Freitag, 22. April 2016

Übergänge




bezaubern und betäuben

Donnerstag, 21. April 2016

Das Ende naht


Morgen bekommen wir den EDV-Abschlusstest zurück, und am Montag beginnt das Praktikum. Inzwischen sind die Hühner und ich reichlich schulmüde. Acht Monate Unterricht, täglich vier Doppelstunden, liegen hinter uns. Fast alle hielten durch - eine Schülerin schied wegen Krankheit aus. Den Abschluss der Fortbildung Ende August vor Augen nagt an einem zunehmend die Ungewissheit, ob man für die Zeit danach einen Job ergattert. Einige erhoffen sich eine Übernahme durch den Praktikumsbetrieb. Soweit denke ich noch nicht – erst mal sehen, was im Praktikum auf mich zukommt und wie ich mich in die Materie einarbeiten kann. Gestern telefonierte ich mit der Dame, für die ich tätig sein werde. Sie meinte, ich solle ganz entspannt sein… Das Gespräch mit ihr beruhigte mich etwas. Man ist doch jedes Mal angespannt vor einer neuen Herausforderung. Ich will mir im Praktikum nicht die Zeit um die Ohren schlagen müssen. „Nein“, sagte sie, „da müssen Sie überhaupt keine Sorge haben!“ Schön. Ich bin sehr gespannt darauf, was mich erwartet. Sie erzählte mir von meinem Arbeitsplatz, dass wir eine Kaffeemaschine, eine Mikrowelle und einen Kühlschrank hätten. Das Büro, in dem noch eine Kollegin säße, sei in einem Altbau mit hohen Räumen – sehr ruhig. „… und wir haben noch niemandem den Kopf abgebissen, nur ab und zu in die Waden…, hahaha!“

Die Vormittagssonne grinst hämisch. Mein Schädel brummt nach dem Zahnarzttermin. Ich nahm mir für heute frei. Es läuft sowieso nichts mehr in der Schule. Wozu die Zeit absitzen.
„Der Gedanke fühlt, das Gefühl denkt.“* Kann es überhaupt anders sein?
Man sollte von seinem Zahnarzt Schmerzensgeld verlangen können. Meine Gedanken fühlen sich nicht besonders, und mein Gefühl sagt mir: Schalte den Computer aus und geh raus!


(*Miguel de Unamuno)

Mittwoch, 20. April 2016

Mittwochs-Weisheit

"Nur durch das Leben selbst lernt man zu leben, und deshalb muß jeder Einzelne die Lehrzeit des Lebens von neuem beginnen."
(Miguel de Unamuno)

Montag, 18. April 2016

TV-Tipp:

"Die fabelhaften Baker Boys", 20 Uhr 15, Arte

Samstag, 16. April 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (VII)


VII

"Die Geschichte des Nudelbauern (Teil 3)"


„Der Heilige Vater kam inkognito. Er trug keine Soutane sondern einen beigen Freizeitanzug. An ihm klebte ein Riese, der aussah wie diese „Men in Black“ aus dem verrückten Kinostreifen. Ich erkannte den Heiligen Vater trotz seiner Verkleidung sofort und fiel vor ihm auf die Knie. Mein Gott, er lächelte ebenso gütig wie die Jungfrau Maria, welche mir in meiner Schlafkammer erschienen war! Schließlich nahmen wir Platz – er saß auf demselben Stuhl wie sie, Mister Fallala…“
„Tatsächlich? Da sitze ich jetzt gewissermaßen auf dem Heiligen Stuhl.“
Der Nudelbauer tat so, als hätte er die ironische Bemerkung überhört und fuhr in seiner Erzählung fort:
„Der Heilige Vater sprach zu mir: „Bruno, du kannst Dir sicher denken, warum ich bei Dir bin. Du musst gar nichts sagen. Auch mir erschien die Jungfrau Maria. Sie bedeutete mir, dass Du etwas ganz Besonderes für mich geerntet hättest. Niemand darf davon wissen, Bruno, das ist Dir hoffentlich klar. Es gibt Dinge, die nur für Eingeweihte bestimmt sind. Dein Schaden soll es nicht sein. Du wirst von mir fürstlich entlohnt werden. Um unser Geheimnis sicher zu hüten, bitte ich Dich, den Betrieb Deines Hofes einzustellen. Ab dem heutigen Tage stehst du im Dienste der Heiligen Katholischen Kirche. Gesegnet seist Du, Bruno!“ Nun kniete sich der Heilige Vater vor mir nieder und küsste meine Füße, was mich sehr beschämte.“
„Unglaublich!“
„Fürwahr, Mister Fallala!“ rief der Nudelbauer aus und goss in die Gläser Wein nach.
„Ich führte den Riesen von Bodyguard zu dem Versteck, wo ich es in Säcken gelagert hatte, und er schleppte alles wie nichts zum Auto. Ich glaube, der war noch stärker als Ihr Techniker Sven.“
„Hast du gehört, Sven?!“
„Ne, du weißt doch, dass ich kein Wort Italienisch verstehe. Ist der Zwerg bald fertig?“
„Man weiß es nicht, man weiß es nicht. Die Geschichte wird immer abgründiger.“
„Und ich werde immer müder!“ Svens langanhaltendes Gähnen erfüllte den Raum bis in die letzte Ritze.
„Langweile ich Sie?“ fragte der Nudelbauer schmollend.
„Keineswegs, Bruno!“ entgegnete Kaiman Fallala hastig, „wir sind sehr gespannt, wie Ihre Geschichte weitergeht. Gerade solche unglaublichen Geheimnisse interessieren uns, „und an Sven gewandt, „reiß Dich bitte zusammen!“
„Na klar, Chef.“
„Fahren Sie doch fort, Bruno, der Papst nahm also alles mit?“
„Ja, Mister Fallala, das heißt nicht ganz.“
„Ach!“
„Ich hatte etwas zur eigenen Verköstigung abgezweigt. Meine Neugierde war einfach zu groß…“

Dienstag, 12. April 2016

Wie


Ich kam mir vor wie ein Gespenst mit Körperlichkeit auf dem Weg durch Neukölln zur U-Bahnstation. Ich musste Slalom laufen, um niemanden anzurempeln, und hatte komischerweise das Gefühl, dass mir niemand auswich. Ich stolperte unbeholfen durch eine Filmkulisse. Ich sah mir selbst zu. Ich dachte über mein Denken und die Wirklichkeit nach, während der Verkehr um mich herum strömte. Ich fühlte mich dabei wie ein Automat auf der Suche nach seiner Seele. Ich sah hinunter auf meine Füße, auf das Pflaster, die Hundescheiße und den Dreck. Ich sog die Atemluft ein mitsamt den Gerüchen der Stadt. Ich wischte die Bilder, die auf mich einstürmten, zur Seite. Ich blätterte durch ein Buch, ohne darin zu lesen. Ich war mir sicher, dass dies alles nicht existieren konnte.
Ich tänzelte die Stufen hinab zur U-Bahn. Ich überlegte mir eine Strategie, wie ich am besten durch sie - die Menge, die mir entgegenschwappte - hindurchtauchen konnte…

TV-Tipp:

"Pulp Fiction", 22 Uhr 25, RTLNITRO

Sonntag, 10. April 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (VI)


VI

"Die Geschichte des Nudelbauern (Teil 2)"


„Seltsamerweise wusste ich sofort, um was es sich handelte, und auch, wie ich es zu behandeln, und wann ich es zu ernten hatte. Wahrscheinlich hatte dieses Wissen schon immer in mir geruht. Der Zeitpunkt war gekommen, dass ich meiner Bestimmung teilhaftig wurde.“
„Sehr kurios!“
„Ja. Jeder andere hätte das Wunder nicht identifizieren können. Er hätte lediglich Unkraut und Gestrüpp gesehen. Ich holte also heimlich und ohne großen Aufwand die Ernte ein, was nicht schwierig war bei der kleinen Fläche des Ackers…“
„Bruno, Warum sprechen Sie immer von ES? Waren es etwa keine Nudeln?“
„Nudeln?!? Mehr als das, Mister Fallala! Weit mehr! Hier geht es um ein Wunder, um ein Zeichen Gottes! Verstehen Sie?! Ja, was im Kochtopf landete, waren Nudeln, himmlische Nudeln! Ich schwöre bei Gott: Keine Nudelfabrik der Welt kann solche Pasta herstellen! Sie waren besser als die Pasta von Mamma – verzeih mir, Mamma!“ Der Nudelbauer bekreuzigte sich und trank in einem Zuge sein Weinglas leer.
„Trinken Sie!“
„Danke Bruno. Was für Pasta kam also dabei heraus?“
„Mamma mia! Wie gesagt, eine himmlische! Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Ich will`s Ihnen sagen, auch wenn es unwesentlich ist: Cannelloni, Fusilli, Linguine, Spaghetti, Maccheroni, Tagliatelle, Rigatoni…", der Nudelbauer lachte hellauf, „wenn Sie einmal von der himmlischen Pasta probierten, werden Ihnen alle anderen Nudeln egal sein, mehr noch, Sie werden sie verachten!“
„Unglaublich!“
„In der Tat! Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte…“


Während der Nudelbauer seine Geschichte zum Besten gab, mussten G & J sowie meine Wenigkeit am anderen Ende der Tafel Maulaffen feilhalten. Ich hielt mich am kühlen Wein und blickte gedankenverloren auf die Holzscheite, die im Kamin knackten und glommen. Schließlich entschuldigten sich G & J für ein Schäferstündchen im Hummer. „Du bist doch versorgt?“ fragten sie mich. „Ja“, grinste ich und hob mein Weinglas, „viel Spaß!“

Samstag, 9. April 2016

Das Geheimnis des Nudelbauern (V)


V

"Die Geschichte des Nudelbauern (Teil 1)"


Für meinen Bericht entnahm ich Reginas Protokoll des Gespräches zwischen Kaiman Fallala und dem Nudelbauern folgende Sequenzen:

„Bruno*, vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft und Bewirtung.“
(*Der Nudelbauer wollte nicht, dass sein voller Name genannt wird.)
„Es ist mir eine Ehre, Mister Fallala, Sie und Ihre Leute in meinem bescheidenen Zuhause willkommen zu heißen.“
„Ich würde gern ohne Umschweife auf den Grund unseres Hierseins kommen.“
„Bitte, bitte!“
„Sie behaupten also im Ernst, dass auf einem Ihrer Felder Nudeln wachsen!?“
Der Nudelbauer räusperte sich verlegen.
„Ich weiß, dass es unglaublich klingt… Am besten erzähle ich die Geschichte von Anfang an.“
„Wir sind ganz Ohr, Bruno.“

„Es begab sich an einem Sonntagmorgen vor zehn Jahren, da erschien mir die Jungfrau Maria in meiner Kammer. Sie war weiß gewandet und von einem goldenen Lichtkranz umgeben. „Folge mir“, bedeutete sie mir, wobei sie die Lippen nicht bewegte, sondern mich nur anblickte. Niemals werde ich ihren gütigen Gesichtsausdruck vergessen. Er strahlte vollkommene Reinheit aus. Wie in Trance verließ ich meine Kammer und ging, wie ich war, im Schlafrock, hinaus in den kühlen Frühlingsmorgen. Es dämmerte und dicke Nebelschwaden hingen träge über den Wiesen und Feldern. Die Lichterscheinung der Jungfrau schwebte mir voran. Ich hatte kein Zeitgefühl, und obwohl ich das Gelände wie meine Westentasche kenne, kam mir an jenem Morgen alles fremd und unwirklich vor. Barfüßig ging ich über Äcker und Wiesen. Der Saum meines Schlafrockes wurde nass vom Tau. Schließlich stoppte die Lichterscheinung über einem kleinen Acker am Rande eines Olivenhains. Ich fand nichts Besonderes daran. Doch die Stimmer der Jungfrau sprach in meinem Kopf: „Bruno, dieser Boden ist heilige Erde. Du bist der Auserwählte - du wirst ernten, was auf ihr wächst. Es ist für den Heiligen Vater.“ Ich sah, wie die Jungfrau etwas in die Luft warf, woraufhin eine Art feiner Goldregen auf dem bezeichneten Acker niederging. „Merke dir gut die Stelle“, sagte die Stimme, „aber zeige sie niemandem!“ Ich rieb mir die Augen, weil ich nicht glauben konnte, dass dies tatsächlich geschah. Indes schwebte die Jungfrau über den Olivenhain davon und ließ mich verwundert und unterkühlt zurück.“
Der Nudelbauer nahm einen kräftigen Schluck Wein und fuhr sich mit seinem behaarten Handrücken über den Mund.
„Wussten Sie damals schon, um was es ging, ich meine, dass Sie Nudeln ernten würden?“
„Nein, nein, nein!! Ich zweifelte an meinem Verstand! Am liebsten hätte ich das Ganze vergessen. Ich redete mit niemandem darüber. Aber aus Neugierde begab ich mich regelmäßig an die Stelle, um nachzusehen…, und eines Tages sah ich es!“
„Was? Die Nudel?“
„Gewissermaßen.“

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