Am Morgen
In der Bahnhofshalle installierten sie eine Ausstellung über den roten Nachbarplaneten Mars. Gegenüber das Reisezentrum. Neu im Angebot: Der Sonderzug zum Mars. Schräg. Die ganze Welt ist schräg, aber es fällt nur ein paar Philosophen und Verrückten auf.
Das Raumschiff Erde flitzt mit sieben Milliarden Seelen um die Sonne. Den Mond im Schlepptau. Meinen Mond. Diese geliebte Arschbacke am Nachthimmel.
Was wollte ich eigentlich schreiben? Ach ja, es war mir egal. Meine müden Augen liegen wie ein Doppelgestirn unter meiner Stirn. Müde von den Milliarden Jahren. Ich schlafe ein und wache an der Brust meiner Mutter auf. Meine Mutter ist tot. Sie ist jetzt auf dem Mars. Warum nicht.
Ein Penner liegt auf einer Bank und schnarcht. Die Reisenden laufen an ihm vorbei. Züge werden ausgerufen. Ich giere nach Monden in Hosen. Zu gern würde ich mal wieder einen küssen.
Vor dem Bahnhof steht ein riesiger Vogelbaum. Eine andere Welt. Das Geschrei von Millionen Vögeln übertönt sogar den Verkehr. Der Baum ist schwarz und kahl, jetzt im November.
Warum schaue ich auf das Pflaster und meine Schuhe? Die Erde reißt auf. Der Riss geht quer durch den Bahnhof. Er ist wie ein Grinsen aus der Hölle.
Ich nehme ein Taxi nach Hause.
bonanzaMARGOT
- 17. Nov. 13, 18:31
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache