Dienstag, 10. Februar 2015

Rotverschiebung


Der Tag ist wie eine Klobrille. Fasching steht vor der Tür. Hatte ich jemals einen Sinn dafür? Das Leben fuhr an mir vorbei, und ich wunderte mich. Das Näherkommen ist spannend, während das Entfernen langweilt. Die Menschen springen willkürlich auf die Züge auf. Ich bleibe auf dem Bahngleis zurück und frage mich: „Wieso?“ „Wieso nicht?“ fragt eine innere Stimme zurück. Ich zucke mit den Schultern. Ich verstehe die Menschen nicht. So einfach. Ich verstand bereits meine Geburt nicht. Als ich heranwuchs, passte ich mich notwendigerweise an. Kein Schwein konnte mir mein Dasein erklären. Kein Schwein konnte mir erklären, warum die Welt so ist, wie sie ist. Inzwischen ergraute ich, aber meine Fragen stehen nach wie vor im Raum. Ich verstehe nicht, was auf dieser Welt abgeht. Alle reden drumherum. Sie tunken ihre Köpfe in Eimer voller Wissen, Glauben oder Fanatismus. Ich sehe einfach zu und grübele. Ich kann nicht aufhören damit, weil ich sonst Angst hätte, mich zu verlieren.
Der Tag stürzt durch mich durch. Mit ihm die gesamte Geschichte. Die gesamte multidimensionale Welt. Das gesamte Spektrum des Erlebens. Ich halte es nicht aus und schreie in mich hinein: „Wieso?!?“ „Gebe dich doch einfach dem Profanen hin“, sagt eine Stimme in mir, „was ist so schlimm daran? Springe einfach auch auf den Zug...“
Das mit dem menschlichen Bewusstsein ist offensichtlich eine Farce. All unsere Intelligenz, die wir so arrogant ins Spiel bringen. Ich bin blind für sie. Es gelten überall die Gesetze des Dschungels. Die Menschheit erschuf sich ihren ganz eigenen Dschungel.

Es gibt nur einen Zaubergarten auf der Welt, und das ist der der Liebe. Nur die Liebe kann das Leben in diesem Irrsinn erträglich machen. Jedenfalls für mich. Ich meine damit die Liebe, die einen gnädig stimmt, die einem Geborgenheit schenkt, die Wut und Ärger besänftigt, die den Hass erst gar nicht aufkommen lässt. Ich meine keine spezielle Liebe. Es ist die Liebe zur Liebe selbst.

Bleibe bei mir, meine Liebe. In einem Universum, in dem alles auseinanderdriftet, steigt in mir die Sehnsucht nach dir.

Der Tag geht in seine zweite Runde. Die Klobrille knallt hoch und runter. Ich starre durch sie durch.
Keine Ahnung, ob ich auch nur im Entferntesten ausdrücken konnte, was ich fühle. Eine Stimme in mir skandiert in einem fort: „Wahnsinn! Wahnsinn! Wahnsinn!“
Wiedermal ist der Zug längst abgefahren.

Montag, 9. Februar 2015

TV-Tipp:

"Zeit zu lieben und Zeit zu sterben", 20 Uhr 15, Arte

Freitag, 6. Februar 2015

Imakeyoucrazydotcom


Wenn ich die Werbung Detlef Soosts für „Imakeyousexydotcom“ sehe, würde ich ihm am Liebsten durch den TV-Bildschirm in seine blöde lächelnde Visage schlagen... Ich bedanke mich, denn eigentlich fühle ich mich momentan viel zu schwach, um mich aufzuregen. Gestern hatte ich einen Termin bei der Agentur für Arbeit, wo man mir recht direkt sagte, dass ich an allem schuld bin – also an der ganzen Verwirrung. „Dass Sie bisher noch keine Asche sahen, ist allein Ihnen zuzuschreiben“, sagte der Arbeitsvermittler. Er musste sich erst durch die Akten arbeiten. Mein eigentlicher Arbeitsvermittler war verhindert. Egal. „Ja, ich weiß, dass ich blöd bin“, erwiderte ich irgendwann resigniert. „Nein, nein, nein...!“ „Schon gut – und was ist jetzt Sache?“ fragte ich. Er reichte mir einen neuen Antrag, und das war`s. Na ja, nicht ganz: er reichte mir nicht die Hand, weil er eine Bindehautentzündung hatte. Das fand ich sehr rücksichtsvoll. „Wir sind doch hier auch Menschen“, meinte er zwischendurch. Klar. Kein Zweifel. Auch Detlef Soost ist ein Mensch. Ebenso die Werbemacher sind Menschen. Selbst die IS-Terroristen sind Menschen!!
Zwei Tage vorher, war ich bei meinem Hausarzt gewesen, um die notwendigen Atteste abzuholen. Ich erzählte ihm nebenbei von dem Druck, den mir die Agentur für Arbeit macht. Nach meiner kurzen Schilderung lächelte er mich süffisant an. Ich bringe seine Worte nicht mehr zusammen, aber er sagte tatsächlich, dass die Agentur für Arbeit mich zu gern tot sehen würde...
Ich sollte mit meinem Hausarzt mal ein Bier trinken gehen, dachte ich im Hinausgehen.

Teneriffa-Impressionen (5)
















Hie und da

Mittwoch, 4. Februar 2015

Teneriffa-Impressionen (4)













Am Pico del Teide

Mittwochs-Weisheit

Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele. - Pablo Picasso


Liebe auch!

Dienstag, 3. Februar 2015

Teneriffa-Impressionen (3)













Grünes Teneriffa

Stöckchen find ich scheiße


Ich hatte in meinem Leben nie größere Probleme mit meinen Mitmenschen. Normalerweise werde ich als nette, vertrauenswürdige Erscheinung wahrgenommen. Im Altenheim war das Feedback überaus positiv. Nur mit den Chefs kam ich nicht immer klar. Eigentlich bin ich eher von zurückhaltender, schüchterner Natur. Ich fühle mich in größeren Menschenansammlungen nicht wohl. Am liebsten sitze ich in Kneipen, die nicht zu voll sind. Zum Beispiel fünf lange Stunden mit über zweihundert Menschen in einer fliegenden Sardinenbüchse zusammengepfercht zu sein, bedeutet für mich eine echte Nervenprobe. Bestimmt geht es anderen ebenso. Als Außenseiter empfinde ich mich nicht. Etwas eigenbrötlerisch vielleicht. Aber in der Regel passe ich mich an, wenn es die Umstände verlangen - so auf der Arbeit, wo es wichtig ist, ein Teamplayer zu sein.
Wenn ich allerdings privat über Themen diskutiere, kann ich mich schon mal in Rage reden. Vielleicht sage ich dann und wann zu deutlich meine Meinung. Ich will damit aber niemanden vor den Kopf stoßen. Auch die Blogs nutze ich als Forum, um (zwischendurch) frei von der Leber weg Stellung zu beziehen. Dabei werde ich so gut wie nie persönlich. Meine Kommentare fallen harmloser aus als die meisten Reden im Bundestag. Und wenn ich wirklich mal einen Tiefschlag landete, bin ich mir nicht zu schade, mich zu entschuldigen. Wer hat schon einen absolut edlen Charakter? Wichtig ist die Fähigkeit zur Selbstkritik. Und ebenso wichtig ist es, andere Meinungen auszuhalten. Wenn aber Tatsachen offensichtlich verdreht werden, oder wenn Menschen, die mich nur über das Bloggen kennen, meine Person herabwürdigen, ärgert mich das. Wen würde das nicht ärgern? Als ich Steppenhunds Antwort auf meinen Kommentar auf seinem Blog las, sagte ich zu mir: „Mann, Mann, Mann, tut das Not, Steppenhund?! Es geht doch nur um diese blöden Stöckchen, und du unterstellst mir wegen einer simplen Polemik Taktlosigkeit und machst ein Fass auf. Nicht nur, dass du mir in diesem Falle Taktlosigkeit vorwirfst – nein – du schimpfst mich einen taktlosen Menschen. Ich zitiere: „... eine Eigenschaft, die Du nicht hast - nämlich Taktgefühl.“ Steppenhund, ich empfinde mich als ganz normal taktvollen Menschen. Ich würde niemals eine solche Einschätzung zu deiner Person abgeben..."
Nun gut, ich nehme es nicht persönlich. Zu oft musste ich in den Zeiten als Literaturforenmitglied und danach als Blogger solche unter die Gürtellinie gehenden Aussagen hinnehmen. Ich schwimme eben nicht gern mit dem Strom. Arschkriecherei war nie mein Fall. Ich bin froh, dass wir in einer offenen Gesellschaft leben, wo wir munter über unsere verschiedenen Meinungen streiten können – möglichst, ohne persönlich zu werden oder uns gegenseitig in die Luft zu sprengen.

Montag, 2. Februar 2015

Teneriffa-Impressionen (2)













Unterwegs in Santa Cruz

...


Die alte Dame auf dem Platz neben mir sagte in hessischem Dialekt, kurz bevor die Maschine auf dem Rollfeld in Frankfurt aufsetzte: „Hoffentlich werden wir nicht krank.“ Sie bezog sich auf das viele Husten um uns herum. „Ja“, meinte ich, „in diesem Flugzeug schwirren bestimmt eine Menge Keime herum.“
Eine Passagierin auf der anderen Seite des Ganges hatte sich während des gesamten Fluges eine Serviette vor Mund und Nase gehalten.
Auch ich war noch leicht angeschlagen. Dieser Umstand und der plötzliche Klimawechsel ließen mein Immunsystem einknicken, so dass ich seit gestern wieder richtig erkältet bin. In der Nacht fieberte ich und wachte am Morgen verschwitzt auf.
Der Himmel ist grau. Millionen von Tropfen hängen im kahlen Baumgeäst und funkeln wie Perlen. Ich verrühre ein Anti-Erkältungspulver in heißem Wasser und trinke es statt Kaffee.
Während meiner Abwesenheit erhielt ich wieder herzige Post von der Agentur für Arbeit. Sie machten mich auf meine Pflichten aufmerksam und wollen die Leistungen einstellen - was überaus witzig ist, denn ich erhielt von ihnen bis dato keinen einzigen Cent. Am Donnerstag habe ich den nächsten Termin. Ich stelle mir vor, wie ich meinem Arbeitsberater die Meinung geige.
Das Leben ist ein einziger Kampf gegen Krankheit und andere Beschwerlichkeiten. Ich denke an meine Eltern, die beide in dieser Woche Geburtstag hätten. Fast zwei Jahre sind sie nun schon tot. Wann folge ich ihnen? Bleischwere Schatten sendet der Tag. Ich sehne mich zu meiner Liebe ins Licht. Hin zum Frühling.

Sonntag, 1. Februar 2015

TV-Tipp:

"Hafen im Nebel", 20 Uhr 15, Arte

Teneriffa-Impressionen (1)













Puerto Cruz

Samstag, 31. Januar 2015

Klopf Klopf Klopf


Mein Vermieter stand vor der Tür. Klingel habe ich seit Wochen keine mehr. Ich identifizierte das Klopfen erst nach einer ganzen Weile als ein Klopfen an meiner Tür. Seit den Sanierungsarbeiten am Haus gewöhnte ich mich an Klopf- und Bohrgeräusche.
Der Vermieter druckste herum: er käme mit schlechten Nachrichten. Er berichtete, dass nach gründlicher Analyse des Baus durch verschiedene Architekten quasi alles am Haus neu gemacht werden muss. Ein Wohnen ist dann für mich hier nicht mehr möglich. Er kündigte mir bis zum 30.07.. Nun wird der Umzug also konkret – was ich sowieso wollte.

Vorgestern hirschten meine Liebe und ich noch auf Teneriffa herum. Eine Woche auf dem Inselparadies. Teneriffa erlebte ich grüner als Gran Canaria. Wir waren im Norden in Puerto Cruz.
Es war ein Fest der Sinnlichkeit. Der Liebe. Wie es der Zufall wollte, lagen unsere Hotelzimmer nebeneinander. Amor war uns gut gesinnt, und wir verbrachten fast die gesamte Zeit in innigem Beisammensein. Der Himmel hielt sich allerdings oft bedeckt. Wir hatten nur einen wirklichen Stand-Tag. Das tat unserem Glück aber keinen Abbruch. Wir baldowerten einige Unternehmungen aus. Zum Beispiel fuhren wir im Bus hoch zum Vulkan El Teide, bis ca. 3000 Meter über dem Meeresspiegel, oder wir unternahmen einen Ausflug nach Santa Cruz, der Inselhauptstadt.
Es wurde nie langweilig. Selbst das Profane erfuhr einen schönen Anstrich. Nur die Zeit verflog mal wieder zu schnell. Wie immer, wenn es so schön ist.

Der Airbus 321 war eine halbe Krankenstation. Ich kam mir fast vor wie im Altenheim. Viereinhalb Stunden Flugzeit von Teneriffa bis Frankfurt.
Ist alles nur ein Traum? Bin ich wirklich zurück? Und was heißt zurück? Mein Zuhause ist nicht mehr hier. Es liegt in der Zukunft. Es liegt bei meiner Liebe. Wo auch immer.















Eine große Persönlichkeit deutscher Geschichte

ist tot.

Richard von Weizsäcker war für mich in den langen Jahren der Kanzlerschaft Kohls der einzige Lichtblick am politischen Himmel.
Er füllte die Rolle des Bundespräsidenten perfekt aus und wurde zu Recht von allen politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen geachtet.
...

ein literarisches Tagebuch

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