Mal sehen, wer wen nass macht
Nun ist er da, der Tag der Tage, an dem die deutsche Fußballequipe zum vierten Weltmeistertitel aufspielen kann. Just als ich diese Worte schreibe, wird es finster draußen, und ich höre ein tiefes, bedrohliches Donnergrummeln. Kurz darauf öffnen sich die Schleusen des Himmels, und Regen macht nass, was schon seit Tagen nass ist.
Ich will keine Prognose wagen. Seit Tagen verfolge ich die Reden der Fußballspezialisten. Deutschland sollte gewinnen. Aber natürlich dürfen wir die argentinische Mannschaft nicht unterschätzen, und außerdem haben die doch den Messi.
Wir? Also, ich spiele nicht mit. Gott sei Dank. Ich kann mich noch gut erinnern, wie uns die Altenpflegelehrer das „Wir“ ausreden wollten. Und sie hatten ja recht. Wir gehen nicht ins Bett oder aufs Klo. Es ist nur der Bewohner, dem ich dabei helfe. Trotzdem verfällt man verdammt leicht in dieses „Wir“, als würde es die Sache irgendwie erleichtern. Ich weiß nicht. Genauso doof finde ich Schlagzeilen wie „Wir sind Papst“ oder „Wir sind Weltmeister“. Einen Teufel sind wir! Natürlich wünsche ich der deutschen Mannschaft für heute Abend alles Gute. Ich bin Deutscher ohne Wenn und Aber. Ich freue mich für sie, wenn sie ein Tor schießen, und ärgere mich mit ihnen, wenn sie eins kassieren. Doch dieses affige Wir-Getue geht mir auf den Geist, ebenso das Fahnengeschwenke und überbordende Gejohle.
Gern werde ich mir das Spiel in Gesellschaft anschauen, aber ungern stehe oder sitze ich inmitten einer Herde von Halbaffen, die ständig skandieren: „Wir werden Weltmeister!“
Nach wie vor schüttet es wie aus Eimern. Es ist ein Naturschauspiel. Ich öffne das Fenster und rufe hinaus: „Wir regnen!“ Ein krachender Donner übertönt mich.
bonanzaMARGOT
- 13. Jul. 14, 13:15
- Sonstiges zur Diskussion
wenn ich donnere, bin ich auch hinterher perplex, dass man mich anscheinend völlig falsch wahrnahm.