Montag, 9. November 2015

Sag mir, wo die Blumen sind...


Berlin ist in manchen Straßen und auf manchen Plätzen zum Bersten voll. Die Menschen, die an mir vorüber eilen, denen ich automatisch ausweiche, verlieren ihre Konturen - sie verflüssigen sich und gehen ein in einen riesigen Menschenstrom, der sich in viele Muster und Richtungen ergießt. Ein Anhalten für ein paar Momente Besinnung ist kaum möglich. Ich wundere mich darüber, dass viele in diesem Durcheinander telefonieren, Unterhaltungen führen, essen können... Körper streifen mich im Vorbeigehen. In der U-Bahn drücken sich die Leiber eng zusammen. "Gleisdreieck" steige ich aus – doch kein Grund zum Aufatmen. Sofort finde ich mich inmitten von kreuz und quer eilenden Menschen wieder. Jeden Moment kommen neue hinzu. Die vielen Eindrücke schlagen wie Wellen über mir zusammen. Wo ich mich auch befinde, habe ich das Gefühl, irgendwem im Weg zu stehen. Meine Sinne sind aufs Äußerste angespannt…

Als ich von der Schule auf dem Heimweg war, dachte ich, wie schön es wäre, unterwegs eine ruhige Kneipe zu finden mit halbwegs normalen und netten Gästen, die beim Plausch zusammensäßen. Ich würde ein Bier trinken und zum Barkeeper sagen: „Hach, das tut gut! Dieser Ort ist eine Oase…“
Es gab Zeiten, die Siebziger und Achtziger, als es solche Kneipen noch gab. Heute trifft man meist nur noch auf Spelunken mit der entsprechend abgerissenen Kundschaft. Meine Füße tragen mich also direkt nach Hause, wo ich erstmal durchatme.

Gemütliche Kneipen sind nicht das Einzige, was ich vermisse. Zur Ankunft meiner Partnerin am Sonntag wollte ich die Wohnung mit einem schönen Strauß Blumen schmücken. Ich dachte, dass ich beim Wochenendeinkauf bestimmt was finden sollte und landete in der „Mall Of Berlin“ am Leipziger Platz, einem der vielen Einkaufszentren Berlins, - wahrscheinlich das größte. Ich fuhr erstmal in die dritte Etage, wo die Kunden durchgefüttert werden. Ich trank ein Bier (mehr will ich gar nicht) und betrachtete die Szene: die abgehetzten Bedienungen hinter der Theke und die Unzahl der Menschen, die das ganze Zeug in sich hineinschlangen. Wahnsinn, dachte ich, ich wollte in einer solchen Umgebung nichts essen. Aber so sind wir Menschen – wir haben verschiedene Geschmäcker und Vorlieben. Nach einem Bier hatte ich genug Feldstudie betrieben und begab mich zum Supermarkt im Untergeschoss. Sekt und einige Lebensmittel, die auf meinem Einkaufszettel standen, fand ich relativ schnell, Blumen hingegen nicht.
An einem der Infostände fragte ich nach und bekam die spröde Auskunft, dass es in der gesamten „Mall Of Berlin“ keine Blumen gibt. „Das ist aber schlecht… sehr schlecht!“ sagte ich und suchte den Ausgang.

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