Drauf geschissen


Was gibt es besseres, als sich dem Bild anzunähern, das man von sich hat? Sich dabei treu zu bleiben. Was das heißt? Eigentlich gar nichts besonderes. Schließlich kann man doch gar kein anderer sein, als der, der man schon ist. Oder? Und wie passieren die ganzen Verirrungen? Persönlich. „Persönlich“. Was für ein Wort. Und wie passieren die Kriege? Wie gerade jetzt im Irak und in Syrien immer noch. Oder in der Ukraine, wo der Konflikt auch noch nicht ausgestanden ist. Sind die Menschen, die Kriege anzetteln, unterstützen, machen, wirklich bei sich selbst? Annäherungsweise bei sich? Die sogenannten Fundamentalisten, sind sie bei sich, wenn sie andere Menschen töten, quälen und zur Flucht aus ihrer Heimat nötigen? Was für ein Bild mögen diese Gewalttäter von sich haben? Was für ein Bild haben sie von Moral und Menschlichkeit?
Für welches Bild kämpfen sie? Schauen sie dabei in den Spiegel? Es sind aber nicht nur die religiösen Fanatiker. Es sind auch die machtbesessenen Kapitalisten und engstirnigen Spießer. Überall auf der Welt gibt es offensichtlich mehr als genug solcher Idioten. Aber bevor ich ein Feindbild zu ihnen aufbaue, sage ich mir, sie sind Menschen, ich liebe sie. Sie sind von meiner Art. Mit ihren Schwächen und Grausamkeiten, mit ihrer Intoleranz und ihrer Blödheit. Ich bin ein Schaf unter Schafen und blöke dumm herum. Nur will ich mich damit nicht wichtig machen. Wozu? Wer gibt mir den Auftrag dazu? Wer blökt mir welchen Blödsinn ins Ohr? Muss ich diesen Scheiß nachäffen? Tut das Not? Somit komme ich zurück auf die Anfangsfrage, die entscheidender ist, als man vielleicht denkt. Was gibt es besseres, als sich dem Bild zu nähern, das man von sich hat? Das allein bedeutet Größe – aber nicht im Sinne von Macht oder Einfluss. Es ist der innere Kampf, den man im Leben führt. Einsam mit sich und dem Universum. Nur Feiglinge ziehen gegen ihre Mitmenschen in den Krieg. Sie haben nicht den Mut, ihre eigene Tiefe zu sehen und zu erleben.
Ein mutiger Geist stirbt in seinem Leben viele Tode. Und er steht wieder auf.
Wer das hinkriegt, kann sich wahrhaftig „Mensch“ nennen.

la-mamma - 13. Jun. 14, 20:11

ich find die eingangsfrage spannend: wollen wir nicht eher, dass sich die anderen dem bild nähern, das wir von uns haben ...

bonanzaMARGOT - 14. Jun. 14, 07:19

guten morgen, la-mamma.
verständlicher weise wollen wir von unseren mitmenschen verstanden werden. insofern müssen wir uns gegenseitig empathisch und kommunikativ oder auch im diskurs annähern. dabei geht es um das soziale wohlgefühl und die befriedigung eigener sozialer bedürfnisse. wir finden uns in unseren mitmenschen, ihren bedürfnissen, stärken und schwächen wieder, oder wir reiben und messen uns an ihnen - auch für unsere selbstwahrnehmung und unser selbstbewusstsein.
ich fände es langweilig und eher abtörnend, wenn alle so wären wie ich. Ich hebe mich in meinem selbstbild gern von der masse meiner mitmenschen ab.
die frage ist auch, in wie weit unser selbstbild durch gesellschaftliche strömungen, moden, durch religionen und traditionen, durch ideologien und gesellschaftliche moralvorstellungen und erziehung geprägt und ständig beeinflusst wird.
in dem beitrag lasse ich anklingen, dass ich glaube, selbstbewusst an meinen ganz eigenen vorstellungen und fragen festzuhalten ... und mich also nicht weiter von mir entfernte sondern mich in einer permanenten annäherung (z.b. auch durch das schreiben) zu mir selbst befinde. ich habe seit jeher klare vorstellungen von gerechtigkeit und von gut und schlecht. freilich wäre zu erfragen, woher diese realtiv fixen vorstellungen kommen. ich weiß es nicht. vielleicht gibt es sowas wie eine balance der welt, welche ein lebendiger geist in sich selbst wiederfindet und reflektieren kann. natürlich ist dieser denkprozess keine reibungslose sache, und als mensch steckt man voller widersprüche. auch diese widrigkeiten gehören zu dem bild, das man von sich hat. wir können uns keinem ideal nähern sondern nur der wahrheit.

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