2014 - Reisen

Donnerstag, 27. Februar 2014

Mallorca-Premiere


Hatschi! Die Sonne kitzelt meine Nase. Mit meinem Wintermantel und Wollschal war ich diesen Winter etwas zu winterlich gekleidet. Ich reiße das Fenster auf, lasse Vogelgezwitscher gemischt mit Autorauschen von der Straße herein und gieße meine Zimmerpflanzen - die ich bald wieder in den unbeheizten Vorraum umsiedeln kann.
Ich habe Urlaub! Noch nicht ganz. Noch habe ich nur dienstfrei. Aber ab Anfang März zwei volle Wochen! Gestern suchte ich in der Stadt ein Reisebüro auf. Zum zweiten Mal in meinem Leben. Eine feiste, aufgetakelte, ältere Dame (nicht älter als ich) saß mir gegenüber. Sie war nervös beim Bedienen des Computers und benötigte öfters Hilfe von einem Kollegen. „Ein neues Programm, endlos kompliziert“, sagte sie zu mir gequält lächelnd. Ich hatte Verständnis. Nach 45 Minuten stand es fest: Es wird meine Mallorca-Premiere. Und ich werde zum ersten Mal in einem Flieger sitzen. Der Preis war ein Angebot. Fünf Übernachtungen mit Flug für 374 Euro. Da es um eine ziemlich kurzfristige Buchung ging, waren die Angebote rar. Außerdem sind Faschingsferien.
Eine Woche habe ich noch, bis mein Flieger geht. Zeit genug, um mir einen Reiseführer zu kaufen und beim Friseur die Haare schneiden zu lassen (es ist überfällig). Vorsichtshalber schloss ich eine Reiserücktrittsversicherung ab. Man weiß ja nie.
Hatschi!
Ein wenig Bammel habe ich schon. Vielleicht streikt das Flughafenpersonal, oder ich verpasse den Flieger, oder das Hotel ist scheiße, oder ich werde ausgeraubt … Man hört so viel von dem Ungemach, welches Urlauber auf ihren Reisen erdulden müssen. Für mich wird es jedenfalls eine neue Erfahrung werden, ein kleines Reise-Abenteuer.

Montag, 10. Februar 2014

Bögen


Man kann den Bogen von Allem zu Allem spannen, denn es ist eine Welt, zugegeben eine komplizierte und vielfältige, aber es ist und bleibt eine einzige. Nichts ist isoliert, alles ist verbunden und sozusagen im Gespräch und Austausch miteinander.
Phoenix zeigt einen Ausschnitt einer Pressekonferenz mit zwei jungen Frauen von Pussy Riot.
Gestern in Basel litt ich unter einer Magenverstimmung. Statt Bier trank ich Mineralwasser und Pfefferminztee. Das soll was heißen. Mir war wirklich übel. Schließlich erbrach ich die vorher genossenen Käseküchlis in die Toilette des Bahnhofscafés. Nein, an den Käseküchlis lag es nicht – die waren einwandfrei.
Inzwischen hat sich der Bogen automatisch durch das fortlaufende Programm hin zur zu erwartenden Altersarmut gespannt. Ich fühle, wie mir langsam wieder kotzübel wird. Ich schalte um auf Pro 7.
Der Montag zeigt sich grau. Ich denke an den gestrigen Tag in Basel und lasse die Bilder von Mariastein an meinem geistigen Auge vorüberziehen. An was wir Menschen nicht alles glauben. Aber was hat man denn sonst? Am Ende gucken wir alle in die Röhre.
50,3 % der Schweizer stimmten in einer Volksabstimmung gegen die Masseneinwanderung von Ausländern ab. Schon blöd, wenn die Holzköppe in der Mehrheit sind, auch wenn wie in diesem Fall die Mehrheit knapp ausfällt.
Auf unserem Weg vom Barfüsserplatz Richtung Badischer Bahnhof sahen wir vor uns eine Demonstration. Meral meinte, es sei eine Demo ihrer Landsleute gegen Erdogan, aber ich glaube nun, dass es um das Ergebnis der gestrigen Volksabstimmung ging.
In vielen Ländern der Welt schwelen zur Zeit bürgerkriegsähnliche Konflikte: in der Ukraine, der Türkei, Ägypten, Thailand …
Ich denke an die zwei jungen Frauen von Pussy Riot auf der Pressekonferenz. Viele, vor allem intelligente junge Menschen, begehren gegen die selbstherrlichen Machthaber auf. Im Zeitalter des Internets spannen sich die Bögen leichter – von Nord nach Süd und von Ost nach West. Die Menschen überall auf der Welt rücken enger zusammen. Einerseits ist das schön und wünschenswert, aber andererseits zeigen sich dadurch viel deutlicher die geistigen Verwerfungen zwischen den unterschiedlichen Menschengruppen. Ein friedliches Zusammenleben aller scheint unmöglich.
Ich wundere mich, dass es in zivilisierten Ländern zwischenzeitlich doch klappt.
Was macht eigentlich eine Demokratie, wenn die Mehrheit der Menschen gegen eine Demokratie ist? Muss sie sich dann selbst abschaffen?
Wie demokratisch sind wir Demokraten?
Vielleicht kriegt man von solchen Gedanken Magengeschwüre. Es würde meine gestrige Übelkeit erklären. Das Leben wäre einfacher, wenn ich mir die Welt schwarzweiß vorstellen könnte. Warum bin ich nur so ein verfickter Ungläubiger? Warum liebe ich all diese Idioten?
Okay, Liebe ist etwas zu stark gesagt …
Ich kann es mir nur dadurch erklären, dass alles zusammengehört - trotz der Zwiespälte, der Widersprüche und Ungereimtheiten.
Meral kam seit Jahren wieder zu einem Auto - ein türkisfarbener Colt älteren Baujahrs. Ich freue mich für sie. Obwohl ich nicht gerade ein Autoliebhaber bin, genieße ich gern ab und zu die Vorzüge der Mobilität mit einem Auto. So konnten wir zum Beispiel gestern spontan nach Mariastein fahren und danach noch einen Abstecher zum Rhein machen.
Und durch die Magenverstimmung und meinen dadurch eingeschränkten Bierkonsum blieb ich erschreckend nüchtern … (?)
Und nun ist gut.
Manche Bögen haben einen Knick.





in der Klosterkirche





zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker

Montag, 27. Januar 2014

Basel lässt mich nicht los


Hinter Offenburg rissen die Wolken auf. Der Zugschaffner und das Catering Personal unterhielten sich ausgelassen. Ich legte das Buch beiseite, schaute aus dem Zugfenster und lauschte ihnen.
Auf den Vogesen war Schnee.
Ab und zu grinste ich, und der Schaffner blickte zu mir rüber.

Wir trafen uns am Badischen Bahnhof. Vorsorglich hatte ich einen Schirm mitgenommen, aber es regnete nicht.
Wir spazierten die Wiese entlang bis Weil am Rhein, wo das Flüsschen in den Rhein mündet. Dort setzten wir uns auf eine Bank. Links von uns Basel. Schräg gegenüber am anderen Rheinufer Frankreich und hinter uns Deutschland.
Auf einer kleinen Eisenbrücke, die über die Wiese führt, rappte eine schwarze, junge Frau, und eine Freundin filmte sie.

An dieser Ecke ist viel Industrie. Ein leeres Fabrikgelände haben Anarchisten, Alternative, Künstler und Freaks für sich erobert. Es sieht ziemlich wild aus. Sie wohnen in Hütten und alten Wohnwägen. Ein guter Bekannter Merals lebt seit einiger Zeit dort.
In seinem Wohnwagen wärmten wir uns auf. Ein alter Ofen stand in der Mitte. Er machte Meral einen Kaffee. Ein netter Kerl, Musiker. Er bot mir ein Bier an, aber ich hatte selbst noch ein paar Dosen in der Tasche. Wir hörten Musik und unterhielten uns. Schließlich nahm er seine Gitarre und spielte. Er war gut. Meral sang. Türkische Volkslieder.

Wir gingen weiter. Die Dreirosenbrücke vor uns. Spaziergänger fütterten Möwen.
Unterwegs kauften wir uns heiße Maronen. Pause in einer zünftigen Kneipe mit Bierkelleratmosphäre. Die Rio Bar am Barfüsserplatz hatte noch zu. Wir überlegten, wo wir essen wollen.
Es gibt ein vegetarisches Restaurant, wo man an einem Buffet sein Essen zusammenstellen kann. Der beladene Teller wird an der Kasse gewogen, und je nach dem Gewicht muss man bezahlen.
Das Essen war gut. Die Gäste angenehm – Studenten, aufgeschlossene Menschen allen Alters.

Mein Zug fuhr erst in einer Stunde. Die Rio Bar hatte nun geöffnet. Wir genossen unser Zusammensein. „Ich liebe das Kind in dir“, sagte Meral.
Es hatte angefangen zu regnen.
Sie begleitete mich zum Bahnhof. Wir verabschiedeten uns in der Bahnhofhalle. Wir umarmten uns.

Der Nachtzug war lang. Ich wartete am falschen Ende auf dem Bahnsteig und musste durch den ganzen Zug zu den Pendler-Abteils marschieren. Regenspritzer auf den Scheiben. Finsternis.
Gegenüber meines Platzes eine Mutter mit ihrem Kind. Eine Einheit. Der Junge schaute oft neugierig zu mir.
Die Fahrt schien kein Ende zu nehmen.











Donnerstag, 9. Januar 2014

Erste Urlaubspläne 2014


Vom derzeit milden Winterwetter angeregt, machte ich mir Gedanken, wie und wo ich meinen Sommerurlaub verbringen will. Eingetragen habe ich vier Wochen im Juni.
Am Besten wird für mich als Einzelreisenden wieder eine Fahrradtour sein. Da bin ich tagsüber gut ausgelastet. Der ausgiebige Freiluftaufenthalt, die Bewegung und die Naturerlebnisse werden mir (wie immer) gut tun. Auch liebe ich das Abenteuerliche an einer solchen Reise mit Zelt und Fahrrad. Ich klickte also die Deutschlandkarte im Internet an … und wartete auf einen glorreichen Einfall für ein Reiseziel. Und den hatte ich erstaunlich schnell: Wie wäre es, mit dem Fahrrad am Rhein bis an die Nordsee zu fahren und mit der Fähre nach England überzusetzen? Ich fuhr den Radwanderweg am Rhein noch nie durch Holland bis zu seinem nördlichen Ende. Es liegt nahe, dann noch einen Ausflug rüber nach England zu machen, wo ich noch nie war. Ich stelle mir vor, dort bis Brighton an der Küste entlang zu fahren. Auch sollte ich London besuchen. Das befindet sich durchaus in Schlagweite. Vier Wochen sind, glaube ich, für dieses Projekt ein hinreichendes Zeitfenster. Wie immer werde ich dann die Rückreise (wahrscheinlich ab Rotterdam) mit dem Zug antreten.
Mit solcherlei Aussichten im Kopf verbesserte sich meine Stimmung merklich. Das ist doch was! Ich öffnete das Fenster und streckte meine Nase hinaus. Wie gut die Luft riecht! Wäre doch schon Frühling!

ein literarisches Tagebuch

Kontakt



User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

alien-lösung? da ging...
alien-lösung? da ging was an mir vorbei. ist aber eh...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:08
richtig. ich dachte nur,...
richtig. ich dachte nur, dass ich es meinen lesern...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:05
Wo ist denn das Problem?...
Wo ist denn das Problem? Durch die „Alien-Lösung” von...
C. Araxe - 7. Nov, 22:06
Wenn du ohnehin eine...
Wenn du ohnehin eine neue Blogheimat gefunden hast...kann...
rosenherz - 2. Nov, 13:51
Liebe Leser(innen)
Dieser Blog ruht fortan. Leider ist die Resonanz hier...
bonanzaMARGOT - 02. Nov. 19, 13:39
Zu den Rubriken (3)
28.10.2016 - ... 2019 - Reisen Back from Greifswald Aufgefangen Let zter...
bonanzaMARGOT - 14. Sep. 19, 08:36

Archiv

Mai 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

Neues in boMAs prosaGEDICHTE-Blog

Suche

 

Extras



prosaGEDICHTE (... die Nacht ist gut für die Tinte, der Tag druckt die Seiten ...)

↑ Grab this Headline Animator


Von Nachtwachen und dicken Titten

↑ Grab this Headline Animator



Status

Online seit 6093 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09