Wie teuer ist der Frieden?

oder Das Wort zum Sonntag


Wenn wir Frieden haben, dann nicht deswegen, weil wir gute und edle Menschen sind. Frieden wird geschlossen, wenn er für die Beteiligten zweckmäßig ist, oder wenn es nichts mehr zu erobern gibt.
Diese ganzen Friedensverhandlungen sind Mumpitz. Am ehesten ließe sich der Frieden kaufen. Nur sind die Gelder bei der Waffenindustrie und nicht bei den armen Menschen, die unter dem Krieg leiden müssen. Ganz selten sind auch die Reichen und Mächtigen Opfer der Kriege, die sie anzetteln. Dummerweise lässt sich das Volk immer wieder von den Kriegstreibern vor den Karren spannen. Warum tun sich Israelis und Palästinenser nicht zusammen und kämpfen für den Frieden? Warum erheben sie sich nicht gemeinsam gegen die Kriegshetzer von Hamas und Israel?
Nein, wir Menschen sind nicht gut und edel, nirgendwo auf der Welt. Vielleicht gibt es ein paar wenige Ausnahmen … Ich bin mir nicht mehr sicher – die Geschichte verklärt vieles.
Der jahrzehntelange Konflikt zwischen den Palästinensern und Israelis ist in meinen Augen ein Paradebeispiel dafür, dass Menschen ganz allgemein egoistisch und bösartig sind. Mitgefühl über Grenzen hinweg ist eine Randerscheinung, oder aber die Menschen schmücken sich damit … bzw. heucheln Mitgefühl, oder sie schwimmen auf einer weltweiten Welle des Mitgefühls nach z.B. einer Naturkatastrophe, die aber ebenso schnell wieder abebbt, wie sie gekommen ist.
Hass dagegen hat einen wesentlich längeren Atem, und er lässt sich leichter schüren. Da stellt sich mir die Frage: woher kommt dieser Hass? Ich verstehe nicht, wie man einen Menschen einfach darum hassen kann, weil er einen anderen Glauben hat oder eine andere Nationalität oder eine andere Hautfarbe und ethnische Herkunft. Was macht diesen Hass aus, dem so viele scheinbar wie hypnotisiert folgen? Sind wir Menschen in der Mehrzahl nur Marionetten? Können wir die Verschiedenartigkeit nicht akzeptieren?
Mit der Toleranz der Menschen ist es offensichtlich nicht weit her. Schon der kleinste Konflikt lässt alte Gräben wieder aufbrechen. Alles geht nur solange gut, solange die Menschen wohlhabend und dadurch träge sind – stumpfsinnig in die Glotze schauen oder shoppen gehen. Der Frieden steht nicht auf unseren hehren Verfassungswerten sondern auf den Säulen unserer Konsumtempel. Hier erfüllen wir unsere niederen Bedürfnisse. Ab und zu schwappt die Scheiße allerdings über. Wir kratzen uns am Arsch und brauchen den Hass, damit wir das Gefühl haben, noch am Leben zu sein. Plötzlich hassen wir uns selbst und diese ganze kaputte Gesellschaft, oder wir hassen die Ausländer, oder wir hassen die Kapitalisten oder die Priester oder einfach nur unseren Nachbarn …
Der Mensch ist ein Arschloch. Ich wusste es insgeheim schon lange. Ich kann niemanden hassen. Ich fühle mich einsam. Es wird keine bessere Welt geben. Der Zug ist abgefahren – er kam nie wirklich an. Als junger Mensch war ich noch ganz versessen darauf, die Welt zu verbessern. Ich dachte, dass man doch einfach nur sagen müsse, was alles schief läuft. Inzwischen weiß ich, dass Ignoranz und tumbe Machtgeilheit aller Vernunft und Weisheit widerstehen.

stadtcowboy - 27. Jul. 14, 15:25

Die Menschheit ist ein Trottelhaufen. Das Gute ist nur in wenigen Menschen. Und die Guten kommen nicht an die Macht, weil man die nur mit dem nötigen Agressionspotential und Geld erlangt.
An Frieden ist keiner der Verbrecher, die an der Macht sind interessiert. Konflikte, Kriege...die bringen Geld im großen Stil.

bonanzaMARGOT - 27. Jul. 14, 15:27

so oder so ähnlich. die wenigen, die es wirklich gut meinen, werden noch vorgeführt und als alibi benutzt. es ist traurig.
iGing - 27. Jul. 14, 23:21

Frieden ist in jedem Menschen. Man kann allerdings auch dran vorbei leben. Das nennt man dann ein sinnloses Leben.

http://www.wopg.org/en/ :
... peace is a human necessity, ... real peace is possible and ... it begins with each of us.

bonanzaMARGOT - 28. Jul. 14, 11:42

ich bin da leider wenig optimistisch. es gibt zu viele unverbesserliche. die scheißen auf das, was du als sinn bezeichnest.
Lange-Weile - 28. Jul. 14, 11:49

es kann der Frömmste

Hallo Bo.,

es kann der frömmste nicht in Frieden leben, wenn´s dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Ein altbekanntes Zutat, ich glaube, auch schon besungen ein einem Schlager.

Unter uns Menschen gibt es immer einen, der den ganzen Laden aufhält oder alles kaputt macht. Eine Gruppe von Menschen errichtet und bastelt an ihrem Projekt und dann kommt einer von außen, haut mit der Faust rein und alles ist im Eimer, für die Katz und in Schutt und Asche gelegt.

Der, der den Faustschlag versetzt hat, hat (s)einen Grund, der ihm sagt, dass er das machen muss. Er hätte seine Faust auch in ein anderes Projekt reinsausen lassen können. Das dazugehörige Feindbild wird nur überarbeitet und angepasst. Die Wurzeln liegen in der Menschen inne wohnenden Aggression, die sich immer ihren Weg zu wird.

Ein gutes Beispiel sich auch die Hooligans. Diese reisen extra an, um eine Schneise der Verwüstung zu hinterlassen. Der Pool ist die aufgeheizte Stimmung im Fußballstadion und da ist das Feindbild auch ganz schnell angefertigt. Eine gute Basis um vermummt seiner Aggression freien Lauf zu lassen.

Auch das Finanzkapital ist aggressiv..momentan sogar hoch - es gibt den Widersacher, den Sozialismus nicht mehr - aggressiv, hat sogar Krieg gegen die Menschen aller Nationen geführt. Diese Form von Krieg ist viel subtiler, weil weder Schüsse noch Bomben fallen und doch ist die Zerstörung ohne gleichen, die die Lebensgrundlage der Menschen und auch Menschenleben zerstört. Die letzte Finanzkrise hat es gezeigt.

In Putin steckt auch ein hohes Potential an Aggression und in seiner Position ist er langsam gefährlich für die Welt und nicht nur für seine Landsleute, die ihn kritisieren. ich würde fast sagen, Putin leidet unter dem "kleinen Mann Syndrom"? :-)

Wenn ich die Rebellen in der Ukraine sehe, kommt mir der Gedanke, dass die Männer ganz gern mal mit einen Knarre rumlaufen.Bewaffnet bis an die Zähne das Umfeld in Angst und Schrecken versetzen.Was will Mann mehr ? Die Waffe als verlängerter Penis ? Wann gibt es schon die Gelegenheit so offen mit ner Karre rumzulaufen? Diese Menschen stehen vor einer Wand, die sie selber aufgerichteten, der ihren Weitblick maßgeblich einschränkt. Sie füttern ihre Aggression mit den gegenseitigen Schuldzuweisungen, arbeiten täglich an den dem Feindbild und verknüpfen alles mit ihrem Klammern am Alten und Überholten.

Mit diesen Figuren spielt Putin sein böses Spiel und die Leute babbeln alles nach.

Ich weiß, wie unübersichtlich solch ein Gelände wird. Als die Wende bei uns losbrach, wandelten sich unter der Spannung, die über das Land lag, die Menschen. Einige klammerten sich am alten System, andere hielten sich am neuen fest. Der Schmelztiegel war perfekt. Hätte es die Grenzöffnung nicht gegeben und damit ein Ventil im Schmelztiegel für den Druck hätte es hier auch Tote gegeben. Das war unser großes Glück.
Das über Jahrzehnte suggerierte Feindbild des Sozialismus - der Kapitalismus - hatte seine Wirkung verloren und beeinflusste das Kräfteverhältnis maßgeblich - zum Glück, sage ich heute.

Ich denke, dass die Menschen sie nie ändern werden. Es wird immer friedliche und kriegerisch veranlagte Menschen geben und so bleibt die Gefahr, dass wieder mal irgendwo ein Krieg ausbricht, latent vorhanden, so wie wir Menschen überhaupt täglich an den Ast sägen, auf dem wir sitzen.

ich glaube Nitsche stellte dies ganz profan in seiner Philosophie fest - Krieg reguliert die Bevölkerungsanzahl auf der Erde. Deshalb war Nitsche zu DDR Zeiten verboten.

Ich bin jedenfalls froh, dass ich in einem Land lebe, das schon mehr als genug von Krieg hat und jeder Politiker, der sich nur im entferntesten als Sympathisant von kriegerischen Tendenzen outet, abdanken kann.

LG La We


Lange-Weile - 28. Jul. 14, 12:08

Noch einmal Nitsche

"Ein Politiker teilt die Menschheit in zwei Klassen ein: Werkzeuge und Feinde. Das bedeutet, daß er nur eine Klasse kennt: Feinde"

Passt auf Putin ?
bonanzaMARGOT - 28. Jul. 14, 12:41

wir mischen bereits schon wieder munter in kriegen mit, lawe.
durch politische und militärische bündnisse sind wir sogar verpflichtet, uns militärisch einzubringen.
auch ist deutschland als drittgrößter waffenexporteur indirekt an vielen kriegen beteiligt.
man darf nur nicht offen darüber reden ..., d.h. man darf schon, nur mag man`s nicht hören.

bei kriegerischen konflikten zwischen nationen geht es um machtinteressen. da werden aggressionen und feindbilder bewusst geschürt, um vor der bevölkerung eine rechtfertigung für die kriegerischen handlungen zu haben.
putin ist in meinen augen faktisch ein diktator. die meisten russen sehen in ihm eine starke führungsfigur, eine art vaterfigur, welche sie brauchen, welche ihnen sicherheit gibt. wie gefährlich das werden kann, zeigt unsere geschichte zur genüge. man kann nur hoffen, dass putin auf dem teppich bleibt. leider handelt er nach der devise: wer nicht für mich ist, ist gegen mich. er ist da ziemlich resolut.

wir haben heute zwar durch die medien und das internet eine gläserne welt, aber andererseits ließ sich auch noch nie so gut manipulieren und falsche informationen streuen.
es wurde also nicht gerade einfacher, sich ein klares bild von einer konfliktsituation zu machen, um aggressor und opfer zu unterscheiden. es ist nicht mal sicher, ob es hinterher richtig in den geschichtsbüchern steht.

wahrscheinlich sind wir menschen nicht für den frieden geschaffen. der ist was für sozialromantiker. wir können froh sein, wenn wir dort, wo wir wohnen, in relativer sicherheit sind.
natürlich kann im privaten bereich jeder an sich selbst arbeiten, ein friedfertiger mensch zu sein. man meidet am besten orte, wo arschlöcher wie hooligans ihr unwesen treiben ... leider kann man den aggressionen seiner mitmenschen nicht immer ausweichen. da müsste man sich total abschotten.

ja, es gibt leider viele (junge) männer, die gerne krieg "spielen". keine ahnung, was mit denen los ist.
Lange-Weile - 29. Jul. 14, 13:04

wann zieht Friede ein ?

Hallo Bo.,

im Menschen steckt alles drin, was die Welt schöner und besser machen kann, aber auch, was die Welt zerstören kann.
Die Grenzen zwischen den Ländern, Religionen und Ideologien stehen auch sinnbildlich für die Grenzen in den Köpfen der Menschen. Die letzteren stellen sicher das größte Problem dar oder sind sogar die Basis für Ländergrenzen und Schranken.

Deshalb wird es immer wieder Krisenherde geben - denke ich mal.

Ich glaube Hans Fallada hatte das Zusammenspiel in der Welt mit einem menschlichen Organismus verglichen. Und diesem gibt auch ab und an krankhafte Krisen. Ich fand diesen Vergleich ganz gut und auch vorstellbar.

Vor kurzen erzählte ein junger Freiwilliger der Ukraine, wie gut er ausgerüstet sei, um in den Krieg zu ziehen. Erfahrungen im Kampf hätte er keine, aber er wäre sehr fit, kann ohne Probleme 10 km am Stück laufen. Darauf baute er seine Fähigkeiten für seinen Einsatz im Krieg auf.

Ich hoffe, dass er überlebt und schnell genug ist, wenn die Bomben fallen und ihre Splitter sich im Umfeld verteilen.

LG La We

bonanzaMARGOT - 29. Jul. 14, 13:54

leider ziehen viele junge männer sehr arglos in den krieg. sie wollen dort ihre männlichkeit vor ihren kameraden beweisen, und sie glauben tatsächlich an die hehre sache des vaterlandes oder der religion, für die sie kämpfen sollen.
die schrecken des krieges kann sich solch ein junger mann nicht vorstellen - er glaubt, er sei unsterblich, oder er glaubt, ins paradies zu kommen, wenn er sich aufopfert. auch weiß ein solch junger mensch nicht, was es bedeutet, andere menschen (vielleicht frauen und kinder) zu töten oder bei deren tötung mitzuwirken.
so ist und war es in allen kriegen. es gibt dazu ein paar sehr gute antikriegsfilme und dokumentationen. viele junge menschenleben werden unsinnig in solchen kriegen verheizt.
mit vernunft kommt man der sache nicht bei. leider. und besonders schlimm ist, dass auch menschen hineingezogen werden, die mit dem krieg gar nichts am hut haben.

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