reisezeit, - die Preise per Bus sowieso viel günstiger als mit der Bahn. Selbst einen eintägigen Ausflug an die Ostsee kann sich unter solchen Bedingungen antun, wer Berlin mal kurz entfliehen möchte.
Alles lief glatt. Ein ziemlich fischiger Wochenendtrip, der sicher irgendwann seine Wiederholung finden wird.
PS: Auch der Rostocker Doppelkümmel sollte hier erwähnt werden, den wir uns zum Abschluss jeden Essens gönnten. Sehr passend!
Ich finde es sehr schade, dass auf etlichen Twoday-Blogs, die ich regelmäßig besuche, kaum noch Beiträge erscheinen.
bonanzaMARGOT
- 19. Sep. 16, 12:44
Ende Sommer (2016) Rostock - Warnemünde
Noch mal an die schöne Ostsee, bevor der Herbst Einzug hält und (berufliche) Verpflichtungen rufen. Wahrscheinlich werde ich ab November in eine dreimonatige Fortbildung
Tumordokumentation gehen. Der erste Kontakt zur Schule lief sehr positiv. Die Leiterin will sich für mich einsetzten, damit ich danach in einem Berliner Krankenhaus eine passende Anstellung kriege. Ohne Zusicherung blecht die Rentenversicherung nicht.
Wir kommen in den Genuss von
Lawes Gastfreundschaft, die uns in Rostock ihre Wohnung überlässt, solange sie auf Mallorca ist. Ich bin ihr sehr dankbar für das Vertrauen, welches sie uns gegenüberbringt.
Nun heißt es zum wiederholten Male diesen Sommer Klamotten zusammenpacken, ein paar Dosen Bier als Reiseproviant besorgen, und es kann losgehen. 15 Uhr fährt der Fern-Bus vom ZOB.
Bestimmt gibt es in Berlin eine Menge Gesindel. Egal, wie man diese Leute nennt. Viele sagen Zigeuner. Mir persönlich ist die Herkunft ziemlich wurscht: Gesindel ist Gesindel, und Diebe sind Diebe – umso schlimmer, wenn sie organisiert auftreten, was es den Anschein hat. Mir wurde in meinem Leben noch nicht so viel geklaut wie in der kurzen Zeit, da ich in Berlin wohne. Ich könnte mich in den Arsch beißen, dass ich anfangs so leichtsinnig war, aber ich komme eben aus einer beschaulichen Kleinstadt an der Bergstraße (im Südwesten der Republik). Vielleicht habe ich auch eine leichtsinnige Seele an sich. Alles stets zu sichern, abzuschließen und im Auge zu behalten, erscheint mir als unnötig anstrengend. In einer solchen Welt will ich eigentlich gar nicht leben, wo man ständig auf der Hut sein muss. Sei`s drum, so ist sie aber nun mal, unsere liebe Welt; und Berlin konnte mir deswegen nicht vermiest werden. Nach etwa zwei Jahren Berlinerfahrung fällt mein Fazit durchaus positiv aus. Das liegt hauptsächlich an der bunten Vielfalt der Menschen, der großen Abwechslung an Eindrücken und Möglichkeiten…; außerdem gibt es auch eine Menge friedlicher und gesitteter Menschen, die niemandem was Böses wollen, und mit denen man in guter Nachbarschaft leben kann. Ich mag den Begriff „Multi-Kulti“ nicht, aber hier in Berlin wird er an manchen Plätzen anschaulich gelebt. Arschlöcher gibt`s überall – was sich leider nicht ändern lässt. Das hat (meiner Meinung nach) nichts mit Herkunft, Religion oder Nationen zu tun. Wir sollten allen dankbar sein, die hier friedlich miteinander leben und voneinander lernen wollen. Wir sollten für die Weltoffenheit dieser Stadt dankbar sein. In gewisser Weise können wir sogar der Bundeskanzlerin dankbar sein, die zumindest keine regressive Politik in dieser Hinsicht betreibt. Leicht hat sie es sowieso nicht. (Nein, ich bin kein Merkel-Fan.)
Mein Kompliment an Berlin heißt: „Ich fühle mich wohl hier.“ Und ich hoffe, dass ich dieses Kompliment auch in ein paar Monaten aussprechen möchte.
Klar, ich hatte einen guten Start! Die Bedingungen waren nicht die Schlechtesten. Ich erwartete keinen Ponyhof. Und ich habe eine Frau an meiner Seite, die zu mir hält.
Wahrscheinlich gehöre ich momentan zu den glücklichsten Menschen dieser Stadt!
bonanzaMARGOT
- 14. Sep. 16, 14:51
-
Berlin
"Gran Torino", 20 Uhr 15, kabel eins
bonanzaMARGOT
- 14. Sep. 16, 12:01
Ich sublimiere (zuhause) vor mich hin.
bonanzaMARGOT
- 14. Sep. 16, 00:01