Das Haus
Jeder Schrank, jede Schublade überladen mit Dingen und Klamotten. Bei der Durchsicht des Hauses wurde mir bewusst, wie altersgebrechlich meine Eltern bereits seit Jahren gewesen waren, - wie viel Kram sich angesammelt hatte. Wahrscheinlich würde nur eine Entrümpelung helfen. Ich kam zum ersten Mal seit ihrem Tod ins Elternhaus. Der Vertrag mit dem Makler musste unterschrieben werden. Alles in dem Haus wirkte noch vertraut – aber auch wie aus einer anderen Welt.
Photoalben voller Bilder aus der Vergangenheit. Ich wollte sie mir noch nicht anschauen. Vielleicht würden sich Unterschiede zu meinen Erinnerungen ergeben, oder es würden längst verschüttete Erinnerungen wachgerufen …
Das Haus bedeutete die Welt meiner Eltern. Es war ihr Dreh- und Angelpunkt während der letzten Jahrzehnte. Unter der Oberfläche war diese Welt längst in Unordnung geraten. Meine Eltern wahrten die Fassade. Ihr Stolz und ihre Ängste nahmen ihnen die Sicht auf die unabwendbare Realität des Alterns und der damit zusammenhängenden Konsequenzen. Ich kann sie verstehen. Ich verstehe, dass sie sich an ihre kleine Welt klammerten und bis zuletzt hofften, sie würde noch eine Weile halten.
Es ist das Haus meines Großvaters. Als wir einzogen, war ich bereits Teenager. Ein wirklicher Hort der Geborgenheit wurde es mir nicht. Als der Makler über den Verkauf sprach, spürte ich keine Wehmut. Ich wünsche mir, dass sich schnell ein Käufer findet. Damit Gras über alles wachsen kann. Ein paar Erinnerungsstücke und für mich brauchbare Sachen werde ich mitnehmen. Nicht mehr als eine Kiste voll.
bonanzaMARGOT
- 12. Mai. 13, 12:00
- Die Arschwischmaschine hat frei