Herbstfeste
Kaum ist nach dem Kalender Herbst, geht es mit den Herbstfesten los. Freilich ist schon lange kaum noch ein Unterschied zwischen den im Jahr angesiedelten städtischen Festivitäten feststellbar. Ich unterscheide hauptsächlich zwischen Rummel und Straßenfest. Das Oktoberfest ist z.B. der weltgrößte Rummel, und gestern war ich auf einem Straßenfest, dem Heidelberger Herbst, welcher jährlich am Samstag nach Herbstanfang stattfindet: Fußgängerzone und Altstadt sind voll von Flohmarktständen, Kunsthandwerk, Fressständen und Musikbühnen. Durch das kühle, regnerische Wetter war es diesmal richtig Nerven schonend, durch die Gassen und Strassen zu schlendern. Es gab nur wenig Geschiebe, und ich sah auch ohne Probleme etwas von den Musikern auf den Bühnen. Zwischendurch wärmte ich mich in einer Kneipe auf und entleerte meine Blase.
Die Kerwezeit ist vorbei, und nun kommen die Bierfeste, Herbstfeste, Stadtfeste und Straßenfeste. Was gibt`s nicht alles für Feste im Laufe des Jahrs! Im Sommer die Fischer- und Gockelfeste ..., sogar ein Wurstfest findet statt. Jede Region hat ihre Besonderheiten. Ich blicke da kaum noch durch. Also entschied ich gestern, irgendwann nach dem soundsovielsten Bier, dass ab sofort alles Herbstfeste seien. Das ganze Jahr über Herbstfeste ...
Seit ich keine echten Saufkumpane mehr habe, besuche ich nur noch sporadisch solche Festivitäten. Früher waren es noch Highlights wie Silvester, zu denen man sich verabredete, um es richtig krachen zu lassen. Aber ohne Saufkumpane ist es öde. Da waren damals Heinz, Jürgen, Atze, Armin, Guntram ..., und wie sie alle hießen. Mit Saufkumpanen ist es irgendwie wie mit den Herbstfesten, nehme ich meinen Gedankengang von gestern Abend wieder auf, eigentlich könnte ich sie alle Heinz nennen. Es sollte sie nicht stören - sowieso war Heinz lange Zeit ein Parade-Saufkumpel.
Alles hat eben seine Zeit. Mit den Jahren verlor man sich aus den Augen. Meist war die Heirat der Anfang vom Ende einer jahrelangen, erfolgreichen Saufkumpanei. Scheiß Weiber! - sagten wir dann.
Die Reihen lichteten sich, bis nur noch Armin und ich übrig blieben. Inzwischen verabschiedete sich auch Armin ..., aber das ist eine andere Geschichte.
Dann und wann traf ich - oft nach Jahren - zufällig wieder auf einen Heinz, der mit Anhang oder gar mit ganzer Familie über ein Herbstfest schlappte.
"Hallo!"
"Hallo, so ein Zufall!"
"Ja, ewig nicht mehr gesehen ..."
"Wie geht`s?"
"Ganz gut ..., bist ganz schön fett geworden."
"Danke - ebenso."
(Verlegenes Schweigen.)
"Äh, ich muss dann mal weiter."
"Ja. Vielleicht sieht man sich nächstes Jahr wieder."
"Ja. Tschüss!"
"Tschüss!"
Gestern, als ich auf dem Heidelberger Herbst war, traf ich keinen Heinz. Ich sah überhaupt kein bekanntes Gesicht. Trotzdem genoss ich es. Vielleicht, weil ich an alte Zeiten dachte, und wie alles seinen Lauf nimmt ...
geile Musik am Kornmarkt
und vorm Rathaus
bonanzaMARGOT
- 26. Sep. 10, 14:34
- Als Gebüsche noch Gebüsche waren