Mittwoch, 23. Dezember 2015

Treffpunkte




Großstadt

Mittwochs-Weisheit

"Der Zweifel ist kein angenehmer Zustand.
Gewißheit jedoch ist ein lächerlicher Zustand."

(Voltaire, 1694-1778)

Montag, 21. Dezember 2015

Berlin, wie es leibt und lebt


Sicher ist, dass ich noch in keiner Stadt war, in welcher ich mehr Menschen mit Bierflaschen herumlaufen sah. Von mir aus, ich habe nichts dagegen. Selbst lebenslang Biertrinker, empfinde ich eine gewisse Solidarität. Solange alles zünftig abgeht. Ohne eine gewisse Dröhnung ist das Leben schwer auszuhalten. Berlin ist sowieso eine besondere Herausforderung bei der täglichen Flut an Eindrücken, Verrücktheiten und dem ganzen Konsumschwachsinn…
Neulich in der U7 auf dem Heimweg von der Schule saß ich neben einem Türken (schätze ich), in meinem Alter oder etwas älter, uns gegenüber drei Handwerker, Verputzer, in ihren von der Arbeit verschmutzen Klamotten, die ihr Feierabendbier schon in der U-Bahn genießen wollten. Es dauerte nicht lange, dass der Türke sie in gebrochenem Deutsch ansprach, sie sollten sich schämen, derart schmutzig und Bier trinkend in der U-Bahn zu sitzen. Die Umstehenden blickten wie ich nur verwundert, denn der Türke ließ nicht locker, die Drei zu provozieren. Er sei schon lange in Deutschland, meinte er, und sie seien bestimmt keine Deutschen, denn die täten sowas nicht. Er trüge eine Hose, die tausend Euro kostete und wolle sich nicht in den Dreck setzen, den sie hinterließen… Ich spürte, wie den Dreien langsam die Galle hochkroch. Schließlich sagte der Eine, dass er sich das nach acht Stunden auf dem Baugerüst nicht länger anhören wolle, - dass er ihn aus der Bahn werfe, wenn er nicht bald seine Klappe halte! Doch der Türke motzte munter weiter: Sie hätten überhaupt keine Kultur! Mein Gott, dachte ich bei mir, ein Verrückter! Ich atmete auf, als die drei Handwerker am Mehringdamm ausstiegen.
Solcherlei Szenen sind in Berlin an der Tagesordnung. Man weiß nicht, was man davon halten soll.
Gut, dass ich nicht nationalistisch eingestellt bin - Idioten sind eben Idioten, ganz egal, wo sie herkommen. (Prost!)

Sonntag, 20. Dezember 2015

Es weihnachtet sehr




Stettin, 12. - 13.12.2015





Weihnachtsmarkt in der Kulturbrauerei und auf dem Breitscheidplatz

Samstag, 19. Dezember 2015

Der letzte Schultag


Gestern erst fiel mir auf, dass der Einbrecher auch das Sparschwein voller Kupfergeld mitnahm. Es muss ihm wie ein Goldschatz vorgekommen sein, so schwer wie es wog. Es war meine Reserve für ganz-ganz schlechte Zeiten… Soll der Schurke glücklich damit werden.
Den letzten Schultag mit "Excel" verbracht. EDV ist mein Lieblingsunterricht. Im Normalfall komme ich ganz gut mit und habe bei den Übungen ein Erfolgserlebnis.
Wie immer besuchte ich vorher auf ein Bier den „Bierbaum“. Durch die gläserne Eingangstür konnte ich sehen, dass ganz schön Betrieb war. Freitags ist es am vollsten. Das Wochenende wird von vielen schon Donnerstagabend eingeläutet, und Freitagmorgen sitzen dann die Durchmacher im Bierbaum. Als ich eintrat, stolperte ich fast über ein schwules Pärchen, das sich abseits von den anderen abknutschte. Musik dröhnte mir entgegen. Die Theke war voll besetzt. Ich nahm von Cria, der Thai-Bedienung, das Bier entgegen und setzte mich an einen der Stehtische. Ich betrachtete das skurrile Sammelsurium von Kneipengästen: neben den (inzwischen) bekannten Gesichtern ein paar Studenten und abgerissene Figuren – alle mehr oder weniger betrunken. Der Raum war rauchverhangen, die dicke Jeanette schmiss Geld in einen der Spielautomaten und grüßte mich, als sie mich sah. Ich verstand kein Wort, von dem, was im Raum gesprochen wurde. Das Lachen und Gerede ging in der lauten Musik unter. Janis Joplin sang…, ein Stammgast klatschte dazu in die Hände.
Ich schaute durch die großen Scheiben hinaus ins Morgengrauen. Es regnete. Passanten huschten vorbei. Die meisten Türken. In Berlin gewöhnt man sich besser daran, dass man sich als Deutscher in manchen Vierteln fremd vorkommt. Immer wieder wird das Thema „Flüchtlinge“ thematisiert – auch im Bierbaum. Tenor der meisten Gespräche lautet sinngemäß „Das Boot ist voll“.
Die Uhr zeigte mir an, dass ich aufbrechen musste. Gerne wäre ich noch ein Weilchen geblieben, um dazusitzen und mein Bier zu trinken. Eine Frau an der Theke erinnerte mich von ihrem Aussehen an Marael Johnson "Eine Verrückte legt los"… In der letzten Zeit komme ich viel zu wenig zum Lesen.
Ich duckte mich unter dem Regen. Eltern brachten ihre Kinder zur Schule. Der Verkehr strömte endlos durch die Sonnenallee. Eigentlich schien die Welt im Großen und Ganzen in Ordnung zu sein.

Freitag, 18. Dezember 2015

TV-Tipp:

"Verdammt in alle Ewigkeit", 23 Uhr 20, ServusTV

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Mittwochs-Weisheit

"Ab einem bestimmten Zeitpunkt sind Geburtstage wie ein nach oben gezählter Countdown."

Siegfried Wache
(*1951)


Dienstag, 15. Dezember 2015

Dezemberdepression


Berlin hat einen bestimmten Geruch. Ich bin mir sicher. Egal, wo ich bin. Der Geruch meiner Heimat war anders. Ich durchlebe Tage, in denen die Vergangenheit wie Treibgut immer wieder auftaucht. Wenn ich stundenlang in der Schule sitze, bleibt mir genügend Zeit, mich Tagträumereien hinzugeben. Die Hühner (meine Mitschülerinnen) fragen mich manchmal etwas, und ich antworte, als ob ich aufwachen würde: „Was?“ Sie lachen: „Was meinst Du denn dazu?“ …
Sie haben sich damit abgefunden, dass ich oft einfach nur versunken in mich selbst im Klassenzimmer sitze, dabei kriege ich noch mehr mit, als sie glauben. Als Klasse wären wir sehr inhomogen, meinte eine Lehrerin. Manchmal, während ich so rumsitze, recherchiere ich Namen von alten Freunden und Bekannten im Internet. Vor kurzem wurde ich sogar bei einer Person fündig. Aber macht eine Kontaktaufnahme Sinn? Ich bin unsicher. Man muss nicht unbedingt die Geister des Gestern und Vorgestern beschwören…, sonst geht es mir noch wie Mr. Scrooge aus Charles Dickens Weihnachtsgeschichte. Wer will schon vorgeführt bekommen, wie er ehemals (wirklich) war? Ich habe schon in der Jetztzeit Angst in den Spiegel zu schauen. Am besten gehe ich mit meinen Mitmenschen um, ohne darüber nachzudenken, wie ich auf sie wirke. Angeblich soll es gar nicht so schlimm sein…
Morgen veranstaltet die Schule eine Weihnachtsfeier – dafür fällt der Unterricht aus, Anwesenheitspflicht ist trotzdem. Solche Feiern waren mir schon immer ein Gräuel (von dem religiösen Hintergrund ganz abgesehen). Ich hoffe, dass ich mich frühzeitig abseilen kann. Kann mir irgendjemand erklären, wie man an solchen Veranstaltungen Spaß haben kann? Dieser konventionelle Druck ist einfach ätzend. Unser EDV-Lehrer sagte zu dem Thema, Demokratie sei eben die Diktatur der Mehrheit. Ich mag ihn. Er macht klare Ansagen, und er hat die Hühner im Griff…; außerdem habe ich bei ihm wirklich das Gefühl, etwas zu lernen.
Ich mache mir sehr viele Gedanken über die Zeit, konkret die Lebenszeit. Ist das alles nicht irrsinnig? Gut Fünf Jahrzehnte habe ich auf dem Buckel und hörte nie auf, das Dasein zu hinterfragen. Wenn ich dann den ganzen Weihnachtsschwachsinn sehe, fühle ich mich verhöhnt. Am Ende des Kalenderjahres scheint sich der Schwachsinn der Menschen zu verdichten: Weihnachten und kurz dahinter Silvester… Zufällig habe ich im Dezember auch noch Geburtstag.
Dazu kommt die Winterzeit mit den kurzen Tagen und der Kälte. Eine Mitschülerin fliegt in den Weihnachtsferien nach Gran Canaria. Letztes Jahr gönnte ich mir auch diesen Ausritt ans Meer und in die Sonne. Ich lieh ihr meinen Reiseführer. Ich bleibe in Berlin.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Like A Rolling Stone


Gestern war ich mega-müde. Ich hatte während des Tages das Gefühl, gar nicht richtig wach zu werden. Ich will kein Aufhebens darum machen – in meiner Nachtwachen-Zeit waren solche halb somnolenten Zustände völlig normal, z.B. während der Umstellung vom Nacht- zurück auf den Tagrhythmus. Außerdem lebte ich alleine und machte alles mit mir selbst aus, das heißt, ich war im Großen und Ganzen der einzig Leidtragende. Ich hatte kaum soziale Kontakte außerhalb des Altenheims. Wenn ich mir zu sehr auf den Keks ging, schaltete ich die Glotze ein und döste in den Tag hinein. Wenn mir die Glieder schwer wie Blei wurden, legte ich mich ins Bett; wenn ich eine Fressattacke hatte, überlegte ich nicht lange, und schaufelte z.B. eine Dose Ravioli in mich hinein. (Komisch, dass die Müdigkeit einen nicht vom Fressen abhält – eher im Gegenteil.)
Nun lebe ich seit einem halben Jahr mit einer vitalen jungen Frau zusammen. Das ist schon mal ein Wahnsinn – für meine Verhältnisse. Echt! In Partnerschaften tat ich mich bisher immer mit dem Zusammenleben schwer. Hinzu kommt eine gewisse Abneigung gegen alles Familiäre. Wann das seinen Anfang nahm, weiß ich nicht genau… Ein Eigenbrötler bin ich sowieso. Die mich kennen, wissen das (haha). Trotzdem, ich bin weit davon entfernt, ein Soziopath oder "Höhlenmensch" zu sein. Ich würde mein Verhältnis zu anderen Lebewesen mit dem Begriff „Reserviertheit“ beschreiben. Früher sagte man, ich sei schüchtern. Ich gehörte nie zu denen, die mit dem Mundwerk vorneweg waren. Vielleicht ist darum das Schreiben für mich die bessere Methode zu kommunizieren, vor allem wenn mir die Menschen noch fremd sind. Dabei wirke ich gar nicht so schüchtern auf andere – ich höre oft, dass ich eben ein Ruhiger sei. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie ich wirklich auf andere wirke. Ich mag darum auch keine Fotos von mir. Wer mich ärgern will, muss nur die Kamera auf mich richten; oder mir eine Stilberatung aufdrücken (wir vor ein paar Wochen in der Schule geschehen); oder mich zur Teilnahme an einer Weihnachtsfeier zwingen; oder… (es gäbe noch einiges aufzuzählen). Wie gesagt, das Zusammenleben mit mir ist nicht leicht. Dass meine Partnerin mich liebt, macht mich sehr glücklich! Sie hält mich gewissermaßen bereits eine gute Zeit lang aus. Bei Menschen, die mir nahestehen, würde ich manchmal schon wissen, wie sie mich so sehen. Sie müssen ja nicht ins Detail gehen. „Wie siehst Du mich, Schatz?“ „Ich liebe Dich…“ „Ach so.“ „Und wie findest du das, was ich in den Blogs schreibe?“ „Hirschig.“ Ehrlich gesagt hatte ich etwas Angst, als ich sie kennenlernte, ihr meine schriftlichen Zeugnisse (im Internet) zu zeigen.
Also, gestern war ich jedenfalls ungeheuer müde… Heute versuche ich die Zeit, bis sie von der Arbeit kommt (nach 21 Uhr), mit Schreiben totzuschlagen. Wir wollen gemeinsam zu Abend essen, bevor es in die Heia geht.
Unglaublich, wie sehr das stundenlange Herumsitzen in der Schule ermüdet… vielleicht auch dem Kunstlicht geschuldet… dem wenigen Tageslicht im Winter… keine Ahnung, ob ich mich so lange wachhalten kann… bin halt nicht mehr der Jüngste… Bob Dylan singt: „like a rolling stone“…
(Gute Nacht!)

2. Advent




Obwohl ich ein Weihnachts-Verächter bin, schlendere ich ganz gern über Weihnachtsmärkte oder erfreue mich an der weihnachtlichen Illumination.

ein literarisches Tagebuch

Kontakt



User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

alien-lösung? da ging...
alien-lösung? da ging was an mir vorbei. ist aber eh...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:08
richtig. ich dachte nur,...
richtig. ich dachte nur, dass ich es meinen lesern...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:05
Wo ist denn das Problem?...
Wo ist denn das Problem? Durch die „Alien-Lösung” von...
C. Araxe - 7. Nov, 22:06
Wenn du ohnehin eine...
Wenn du ohnehin eine neue Blogheimat gefunden hast...kann...
rosenherz - 2. Nov, 13:51
Liebe Leser(innen)
Dieser Blog ruht fortan. Leider ist die Resonanz hier...
bonanzaMARGOT - 02. Nov. 19, 13:39
Zu den Rubriken (3)
28.10.2016 - ... 2019 - Reisen Back from Greifswald Aufgefangen Let zter...
bonanzaMARGOT - 14. Sep. 19, 08:36

Archiv

Mai 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

Neues in boMAs prosaGEDICHTE-Blog

Suche

 

Extras



prosaGEDICHTE (... die Nacht ist gut für die Tinte, der Tag druckt die Seiten ...)

↑ Grab this Headline Animator


Von Nachtwachen und dicken Titten

↑ Grab this Headline Animator



Status

Online seit 6091 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09