"Garp und wie er die Welt sah", 20 Uhr 15, Arte
bonanzaMARGOT
- 04. Sep. 13, 19:12
Ein Problem der Nachtwache ist, dass sie kaum Wertschätzung erhält – weder von den Kollegen, Chefs noch von den Bewohnern und Angehörigen. Das liegt zum einen an den naturgemäß wenigen kommunikativen Kontakten, die man nachts hat, und zum anderen daran, dass die Arbeit der Nachtwachen leicht übersehen wird - weil man da schließlich schläft. Der Nachtdienst ist das Stiefkind der Altenpflege. Nur Kollegen, die selbst ab und zu im Nachtdienst arbeiten, zeigen mehr Verständnis und Mitgefühl gegenüber den Härten der Nachtarbeit. Als wir noch zu zweit waren, konnten wir uns gegenseitig moralisch aufbauen. Was mir am meisten zu schaffen macht, seitdem ich alleine die Stellung halte, ist nicht die Arbeit an sich, sondern dass ich auf mich alleine gestellt bin, dass die ganze Verantwortung auf meinen Schultern lastet, - dass ich alles schlucken muss. Nervlich gehe ich sozusagen am Stock. Schwer zu sagen, wie lange ich das noch durchhalte.
Die Heimbetreiber, welche mit dem Personal total am unteren Limit fahren, begehen ein Verbrechen an ihren Mitarbeitern und an den Bewohnern. Geld wiegt mehr als die körperliche und psychische Gesundheit und mehr als die Sicherheit. Und das Beste ist: sie sagen dir, dass wir noch froh sein können, weil wir im Vergleich noch gut besetzt wären … und was gibt es nachts schon zu tun? Darum kann man der Nachtwache noch zusätzlich ein paar Arbeiten aufdrücken, damit sie sich nicht langweilt.
Ich fühle mich verhöhnt. Irgendwann platzt mir mal gewaltig der Kragen – wenn ich nicht zu müde und ausgepowert bin. Wie jetzt. Nach drei Nächten. Mir fehlt sogar die Energie, mich am PC richtig auszukotzen. Mein Kopf bringt die Worte nicht zusammen.
Ein schöner Spätsommertag. Ich schwinge meinen trägen Arsch unter die Dusche, und dann geht`s ein paar Sonnenstrahlen einfangen.