Freitag, 13. April 2012

TV-Tipp:

(weil ich die Hauptdarsteller Sigourney Weaver und Dennis Quaid mag)

8 Blickwinkel, 20 Uhr 15, Pro Sieben

Nach den Menschen ist vor den Menschen


(Ich mag nicht über jeden Scheiß diskutieren.) Tag Eins nach den Menschen. Tag Hundert nach den Menschen. Auf N 24 läuft diese phantastische Dokumentation regelmäßig – wie sich die Erde nach den Menschen verändern wird. Schön. Ich weiß nicht, was ich dabei denken soll. Ebenso die futuristischen Szenarien, nachdem ein Asteroid auf die Erde stürzte. Will ich mir anschauen, wie ich in Stücke gerissen werde? Will ich darüber nachdenken, wie im Detail die Welt untergeht? Und bitte, was soll das überhaupt bringen? Ich weiß, dass ich sterben werde. Egal wie. Ändern werde ich es nicht können. Kaum. Außer ich mindere gewisse Risiken. Und nicht mal dann gibt es eine Garantie, an was und wie ich sterbe. Seit 25 Jahren arbeite ich in der Altenpflege und erlebte, wie unterschiedlich der Tod kommt, wie unterschiedlich das Sterben ist. Planen lässt sich nur der Selbstmord. Und nicht mal dann kann man wissen, wie es ist. Ja, man kann vielleicht davon ausgehen, dass man nicht lange leiden muss. Aber alles andere basiert auf Vermutungen oder auf der religiösen Einstellung des betreffenden Menschen.
Tag Tausend nach den Menschen. Die Natur, sofern es sie noch gibt, erobert sich langsam alle Territorien zurück. Die Menschenaffen besetzen die Ruinen. Wird die Evolution sie zu ähnlich zivilisierten Geschöpfen machen, wie wir es waren? Soll man es ihnen wünschen?
Die Gedanken sind frei. Die Phantasie ist frei. Ich will nicht sterben. Ich liebe das Leben. Ich liebe die Menschen. Und ich hasse unsere Beschränktheit. Ich hasse unsere Beschränktheit, obschon wir im Ansatz über uns hinaus denken können. Dann doch lieber nur instinktiv. Wozu über alles nachdenken, wenn es einen nicht wirklich weiterbringt? Ich kann nur nicht anders – ich denke. Ich frage.
X Jahre nach dem Menschen. Interessiert mich das? Alles ist vorherbestimmt. Wir wissen, dass irgendein Asteroid irgendwann wieder die Erde treffen wird. Wir wissen, welche verhängnisvollen Folgen dieses Ereignis haben wird. Oder es bricht eben ein Supervulkan aus, oder die Menschen vernichten sich früher oder später selbst. Es zählt doch nicht, was sowieso unausweichlich passieren wird, sondern was wir jetzt mit uns und unserer Umwelt machen. Es gibt uns noch. Es gibt dich und mich. Es gibt die Kinder.
Wäre es nicht an der Zeit, entscheidend in eine andere Richtung zu rudern, solange wir am Steuerrad noch drehen können? Oder wollen wir uns dem Fatalismus ergeben? Ich fühle mich hin- und hergerissen. Ich weiß es auch nicht. Ich habe Angst vor dem Tod. Aber nicht so, dass mir diese Angst das Leben vermiest. Anders. Der Tod ist bereits da. Ich spreche mit ihm. Weil er da ist, scheint die Sonne. Heute. Die Gegenwart – das bin ich! Und trotzdem hadere ich, weil ich es als große Gemeinheit empfinde, dass mein Dasein endlich ist. Dabei ist der Tod besser noch als ein guter Kumpel. Er ist sehr verständnisvoll, wenn ich mit ihm rede. Er meint, dass die meisten Menschen sich nicht so offen mit ihm auseinandersetzen. Und ich sage, dass ich für solche Gespräche gern ein paar Bier trinke. Der Tod grinst – er kenne das, also, von vielen Menschen. Er selbst trinke kaum, nur manchmal, wenn er Kinder zu sich holen müsse.
Der Tod ist auch nur ein Mensch, denke ich bei mir. Vieles will ich von ihm noch wissen.
Mal sehen, ob ich die Zeit dazu bekomme.
Irgendjemand ruft aus dem Hintergrund: „Selbst Schuld!“
Ja und Nein.
„Arschloch!“ rufe ich zurück, „kümmere dich um deine Angelegenheiten!“

Ein paar Millionen Jahre nach den Menschen: Es gibt neue Menschen. Sie nennen sich dann anders. Aber kein Zweifel, es sind Menschen. Sie entdecken das Feuer. Sie erfinden das Rad. Sie machen Krieg, sie erfinden das Geld. Alles heißt nur anders. Auch mich wird es wieder geben …
Und dich, meine Liebe.

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