Donnerstag, 3. Juli 2014

Tarragona


Wir nennen uns gegenseitig Liebling oder Schatz. Ich weiß, nicht sehr einfallsreich. Meine Freundin mag ihren Vornamen nicht. Er ist ihr zu gewöhnlich. Für mich ist ihr russischer Name natürlich keinesfalls gewöhnlich. Und er ist schön kurz. Aber okay, ich respektiere ihren Wunsch. Mir sind Namen auch nicht so wichtig. Ebenso wenig Nationalitäten.
Unser Tagesablauf richtete sich nach ihrem Sohn, was selbstverständlich war. Mittags nach dem Essen machte er im Hotel einen Mittagsschlaf, und wir nutzten die Gelegenheit für ein Schäferstündchen in meinem Hotelzimmer. Das tägliche Highlight für uns! Zärtlichkeiten wollten wir nicht offen gegenüber ihrem Sohn zeigen, was auch selbstverständlich war. Die Zeit ist noch nicht reif. Dann hatten wir am Abend noch ein paar Stunden für uns, nachdem sie ihren Sohn zu Bett gebracht hatte. Die Urlaubstage waren jedenfalls von Früh bis in die Nacht ausgefüllt. Wie oft ich die Strecke zwischen unseren Hotels lief, habe ich nicht gezählt. Ein paar Blasen, die sich langsam von meinen Fußballen lösen, zeugen noch davon.
Etwas blöd fand ich, dass ich nichts von dem verstand, was meine Freundin und ihr Filius quatschten. Dann und wann erklärte sie es mir. Ich fühlte mich darum etwas abgehängt von den Beiden. Sie waren ein gutes Mutter-Sohn-Gespann. Wenn es mir zu langweilig wurde, setzte ich mich an die Strandbar, trank ein Bier aus einem eisgekühlten Glas und las in Miguel Unamunos Novellen.
Unser erster Tagesausflug führte uns nach Tarragona, eine schöne alte Stadt – mehr weiß ich nicht. Ich bin nicht so sehr an solchen geschichtlichen Details interessiert. Die Küste bei Tarragona ist etwas felsig. Ich mag Felsenküsten. Ich finde sie aufregender – mit den kleinen Buchten und Stränden. Die Zugfahrt dorthin (ca. eine halbe Stunde) gestaltete sich bereits als ein kleines Abenteuer …, bis wir den Bahnhof gefunden hatten und den richtigen Zug, der dann brechend voll war.
Die Altstadt Tarragonas war nicht schwer zu finden. Sie liegt auf einer Anhöhe. Gemütlich spazierten wir mit ausreichend Pausen durch die Gassen. Nebenbei plünderten meine Freundin und ihr Sohnemann einige Andenkenläden. Man konnte sich satt sehen an den alten Gemäuern und den Farben. Nach einem ausgedehnten Mittagsessen – das heißt: ich trank mein Bier und schaute den Beiden dabei zu – machten wir uns auf den Rückweg. Aber es war noch Zeit genug, um auf einer Bank zu pausieren, unter Palmen und mit wunderbarem Blick aufs Meer. Aus dem DIN A 4 Blatt meiner Hotelreservierung bastelte ich einen Papierflieger, mit welchem der Sohn meiner Freundin Passanten abschießen konnte … Was dieser kleine Bursche für Energie hat! Ich erlebte ihn als echtes Laufwunder. Überall flitzte er umher, und alles wurde zum Spielplatz. Selten saß er lange ruhig.
Als wir zurückkamen, war bereits früher Abend. Wir hatten noch einen ordentlichen Fußweg bis zum Hotel. Einige Wolken brauten sich am Himmel zusammen, und es zog ordentlich. Das Schäferstündchen holten wir am Abend nach. Bei Blitz und Donner!





auf dem Weg zur Altstadt, rechts unten die Bahnlinie, die an der Küste entlang führt




in der Altstadt




das Eingangsportal der Kathedrale




Mittagspause




ein kleiner Platz

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