boMAs Gedichte und Texte

Dienstag, 15. April 2014

Wind


Wind! Geliebter Wind! Verhasster Wind! Weht durch mein Leben. Zerrt mich durchs Leben. Da und dorthin. Zerreißt Herzen. Zerreißt den Himmel. Streichelt meine Seele. Macht mich frieren. Wind der Götter! Wind der Seelenlosen! Holt mich heim und treibt mich in die Ferne.
Gegen das Festhalten. Ein Leben voller Schatten. Schatten und Licht. Besinnung und Raserei. Ich stehe im Wind. Die Zeit ist Wind. Am Strand der Erinnerung besuchen mich die Überreste meiner Vergangenheit. Kurioses und weniger kurioses. Manches erkenne ich fast nicht wieder. Ich bette meinen Kopf auf deinen Schoß und blinzele in die Sonne. Die Tage sind süß. Die Tage sind bitter. Der Wind rauscht durch die Kalenderblätter. Zurück bleiben Steine und Augenpaare. Lachende und weinende. Der Wind weht über uns hinweg. Macht uns leicht. Bis wir fliegen. In den Sternenhimmel fliegen. In die lange Nacht.

Donnerstag, 10. April 2014

Im Zentrum


Ich greife in den Raum, als wäre er aus weicher, durchsichtiger Butter. Nichts bewegt sich. So fühlt es sich also an. Wahrscheinlich träume ich. Alexis Korner klimpert einen Blues, das heißt, es hört sich wie ein Schrammen an. Es ist kalt. Ich spüre die Kälte wie eine zweite Haut. Ich wippe auf einem Bürostuhl und sehe vor mir ein weißes Licht. Seltsamerweise blendet es mich nicht. Von einem Tunnel ist nichts zu sehen. Ich bin ganz eingehüllt in das weiße Licht. Ich denke an eine weiße Leinwand, auf der sich die Welt mit seinen tausend Dingen und Erscheinungen erst manifestieren muss. Alles ist da und gleichzeitig nicht da.
Ich dachte schon als junger Mann viel über den Tod nach. Aber wenn er dann da ist, ist alles nochmal anders, als man es sich vielleicht vorstellte. Die ganze Zeit läuft Musik. Ich höre nur nicht immer hin. Es ist die Musik, die ich in meinem Leben gern hörte. Ich schaue aus dem Fenster in einen frühlingshaft grünen Blätterwald. Alles ist da und gleichzeitig nicht da. Das Meer, die Sonne, die Stadt, der Himmel und die Wolken, mein Zimmer, der Schreibtisch, der Computer …
Da ist das weiße Licht, das alles in sich birgt. Und die Kälte, die mich aber nicht frieren lässt.
Der Tod ist nicht schlimm. Er bettet mich weich und riecht nach dir.

Dienstag, 8. April 2014

Im Vorzimmer der Verzweiflung


Es gibt Tage, an denen ich mich wie gelähmt fühle. Mir fehlt der Hintern, in den ich reinbeißen kann. Mir fehlt das zweite Augenpaar. Stattdessen absolute Windstille. Kein anderer Atem, kein Lachen. Ich lasse mich von belanglosen TV-Sendungen berieseln und starre Löcher in die Luft. Ich stehe im Vorzimmer der Verzweiflung. Die Sekretärin ist eine alte Jungfer mit müdem Gesichtsausdruck. An der Wand hängt ein Pin-up Kalender. Frau April hat dunkle Haare und dreht mir ihren Arsch zu.
„Haben Sie einen Termin?“ fragt die Sekretärin und mustert mich gelangweilt.
„Nein, nicht wirklich.“
„Nicht wirklich?“
„Gefickt.“
„Ach so.“
Licht und Schatten wechseln in rasantem Tempo. Wolken ziehen über mein Gesicht. Ich stehe nur so da, während alles seinen Gang nimmt. Ich spüre nichts, fast nichts, bin von der Sekretärin leicht angewidert. Eine weit entfernte Stimme in mir fragt sich: Was für ein Leben …? Sie kaut Kaugummi und lächelt, als hätte sie meine Gedanken gelesen und wolle mich verhöhnen.
„Gefickt“, wiederhole ich.
„Die Gefickten müssen warten“, sagt sie gedehnt.
Wie lange warte ich schon? Egal. Zu lange. Es kommt nicht mehr drauf an. Warum hockt da diese abgenutzte, frigide Sekretärin und nicht Frau April? Zu der würde ich mich auf den Schreibtisch setzen …
So war es schon immer. Jeder Gefickte hat sein Vorzimmer. Ganz für sich. Es ist Anfang und Ende.

Samstag, 1. März 2014

Die Liebe ist nichts für mich


Die Liebe ist nichts für mich. Der Mensch und die Liebe. Was für ein Thema. Ein Drama. Ein Märchen gleichermaßen. Eine Rechnung, die niemals aufgeht. Verkünstelt bis zur Unkenntlichkeit. Nicht mehr wegzudenken wie die Schwerkraft. Zum Sterben schön. Besungen und zu Scherben zerschlagen. Die Liebe ist nichts für mich. Sie war, glaube ich, auch nichts für Janis Joplin (deren Musik ich gerade höre).
Ich liebte. Das muss reichen. Aber es reichte nicht. Es wird niemals reichen. In Staub gezeichnete Herzen zum Abschied. Die Erinnerung ritzt meine Seele. Wieder und wieder.
Die Liebe ist nichts für mich. Und doch alles, was ich mir wünsche und erträume. Über mein Leben hinaus.

Dienstag, 25. Februar 2014

Ich schreibe für die Katz



Was macht es Sinn, vorm Weltuntergang zu schreiben?
Wenn unsere Welt in Rauch aufgeht
Unsere gesamte Geschichte
Die Dinosaurier inklusive
Wenn nichts mehr an uns erinnert
Kein Archäologe etwas finden wird
Und auch die Archäologen und Geschichtsschreiber
Tot sind
Natürlich
Was macht es da noch Sinn zu schreiben?
Welchen Sinn macht das Leben überhaupt?
Wozu Kinder auf die Welt bringen?
Wozu die ganzen Bemühungen von Politik, Religion
Kultur?
Und dann die Wissenschaften …
Die mit ihren Hoffnungen brutal auf den Eisberg
Zusteuern
Als könnten wir wirklich etwas ändern
An der Trostlosigkeit unserer Existenz
Trostlos, weil wir nicht
Wegschauen können

Was macht es Sinn, Burgen zu bauen vorm Weltuntergang?
Oder Bäume zu pflanzen?
Ich weiß
Martin Luther sah es anders
Freilich
Er muss gefühlt haben
Was gefühlt werden muss
Während ich an allem zweifle
Mit der Verzweiflung Zwiesprache halte
Das Leben wäre besser ohne
Gott und Teufel
Die Vögel singen schöner ohne uns

Ich schreibe für die Katz

Dienstag, 11. Februar 2014

Neues Blog!


Ich trage mich schon länger mit dem Gedanken, meine alten Notizbücher aufzuarbeiten. Es betrifft meine handschriftlichen Aufzeichnungen vor meiner Zeit im Internet und ohne Computer.
Auf meinen Ausflügen hatte ich immer ein Notizbuch dabei, und mit den Jahren schrieb ich einige voll.
Nun machte ich mir endlich die Mühe, ein neues Blog zu eröffnen, auf dem ich meine alten Sachen nach und nach in einer überarbeiteten Fassung ablegen werde.
Ich nutze diese Gelegenheit und probiere einen anderen Blog-Anbieter als twoday.net aus – ich landete bei wordpress. Warum? Einfach spontan.
An die neue Beutzeroberfläche muss ich mich freilich erst gewöhnen. Learning by doing – wie es so schön heißt.

Das neue Blog heißt " ink blood wine & dreams ". Als Bild für den Header verwendete ich einen Ausschnitt des Notizbuch-Covers. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind beschränkt – ich nutze die Gratis-Version.
Über Besuche und Kommentare auf dem neuen Blog freue ich mich natürlich!
Auch bin ich als Neuling bei wordpress über Tipps froh, wie ich das ein oder andere besser machen kann.

(Apropos: Die Blogs bei twoday.net bleiben natürlich aktiv.)

Sonntag, 2. Februar 2014

Momento


Den Kopf frei kriegen für ich weiß nicht was. In Gedanken fort segeln. Totale Entspannung. Auf einem Meer von Momenten. Leere Hirn-Autobahnen. Gestern und morgen vergessen. Der Herzschlag trägt. Unhörbar. Ich bin mein einziger Gast. Von einer Melodie entführt. Hier im Nirgendwo. Der Geist versinkt in Ruhe. Die Welt ein Bett. Zartes Spiel des Windes. Das Lächeln von Vater und Mutter. Zeitlos. Immer da.

Sonntag, 19. Januar 2014

Der Untergang der Bo.tanik


... Fingerkuppen, Kratzer auf Glas, Mondberge, Marsmission, Eisbad, virtuoses Klavierspiel, schmelzende Polkappen, Zimmerpflanzen, Salat, Vergessen, Bombentrichter, leerer Raum, Hirnwindungen, Salz, Fleisch, mongolische Steppe, Freiheit, Kondensstreifen, ein Bündel Geldscheine, Liebesspiel, Türspion, Lichtjahre, Gammastrahlung, verwitterte Grabsteine, Blut, Goldgräber, Poleposition, Geschwindigkeit, Virus, Gott, Warten, Wahnsinn, Vulkanasche, Vergangenheit, Asteroid, Beton, Krisengebiet, Lungenbläschen, Minenfeld, explodierende Maulwürfe, gescheiterte Verhandlungen, Kaffeefahrt, Diäten, Sixpack, Weitsprung, Morphium, Schriftsteller, Apokalypse now, Durchfall, Chinarestaurant, Randstein, Unterwelt, Ravioli in Dosen, Mephisto, Guten Tag, Auf Wiedersehen, Christus am Kreuz, Zeitrechnung, Trinknahrung, Spucke, Vertrauen, Phallus, Handicap, Erdbeertorte, Stummfilm, Panzerechse, Denksport, Galgenbaum, Rektoskopie, Patronengürtel, Endkampf, Fliegenschiss, Burgruine, Gewitterregen, Moos, Mikroorganismen, Visitenkarte, leere Versprechungen, Buschbrand, Foltermaschine, Sauerstoffarmut, Gleitgel, Sodomie, Gefahrgut, Fieber, Schulhof, Milchtüte, Küssen verboten, Pause, der Satz des Pythagoras, Pickelfresse, Bundespräsident, Eintopf, erster Samenerguss, Gedichte, Efeu, Steinbruch, Klassenfoto, Nordseeinsel, Überbleibsel, Raketenstart, Freistunde, schneeweiße Brüste, Reißverschlüsse, Bierflaschen, Sauna, Vater, Mutter, Bruder, Schwester, gekachelte Wände, Winter, Inventar, Möbelhaus, Käfer, Überforderung, Absturz, Phantom, Kapital, Wahlschein, Berufsausbildung, Kamikaze, Baggersee, Tintenfüller, Prüfungsangst, Adam und Eva, Reichsapfel, fremde Körperregionen, gestern, heute, morgen, Lügen, Spülstein, Geburt ins Nichts, Saxophonklänge, Knackpunkt, überaus friedlich, Ausnüchterungszelle, Billard, Entsorgungspark, Schiffsunfall, ungeschützt, Taschentücher, sterbender Schwan, Nagelschere, Ohrmuschel, Töne aus Papier, Buchrücken, Lieblingsautoren, Rumpelkammer, Staubwedel, Kühlschrank, Salami, Duschkopf, Plattentektonik, Kreuzverhör, Todeszeitpunkt ...

Freitag, 17. Januar 2014

Worte gehen zu Worten zu Worten


Könnte ich mit der Sprache malen. Worte verwandeln sich in farbige Formen, die immer wieder neu und anders erscheinen. Sprache und Geist gehen labyrinthisch ineinander über. Worte gehen zu Worten zu Worten. Die Buchstaben treten zurück. Die Geschichte erzählt sich selbst. Sie führt meine Hand. Sie ist bei mir, solange das Blut durch meine Adern fließt. Alle Bedeutungen verschwinden in dem Labyrinth. Die Vielgestalt der Seele zeichnet sich ab. Ein Leben lang werde ich an ihr malen. Mein Herz ist nur ein Gefäß. Die Welt ist nur ein Gefäß. So weich und hart, wie ich es zulasse. Die Menschen sterben an Einsamkeit. Sie krallen sich an die Dinge und Bedeutungen. Sie verlieren sich in Erklärungen. Dabei vergessen sie das einfache Sein, das bedeutungslose Sein. Auch ich klebe fest an dieser Scheinwelt. Aber sie hat mich nicht ganz. Mein Geist ist zu ketzerisch. Absurd. Es ist, als könnte ich nichts fühlen. Die Welt fliegt mir um die Ohren. Sie zerfällt in ihre Größen. Ich habe Angst. Der Tod ist weniger als nichts. Er zerstört meine Bilder. Der Tod macht alles lächerlich. Ich mag es nicht, wenn er sich über mich lustig macht. Aber er hat recht. Mir fehlt es an Humor.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Ein Griesgram antwortet


Magst du Kinder?
Nein. Ich wollte schon als Kind kein Kind sein.

Magst du Katzen?
Nein, die sind mir zu zickig.

Magst du Hunde?
Nein. Brauch ich nicht.

Magst du Autos?
Nein. Scheiß Erfindung. Seitdem gibt es keine echten Männer mehr.

Äh, magst du wenigstens Frauen?
Irgendwie schon. Einen Teil von ihnen. Ganz ohne will ich auf Dauer nicht sein.

Und ... magst du dich?
Das beantworte ich am Besten, wenn ich tot bin. Bis dahin bilde ich es mir ein.

ein literarisches Tagebuch

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Zuletzt aktualisiert: 30. Jan, 10:18