Arbeitslos

Montag, 16. November 2015

Das brauche ich nicht!!


Zwei Tage Stilberatung. Ich löse frustriert und gelangweilt Sudoku, während meine Klassenkameradinnen von der Dozentin eine Farb- und Figur-Beratung bekommen. Wie Frauen eben sind, zeigen sie Interesse daran. Ich fühle mich abseits. Die Dozentin will mich mit ins Boot holen. Ich lehne dankend ab. Was hat das hier mit der Fortbildung zu tun? Was interessieren mich die Figurprobleme und BH-Größen meiner Mitschülerinnen?
Die Dozentin weist dezent darauf hin, dass wir ihre professionelle Beratung hier dank der Schulleiterin umsonst bekommen. Und wie nebenbei empfiehlt sie für die Bewerbungsfotos eine Fotografin, die sie persönlich kennt und schätzt. Meine Mitschülerinnen (die Hühner) notieren sich alles.
Ich kämpfe mit meinem Unmut. Leider habe ich keine bessere Strategie, als mich weiter mit den Sudokus zu beschäftigen. Ich harre aus - ich bekomme die Veranstaltung (den Scheiß!) von der Rentenversicherung bezahlt.

Dienstag, 3. November 2015

Die Pflege verfolgt mich


Im Fach Qualitätsmanagement kam vieles wieder hoch, die ganze Quälerei, warum ich schließlich aufhörte. Wir kotzten uns zum Thema aus. Fast alle in der Klasse kommen aus der Pflege. Selbst die Lehrerin, noch jung, d.h. höchstens Vierzig, sagte offen, dass sie nicht wisse, wie lange sie den inneren Zwiespalt noch aushalte (zur Erklärung: sie unterrichtet hauptsächlich angehende Altenpfleger(innen)).
Immerhin ist sie gelernte Krankenschwester und studierte Pflegemanagement. Man macht, was man kann, und wechselt von der Praxis in die Theorie - dabei brockten uns doch die (verdammten) Theoretiker den Mist ein. „Wer aber soll etwas verändern, wenn wir es nicht tun?“ sagte sie. Ich hörte diesen Satz bereits vor zwanzig Jahren, Mitte der Neunziger, als ich die Altenpflegeausbildung machte. Ich verfolgte Jahr für Jahr die gesellschaftliche Diskussion zum Pflegenotstand; und das Einzige, was sich in der Praxis seitdem änderte, war, dass die Leitung in den Dienstbesprechungen immer mehr von Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung faselte. Ich fühlte mich bei diesen Besprechungen wie im falschen Film…; die Wände flüsterten zu mir: „Selber schuld. Hättest du studiert, müsstest du dir nicht im Altenheim den Arsch aufreißen. Die Klugscheißer sitzen heutzutage oben.“ „Ja, klugscheißerisch und machtgeil muss man sein“, antwortete ich den Wänden des Besprechungszimmers, „und außerdem ein Wortverdreher.“ Ich blickte in die müden Gesichter meiner Kolleginnen und Kollegen nach einem anstrengenden Frühdienst, die wie ich nur darauf warteten, endlich in den Feierabend zu kommen.

Eigentlich drücken wir alten Säcke (und Hühner) deswegen wieder die Schulbank, weil wir den Moloch Pflege gründlich satthaben. Irgendwie muss es schließlich weitergehen. Die Arschwischmaschine hängte ich an den Nagel. Füttere ich eben in der Zukunft den Computer mit ICDs und DRGs für eine schwachsinnige und kranke Gesundheitsindustrie…
Die junge Lehrerin will uns ausgebrannten und desillusionierten Pflegekräften also das Qualitätsmanagement näherbringen. Einer der vielen Leitsätze der Pflege lautet: „Hole den Menschen dort ab, wo er ist.“ Viel Spaß dabei, Frau Lehrerin.

Freitag, 16. Oktober 2015

Computer sind auch nur Menschen


Eine Woche durchgehend EDV. Ich hoffe, dass ich einiges von dem, was ich lerne, auch privat gebrauchen kann. Zur Zeit nehmen wir MS Word durch. Ich arbeite hingegen zuhause mit dem Libre Office Writer. Wenn ich für die Schule üben will, muss ich mir MS Word zulegen. Eigentlich wollte ich mich nie mit diesem Kram mehr als unbedingt nötig auseinandersetzen. Man ist dem Programm total ausgeliefert. Wenn etwas nicht wie gewollt funktioniert, ist es fast immer ein Bedienungsfehler. „Das Programm ist dumm“, sagt der Lehrer, „es macht, was Sie ihm aufgeben.“ Er hat recht. Ich bin der Doofian, der sich an der Bedienung von dem Scheiß die Zähne ausbeißt. Mir liegen solche Spielereien nicht besonders. Der Lehrer macht uns Mut: „Sie brauchen Geduld.“
Seit Tagen ist es trübe und regnerisch. Ich schaue von meinem Platz aus dem Fenster hinunter auf einen Kinderspielplatz. Blätter wirbeln durch die Luft. Die Bäume entledigen sich ihrer bunten Blätterlast. Der Herbst mit seinen schönen, weichen Farben wärmt mein Herz, während sich der Unterricht hinzieht von Pause zu Pause. „Markierungen, Absätze, Tabstops…“, mir schwirrt der Kopf. „Du hast noch eine Blockade“, sagt eine Mitschülerin in der Reihe vor mir, als ich mit einer Übung nicht weiterkomme. „Ich bin zu blöd für so was“, entgegne ich, „die Blockade habe ich seit meiner Geburt. Aber ich beiße weiter, und kurz darauf habe ich das Problem gelöst.
Endlich ist es Drei. Wir fahren die Computer herunter. Alles strömen ins Wochenende auseinander. Auf dem Nachhauseweg überlege ich mir, dass im Leben auch alles nach einem Programm abläuft, nur sind Soft- und Hardware viel enger miteinander verwoben als bei Computern. Ich marschiere durch den Park am Gleisdreieck und sehe einen jungen Vater mit Kind. Das Kind ist noch ganz klein und läuft weg vom Kinderwagen hin zu einer großen Pfütze. Der Vater eilt hinterher und trägt es zurück … Im Normalfall entwickelt sich alles wie von selbst – nach dem genetischen Programm des Lebens. Vergänglichkeit und Tod gehören (dummerweise) dazu. Ich beschleunige meinen Schritt. Es sind nur noch ein paar Meter bis zur Haustür.





Donnerstag, 10. September 2015

Gackern, bis der Arzt kommt


Acht Hühner und ich. Mit der Lehrerin, die „Medizinische Grundlagen“ unterrichtet sind es neun. Alle gackern. Vier mal 90 Minuten lang. Zwischen den ersten drei Doppelstunden haben wir zwei 15 Minuten Pausen, dann die halbstündige Mittagspause und die letzte Doppelstunde. 15 Uhr ist Schluss. Mein Schädel brummt danach wie ein Bienenschwarm. Die Augen drücken. Die Glieder schmerzen vom vielen Sitzen. Wir alle sind im Prinzip aus dem selben Grund in der Fortbildung: Wir hielten den Job in der Pflege physisch und psychisch nicht mehr aus. Ich frage mich indes, woher diese Hühner die Energie nehmen, so lange zu quatschen. Nach den Geschichten, die ich von ihnen hörte, sollte eigentlich jede gesundheitlich ein Wrack sein… Wenn sie gackern, blühen sie aber anscheinend auf. Vier Doppelstunden sind einfach zu viel! Erschwerend kommt hinzu, dass wir die Lehrerin durchgehend haben.
Die zweite Woche entpuppt sich als anstrengender als die erste. Keine Ahnung, woran es liegt. Ich habe nichts gegen meine Mitschülerinnen. Auch die Dozenten stellten sich bisher als kompetent, beredt und nett heraus. Vielleicht liegt es am Wetter. Oder am frühen Aufstehen. Jedenfalls bin ich nach der Schule ganz schön erledigt. Viel anzufangen ist nicht mehr mit mir. Zuhause lege ich mich vor die Glotze, gucke „M.A.S.H“, „Hör mal, wer da hämmert“, „Eine schrecklich nette Familie“ (RTLNITRO) und döse vor mich hin…
Wenn meine Partnerin 21 Uhr 30 von der Arbeit kommt, findet sie mich meist schon schnarchend im Bette vor.

Freitag, 4. September 2015

Der Einstieg




...ist geschafft!

Dienstag, 1. September 2015

Der erste Schultag


Der erste Schultag. Allein unter sieben Frauen, die jüngste Vierzig, die Ältesten Mitte Fünfzig. Ich gehöre zu den älteren, aber komme mir jünger vor. Ob es den anderen auch so geht? Oder erscheint es mir so, weil die meisten verheiratet sind, zum Teil bereits erwachsene Kinder haben(?) - eine ist bereits Oma.
Die Klassengröße ist angenehm klein. Als einziger Mann fühle ich mich erstmal als Außenseiter. Die Frauen kommen schnell miteinander ins Plaudern. Ich halte mich mit der Kontaktaufnahme zurück.
Der Tag ist sehr warm und schwül. Nach dem Organisatorischen, was uns die Niederlassungsleiterin ausführlich vermittelt, spüre ich bereits, wie meine Konzentration nachlässt, dabei habe ich erst eine Stunde hinter mir. Ich spüre Unsicherheit in mir hochkommen, ob das wirklich das Richtige für mich ist. Ich schaue mir meine Mitschülerinnen an…, die mir noch fremd sind.
Nach der Einweisung durch die Schulleiterin übernimmt für den Rest des Tages (der Unterricht geht immerhin täglich bis 15 Uhr) eine Dozentin, die uns Schüler näher zusammenbringen soll. Sie ist Psychologin, denke ich. Ich vergaß, was sie bei ihrer Vorstellung sagte. Wenigstens finde ich ihre Ausstrahlung sympathisch. Ihre Hauptarbeit besteht darin, uns einfach reden zu lassen, über uns und warum wir hier sind…
Die meisten Mitschülerinnen kommen wie ich aus der Altenpflege – kaputt gearbeitet eben. Über das Thema Pflege wird darum sehr lange intensiv geredet. Jeder versucht seine Erfahrungen einzubringen. Langsam wird die Atmosphäre unter uns lockerer. Trotzdem bin ich froh, als endlich Mittagspause ist, eine halbe Stunde. Zügig marschiere ich zur Sonnenallee, um im Bierbaum ein Bier zu trinken.
Nach der Mittagspause hat niemand mehr richtig Lust. Wir stöhnen unter der schwülen Hitze. Alle haben jetzt Konzentrationsprobleme – außer der Dozentin. Sie schlägt uns für die letzten 90 Minuten ein Spiel vor: „Stadt, Land, Fluss“. Irgendwie muss die Zeit aufgefüllt werden. Immerhin kam es dabei zu ein paar lustigen Wortwechseln – und das sollte wohl auch das Ziel der Übung sein.
Morgen haben wir sie noch einmal, den ganzen Tag lang – ich bin gespannt, was sie dann mit uns vorhat. Der Fachunterricht beginnt erst übermorgen.

Resümee: Am Meisten machte mir das konzentrierte Zuhören und das stundenlange Sitzen Probleme. In der Kneipe zu sitzen ist eben was anderes.
Ich versuche möglichst lange durchzuhalten. Was ist schon ein Jahr?

Sonntag, 30. August 2015

Ende August


Bei der Rentenversicherung meldete sich kein Schwein. Ich versuchte den Reha-Fachberater ans Telefon zu kriegen. Die Schule benötigt noch sein Okay für die Kostenübernahme. Übermorgen geht`s los mit dem Unterricht.
O. ist zurück aus Russland. Ihre Arbeit beginnt bereits morgen. Wir genießen noch mal das Sommerwetter, fahren an den See. Unsere Freizeit wird merklich abnehmen. Vor allem für mich wird sich der Tagesablauf ändern. Vor der Schule selbst habe ich keine Angst, es erfüllt mich nur mit Sorge, wie O. und ich den neuen Alltag meistern, so dass wir noch Zeit für uns haben. O. zerstreut meine Bedenken. Sie hat in solchen Dingen eine wesentlich positivere Einstellung… Nun müssen wir es erst mal auf uns zukommen lassen. O. hat recht. Am Wichtigsten ist doch, dass sie Arbeit in Berlin fand, und es bei mir auch irgendwie beruflich weitergeht.

Nachdem wir gestern auf dem Schlachtensee Ruderboot fuhren, wollen wir heute zur Abwechslung wieder mal zum Wannsee-Bad fahren. Es ist ein wunderbarer Sonntag Ende August. Die Wespen schwirren herum wie verrückt. Die Tage werden merklich kürzer, und das Laub wird sich bald herbstlich bunt verfärben. Mein erster Sommer in Berlin nähert sich seinem Ende.

Donnerstag, 13. August 2015

Noch einmal die Schulbank drücken?


Die Rentenversicherung in Charlottenburg ist ein großer, quadratischer Klotz. Ich stieg die Treppen zum Eingang empor – in einem solchen Gebäude, stelle ich mir vor, residiert Gott. Das Foyer war riesig und kühl, draußen knallte die Sonne. Ich brauchte ein bisschen, um mich zu orientieren und stiefelte munter drauf los.
„Wohin wollen sie denn, junger Mann?!“, herrschte mich eine schrille Stimme an. Ich hatte die Pförtnerin in ihrem Kabuff total übersehen.
„Entschuldigung, ich bin das erste Mal hier, ich habe einen Termin in Zimmer X.XXX.“
„Zeigen Sie mir mal ihre Einladung.“
Ich reichte Ihr das Schreiben von der Rentenversicherung.
„Gut setzen Sie sich in den Wartesaal. Ich sage Herrn X Bescheid, dass Sie hier sind. Er holt Sie ab.“

Der Reha-Fachberater begrüßte mich lässig in kurzen Sporthosen und T-Shirt. Er mochte Mitte Dreißig sein, - ohne besondere Ausstrahlung – Bartstoppeln zierten sein Gesicht. Ich folgte ihm durch lange Flure hindurch in sein Büro. Behörden vermitteln mir ein Gefühl der inneren Leere und Ohnmacht – ich weiß auch nicht, warum. Nach einer Stunde verließ ich die Rentenversicherung mit einigen Vorschlägen zur Weiterbildung in der Tasche. Ich blinzelte erleichtert in das grelle Tageslicht.
Das war vor zwei Wochen. Gestern stellte ich mich in der Akademie S. vor für die einjährige Fortbildung zur Medizinischen Dokumentationsassistenz. Die Schule ist in Neukölln und macht einen guten Eindruck: die Niederlassungsleiterin führte mich durch die Räumlichkeiten. Alles wirkte seriös, sauber und ordentlich. In einigen Räumen wurde gerade unterrichtet.
Ohne viele Formalitäten erhielt ich eine „Anmeldebescheinigung“. Nun liegt es bei mir. „Wenn Sie sich anders entscheiden, rufen Sie einfach an und zerreißen die Bescheinigung“, meinte die Schulleiterin.
Sollte ich wirklich bald wieder die Schulbank drücken? Sie sagte, dass es vielfältige Einsatzmöglichkeiten für dieses Berufsbild der Medizinischen Dokumentationsassistenz gäbe. Würde mir die Arbeit überhaupt liegen? Ich muss mich bald entscheiden, denn die Kurse beginnen am ersten September. Mir war etwas klamm ums Herz. Ich spazierte durch Neukölln zum Treffpunkt mit O.. An der Sonnenallee machte ich Rast im Bierbaum...

Freitag, 26. Juni 2015

Verhandlungsbasis


Falls Zeit Geld ist, hätte ich momentan etwas anzubieten. Echt. Es kommen ein paar Stunden pro Tag zusammen, die mich anöden. Ich würde sie gern loswerden. Es ist einfach zu viel, seit ich arbeitslos bin. Zwar hatte ich immer gern etwas Zeit in Petto, da ich ein rettungsloser Tagträumer bin – aber zu viel ist zu viel. Wie sieht`s also aus? Zeit zu verschenken habe ich freilich nicht. Wenn Zeit Geld ist, will ich ein wenig davon profitieren. Früher oder später werde ich mich über meine verschwendete Zeit ärgern, dass ich sie quasi wegschmiss – wie Pfandflaschen in den Müll. Eine solche Achtlosigkeit oder Bequemlichkeit rächt sich irgendwann. Als ich heute auf der Treppe des Bahnhofs Friedrichstraße saß, beobachtete ich wieder mal viele Dosen- und Flaschensammler, welche die Müllbehälter abgrasten. Sie verschwendeten ihre Zeit nicht. Ich dagegen saß da und starrte Löcher in die Luft, sah den Tauben zu und den Menschen, die kamen und gingen… Die Luft war schwül. Es hatte sich zugezogen, und die ersten Tropfen fielen. Auf der anderen Seite der Friedrichstraße fiel mir ein Fitnessstudio auf. Im ersten Obergeschoss hinter der Glasfassade liefen junge Frauen auf Laufbändern oder bedienten andere Fitnessgeräte. Ich trank die letzten Schlucke meiner Bierdose, die ich vorher im Supermarkt des Bahnhofs gekauft hattte und schmiss sie in den Abfallbehälter gerade vor mir am Fuße der Treppe.
O. rief mich nach ihrem Seminar von der Uni an, bevor sie sich weiter auf den Weg zum Gesundbrunnen machte. Sie unterrichtet dort auf Honorarbasis Deutsch für Ausländer – Integrationskurse nennt sich das. Sie wird erst gegen 22 Uhr zuhause sein. Wir werden essen und zu Bett gehen. Meist bin ich dann schon müde vom Nichtstun und meiner verschwendeten Zeit. O. ist darüber nicht gerade glücklich. Na ja.
Vielleicht wäre alles besser, wenn ich etwas Zeit loswerden könnte. Damit wären mir und demjenigen geholfen, der, anders als ich, Zeit braucht. In Berlin ist fast alles möglich. Jeden Tag entdecke ich andere obskure Dinge – und Menschen verdienen daran.
Es regnete, und ich schaute kurz in einen Schuhladen in der Nähe des Bahnhofs. Nur so. Ich brauche keine neuen Schuhe, aber es war erst 16 Uhr...

Freitag, 5. Juni 2015

Da fängt der Tag gut an


Als ich aus der Beuthstraße 7 hinaus auf den Gehsteig trat, fühlte ich mich leichter. Der Himmel leuchtete blau über den Straßenschluchten. Mein Weg führte mich erst zum Alex und dann weiter zum Hackschen Markt. Es war noch Vormittag. Die Plätze und Straßen füllten sich erst langsam. Ich hatte etwas Schiss gehabt vor dem Termin. Wie würde meine Arbeitslosen-Sache in Berlin weitergehen? Pünktlich 10 Uhr nahm ich im Warteraum Platz. Kaum saß ich, kam schon die Arbeitsvermittlerin um die Ecke und rief mich auf. Nach Begrüßung und Feststellung meiner Daten, eröffnete sie mir, dass inzwischen ein amtsärztlicher Bescheid vorliege, welcher im Ergebnis zu einer beruflichen Rehabilitation rät. Die Arbeitsvermittlerin besprach mit mir die weitere Vorgehensweise. Das könne allerdings dauern, sagte sie, und dann hätte sie außerdem bald ihren Jahresurlaub. Ich nickte bedauernd.

Am Hackschen Markt suchte ich mir einen Platz in der Sonne. Vorm Weihenstephaner war noch kein Mensch. Wahrscheinlich hatten sie gerade geöffnet. Gegenüber saß an einem Mäuerchen ein Straßenmusiker und spielte lässig seine Lieder. Nebenan waren Marktstände aufgebaut. Ich schaute auf die Kulisse, den S-Bahnhof und die Spitze des Fernsehturms dahinter. Gerne hätte ich O. umarmt und geküsst und ihr von der Agentur für Arbeit erzählt, aber sie unterrichtete in der Sprachschule.
Der Straßenmusiker war ein interessanter Typ, sympathisch. Seine Lieder plätscherten so dahin. Poesie und Herz lagen darin. Ich kaufte ihm zwei CDs ab. „Da fängt der Tag gut an“, lächelte er. Ich gab mich der Sonne und dem Bier hin. Einer alten Frau, die mich anbettelte, drückte ich zwei Euro in die Hand. Sie bedankte sich überschwänglich. Für einige Momente verloren Welt und Schicksal ihre Schwere.




Mo Calaz am Hackschen Markt

ein literarisches Tagebuch

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