Zwei Tage Stilberatung. Ich löse frustriert und gelangweilt Sudoku, während meine Klassenkameradinnen von der Dozentin eine Farb- und Figur-Beratung bekommen. Wie Frauen eben sind, zeigen sie Interesse daran. Ich fühle mich abseits. Die Dozentin will mich mit ins Boot holen. Ich lehne dankend ab. Was hat das hier mit der Fortbildung zu tun? Was interessieren mich die Figurprobleme und BH-Größen meiner Mitschülerinnen?
Die Dozentin weist dezent darauf hin, dass wir ihre professionelle Beratung hier dank der Schulleiterin umsonst bekommen. Und wie nebenbei empfiehlt sie für die Bewerbungsfotos eine Fotografin, die sie persönlich kennt und schätzt. Meine Mitschülerinnen (die Hühner) notieren sich alles.
Ich kämpfe mit meinem Unmut. Leider habe ich keine bessere Strategie, als mich weiter mit den Sudokus zu beschäftigen. Ich harre aus - ich bekomme die Veranstaltung (den Scheiß!) von der Rentenversicherung bezahlt.
bonanzaMARGOT
- 16. Nov. 15, 19:37
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Arbeitslos
Schmutziger November. Blatthaufen am Straßenrand. Es regnet die ganze Zeit. Jogger in Regenkleidung. Kalt ist es nicht. Sonntag. Wir beschließen, ins Aquarium zu gehen. Die feuchten Hausfassaden und die graue Wolkendecke – vereinzelt segeln Blätter vorbei. In der Wohnung läuft Blues Musik aus dem Radio. O. schreibt an einem Fachbeitrag. Ich genieße einfach die Gemütlichkeit bei relativer Kopfleere. Zwischendurch stehe ich vom Schreibtisch auf, gehe durch die Wohnung, wische da und dort Staub…, greife mir ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank, stelle mich zu O., die am Computer arbeitet, und küsse sie…
In einem der Fenster der gegenüberliegenden Häuserreihe spiegelt sich flüchtig ein Vogelschwarm. Es ist Mittag und gleichbleibend düster. Das Halblicht umfließt weich die Gegenstände und Möbel. Die Sekunden, Minuten tröpfeln vor sich hin…
bonanzaMARGOT
- 15. Nov. 15, 12:45
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Berlin
... in Paris, in Frankreich
Betroffenheit, Trauer, Wut...
ohne Worte
bonanzaMARGOT
- 14. Nov. 15, 14:38
"Qualitätssicherung ist wie ein Märchen ohne Happy End."
(eine Klassenkameradin)
bonanzaMARGOT
- 11. Nov. 15, 16:03
Berlin ist in manchen Straßen und auf manchen Plätzen zum Bersten voll. Die Menschen, die an mir vorüber eilen, denen ich automatisch ausweiche, verlieren ihre Konturen - sie verflüssigen sich und gehen ein in einen riesigen Menschenstrom, der sich in viele Muster und Richtungen ergießt. Ein Anhalten für ein paar Momente Besinnung ist kaum möglich. Ich wundere mich darüber, dass viele in diesem Durcheinander telefonieren, Unterhaltungen führen, essen können... Körper streifen mich im Vorbeigehen. In der U-Bahn drücken sich die Leiber eng zusammen. "Gleisdreieck" steige ich aus – doch kein Grund zum Aufatmen. Sofort finde ich mich inmitten von kreuz und quer eilenden Menschen wieder. Jeden Moment kommen neue hinzu. Die vielen Eindrücke schlagen wie Wellen über mir zusammen. Wo ich mich auch befinde, habe ich das Gefühl, irgendwem im Weg zu stehen. Meine Sinne sind aufs Äußerste angespannt…
Als ich von der Schule auf dem Heimweg war, dachte ich, wie schön es wäre, unterwegs eine ruhige Kneipe zu finden mit halbwegs normalen und netten Gästen, die beim Plausch zusammensäßen. Ich würde ein Bier trinken und zum Barkeeper sagen: „Hach, das tut gut! Dieser Ort ist eine Oase…“
Es gab Zeiten, die Siebziger und Achtziger, als es solche Kneipen noch gab. Heute trifft man meist nur noch auf Spelunken mit der entsprechend abgerissenen Kundschaft. Meine Füße tragen mich also direkt nach Hause, wo ich erstmal durchatme.
Gemütliche Kneipen sind nicht das Einzige, was ich vermisse. Zur Ankunft meiner Partnerin am Sonntag wollte ich die Wohnung mit einem schönen Strauß Blumen schmücken. Ich dachte, dass ich beim Wochenendeinkauf bestimmt was finden sollte und landete in der „Mall Of Berlin“ am Leipziger Platz, einem der vielen Einkaufszentren Berlins, - wahrscheinlich das größte. Ich fuhr erstmal in die dritte Etage, wo die Kunden durchgefüttert werden. Ich trank ein Bier (mehr will ich gar nicht) und betrachtete die Szene: die abgehetzten Bedienungen hinter der Theke und die Unzahl der Menschen, die das ganze Zeug in sich hineinschlangen. Wahnsinn, dachte ich, ich wollte in einer solchen Umgebung nichts essen. Aber so sind wir Menschen – wir haben verschiedene Geschmäcker und Vorlieben. Nach einem Bier hatte ich genug Feldstudie betrieben und begab mich zum Supermarkt im Untergeschoss. Sekt und einige Lebensmittel, die auf meinem Einkaufszettel standen, fand ich relativ schnell, Blumen hingegen nicht.
An einem der Infostände fragte ich nach und bekam die spröde Auskunft, dass es in der gesamten „Mall Of Berlin“ keine Blumen gibt. „Das ist aber schlecht… sehr schlecht!“ sagte ich und suchte den Ausgang.
bonanzaMARGOT
- 09. Nov. 15, 18:48
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Berlin
"Grüne Tomaten", 20 Uhr 15, ServusTV
bonanzaMARGOT
- 07. Nov. 15, 16:13
"Erst markieren, dann agieren."
(EDV Lehrer)
bonanzaMARGOT
- 04. Nov. 15, 06:28
Im Fach Qualitätsmanagement kam vieles wieder hoch, die ganze Quälerei, warum ich schließlich aufhörte. Wir kotzten uns zum Thema aus. Fast alle in der Klasse kommen aus der Pflege. Selbst die Lehrerin, noch jung, d.h. höchstens Vierzig, sagte offen, dass sie nicht wisse, wie lange sie den inneren Zwiespalt noch aushalte (zur Erklärung: sie unterrichtet hauptsächlich angehende Altenpfleger(innen)).
Immerhin ist sie gelernte Krankenschwester und studierte Pflegemanagement. Man macht, was man kann, und wechselt von der Praxis in die Theorie - dabei brockten uns doch die (verdammten) Theoretiker den Mist ein. „Wer aber soll etwas verändern, wenn wir es nicht tun?“ sagte sie. Ich hörte diesen Satz bereits vor zwanzig Jahren, Mitte der Neunziger, als ich die Altenpflegeausbildung machte. Ich verfolgte Jahr für Jahr die gesellschaftliche Diskussion zum Pflegenotstand; und das Einzige, was sich in der Praxis seitdem änderte, war, dass die Leitung in den Dienstbesprechungen immer mehr von Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung faselte. Ich fühlte mich bei diesen Besprechungen wie im falschen Film…; die Wände flüsterten zu mir: „Selber schuld. Hättest du studiert, müsstest du dir nicht im Altenheim den Arsch aufreißen. Die Klugscheißer sitzen heutzutage oben.“ „Ja, klugscheißerisch und machtgeil muss man sein“, antwortete ich den Wänden des Besprechungszimmers, „und außerdem ein Wortverdreher.“ Ich blickte in die müden Gesichter meiner Kolleginnen und Kollegen nach einem anstrengenden Frühdienst, die wie ich nur darauf warteten, endlich in den Feierabend zu kommen.
Eigentlich drücken wir alten Säcke (und Hühner) deswegen wieder die Schulbank, weil wir den Moloch Pflege gründlich satthaben. Irgendwie muss es schließlich weitergehen. Die Arschwischmaschine hängte ich an den Nagel. Füttere ich eben in der Zukunft den Computer mit ICDs und DRGs für eine schwachsinnige und kranke Gesundheitsindustrie…
Die junge Lehrerin will uns ausgebrannten und desillusionierten Pflegekräften also das Qualitätsmanagement näherbringen. Einer der vielen Leitsätze der Pflege lautet: „Hole den Menschen dort ab, wo er ist.“ Viel Spaß dabei, Frau Lehrerin.
bonanzaMARGOT
- 03. Nov. 15, 17:25
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Arbeitslos
"Goldrausch", 20 Uhr 15, ZDF KULTUR
bonanzaMARGOT
- 03. Nov. 15, 07:31