Mittwoch, 27. Januar 2016

Mittwochs-Weisheit

"Wenn man dem Teufel irgendwo begegnet, dann im Krieg."

TV-Tipp:

"Birdy", 22 Uhr 20, ServusTV

Samstag, 23. Januar 2016

F48.0


Die Stadt sieht aus wie mit einer Kalkschicht überzogen. Das Wochenende grinst mich lakonisch an. Ich sitze mitten im Berliner Winter, meinem ersten. Das Leben erscheint mir als großer zugefrorener See. Manchmal knackt das Eis unter den Füßen bedrohlich. Aber vielleicht ist es auch die eigene Feinnervigkeit. Dann erfasst mich die Öde der riesigen Eisfläche und ihre Kälte. Am liebsten würde ich ausreißen – aber wohin?! Die Hände in den Manteltaschen vergraben stapfe ich jeden Tag zur Schule und zurück. Ich warte in der U-Bahnstation auf den Zug, drängele mich an den anderen vorbei, blicke in die immer gleichen Gesichter… Wofür die ganzen Treppen hoch und runter rennen? Meine Nerven fühlen sich wund an. „Das ist doch ganz normal“, sagt O., als ich ihr meinen inneren Zustand schildere, „Alle müssen das ertragen.“ Sie hat recht. Aber ich werde wütend und herrsche sie an: „Du verstehst das nicht!!“ O. bekommt meine Gereiztheit zu spüren, was mir sogleich leidtut. Doch ich kann und will es nicht ändern! Wie festgefroren stehe ich in der Gegend, überwältigt von meiner Verzweiflung. Niemand kann mich hier rausholen. „Ich will nur meine Ruhe“, sage ich zu O..
Das Wochenende beginnt ganz in meinem Sinne. Ich verschicke Onlinebewerbungen fürs Praktikum, und O. arbeitet an ihrem Computer für ihre Lehrveranstaltungen. Im Hintergrund laufen Songs von den Beatles. Der Samstag fühlt sich ganz gut an. Mein neurasthenischer* Anfall scheint vorbei zu sein. Ich hoffe es – auch O. zuliebe.


(* Als ich nach „Neurasthenie“ googelte, war ich einigermaßen überrascht, dass es für dieses Krankheitsbild sogar einen ICD-Code gibt " http://www.icd-code.de/icd/code/F48.0.html ".)

Donnerstag, 21. Januar 2016

Der erste Berliner Winter
















Eindrücke

Mittwoch, 20. Januar 2016

Mittwochs-Weisheit

"Im Fremdsein sind wir uns nahe."

Fotomania


Endlich habe ich auch die Bewerbungsfotos. Das Foto-Shooting erwies sich als regelrechte Folter, obwohl die nette Dame ihre Sache gut machte. Als sie mir die Bilder zeigte, war ich ganz schön geschockt, wie scheiße ich aussehe: Bin ich dieser grinsende, alte Sack mit den Hamsterbacken?

In der Schule fragten meine Mitschülerinnen schon, ob ich auf einer Fahndungsliste stünde, weil ich mich vor den Fototerminen immer drücke. Heute war es wiedermal soweit, ein Huhn hatte Geburtstag, und da musste freilich ein Gruppenfoto her. Erneut wurde ich gefragt und musste ablehnen. Dafür durfte ich auf den Auslöser drücken. Die Hühner empfinden keinerlei Scheu, sich in ihrer ganzen Pracht ablichten zu lassen. Danach teilen sie die gemachten Bilder über WhatsApp und machen sich Komplimente. Ich frage mich, wer von uns die größere Macke hat.
Na ja, jeder ist, wie er ist. Oder niemand kann aus seiner Haut.

Vielleicht bin ich deswegen ziemlich einzelgängerisch. Mir ist das alles oft zu viel. Die Menschen um mich herum betrachte ich am liebsten aus sicherer Distanz. Nichtsdestotrotz mag ich sie – es ist nur diese furchtbare Penetranz, die mich abschreckt. Ich komme mir dann vor wie auf der Flucht. Ständig soll ich irgendwem gerecht werden. Schon in meiner Jugend fühlte ich mich unter meinen Mitmenschen als Fremder. Auf meine vielen Fragen fand niemand befriedigende Antworten.

Ich wurde zwar älter, aber im Großen und Ganzen blieb mein Verhältnis zur Welt gleich. Scheiß Diskrepanz zwischen dem, was man in sich fühlt, und dem, was man (dann und wann) zu Gesicht bekommt. Absolut nicht stimmig! Richtig fies und ungerecht! Außerdem anstrengend… Ständig muss man nachbessern. Dabei nutzt es nicht viel. Die Tatsachen schreien einen geradezu an, und der Zerfall ist gnadenlos.

Machen wir das Beste draus – aber nicht unbedingt Fotos* von uns.



(* Was wollen wir damit dokumentieren?)

Mittwoch, 13. Januar 2016

Mittwochs-Frage

Wie könnte man sich eine Bewerbung an den Tod vorstellen?

Sonntag, 10. Januar 2016

Bewerbung


Ich mag die Lehrerin nicht besonders. Wahrscheinlich ist es ihre Ausstrahlung – genau kann ich gar nicht benennen, was mich an ihr stört. Sie besitzt eine Kreisch-Stimme und wirkt nervös. Da wir uns in Bälde fürs Praktikum bewerben sollen, ist Bewerbungstraining angesagt. Ich bin dankbar für ein paar Tipps und Anregungen diesbezüglich, aber damit ganze vier Unterrichtstage zu verbringen, erscheint mir total übertrieben. Ich sitze stumpfsinnig vorm Computer, während die Hühner in meiner Klasse tratschen, die Lehrerin vorne nacheinander die Lebensläufe in Einzelgesprächen bespricht. Die Schultage ziehen sich wie Kaugummi. Meine Augen brennen vom Kunstlicht, zudem kündigt sich eine Erkältung an.
Mamma Mia, was man alles bei einer Bewerbung beachten muss! Die Lehrerin spricht von den Soft- und Hard Skills, und wo sie hineingehören, von der richtigen Gliederung von Lebenslauf und Anschreiben, was unbedingt angegeben werden muss, was dagegen nicht. So sind die Spielregeln – eine Form des Anbiederns auf dem Arbeitsmarkt. Keine Frage, dass ich sowas zum Kotzen finde.
Ich blicke durch die große Fensterfront des Computerraums auf die Winterlandschaft. Bittere Kälte und der erste Schnee. Anfang Januar. Der Verkehr rollt wie immer durch die Stadt. Qualmende Auspuffrohre und dampfender Atem. Die Passanten eingemummelt in Winterklamotten. Vom Stapfen durch den Schnee habe ich einen leichten Muskelkater. Ich träume mit offenen Augen. Zwischendurch spricht mich eine Mitschülerin an. Man sieht mir an, dass ich mich in einer anderen Welt befinde.
Meinen Lebenslauf habe ich relativ zügig erstellt. Die Lehrerin ist zufrieden damit. „Kurz und knackig“, sagt sie. „Prima“, sage ich. Nun noch die Bewerbungsschreiben… Am meisten Magenschmerzen bereitet mir das Foto. Ich lasse mich sehr ungern ablichten, obwohl ich mich bestimmt nicht verstecken muss. Das aktuellste Foto von mir ist mein Passbild. So viel Brimborium für eine Bewerbung – und wer alles daran verdient. Was man z.B. für Bewerbungsfotos beim Fotografen hinlegen soll. Hinterher interessiert`s niemanden mehr.

Samstag, 9. Januar 2016

TV-Tipp:

"Justiz", 20 Uhr 15, 3sat

Mittwoch, 6. Januar 2016

Mittwochs-Weisheit




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