Donnerstag, 14. Februar 2013

Gedanken einer Arschwischmaschine


Altenpfleger(innen) haben schon einen leicht derben Humor. Früher oder später kriegt man den, oder man hat ihn bereits. Und Altenpfleger(innen) rauchen fast alle. Sie stehen alle Ritt lang zum Rauchen draußen vor der Tür oder auf der Terrasse, oder rauchen an anderen eher geheimen Örtchen Ich bin einer der wenigen Nichtraucher. Wahrscheinlich weil ich nicht gern mit dem Strom schwimme. Quatsch, Rauchen blieb seltsamerweise ein Laster, dem ich nie besonderes abgewinnen konnte. Ich glaube außerdem, dass ich kein typischer Altenpfleger bin. Nein, auch Quatsch. Die meisten landen aus Verlegenheit in der Altenpflege, weil sie nirgendwo anders unterkommen. Und so war es schließlich auch bei mir. Wie sagt man so schön: Wer nichts wird, wird Wirt. Das gilt in etwa auch für die Altenpflege. Diejenigen, die aus Idealismus diesen Beruf wählen, bleiben am kürzesten dabei. Natürlich gibt es ein paar Spinner mit Helfersyndrom oder christlichem Nächstenliebewahn. Gott sei Dank sind die meisten Altenpfleger(innen) nicht sonderlich selbstlos. Sie reagieren auf Leistungsdruck wie überall in der Wirtschaft: Die Arbeitsmotivation sinkt, die Zigarettenpausen mehren sich, und der Krankenstand steigt. Die Alten sehen dann freilich alt aus. Kein Witz. Kaum zu glauben, was ich in dem Vierteljahrhundert meiner Altenpflegetätigkeit alles erlebte. Grausam. Vieles verdränge ich. Es ist eine andere Welt. Anfangs kam ich gar nicht damit klar … Aber dann reizte mich genau das, dass ich Dinge sah, die man sonst nicht zu sehen kriegt. Und ich hielt durch. Und lernte die ein oder andere Altenpflegerin kennen. Seufz. Außerdem musste ich mich irgendwann für eine Arbeit entscheiden, als es mit dem Studieren nichts wurde.
Ich mochte den Schwarzen Humor schon immer. Ich lache nach wie vor gern, - obwohl ich so viel Scheiße sah. Irgendwie fühle ich mich solidarisch mit den Klo-Frauen und Klo-Männern. Man muss keine Arschwischmaschine im wörtlichen Sinne sein, um sich als Arschabputzer der Gesellschaft zu fühlen. Man muss einfach nur einen Beruf haben, den wenige machen wollen, für den man nicht gewürdigt und nicht anständig bezahlt wird; und schon fühlt man sich als Arschabputzer. Ich denke, manche Jobs werden dieses Image nie los. Nicht in tausend Jahren. (Ich kann nur hoffen, dass ich meine eigene Rente nicht mehr erlebe.)
So long.

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