Das Leben riecht
Eine braun-weiß gescheckte Katze springt auf das Fenstersims, schaut mich kurz an und huscht scheu zurück ins Gestrüpp. Ich kann hinunter auf die Straße sehen. Im Sommer ist die Sicht verdeckt vom Blätterwald. Ein riesiger alter Baum, umrankt von Efeu, seine nackten Äste moosbedeckt, zieht immer wieder meine Blicke an. Ich blinzele durch seine kahle Krone in den Himmel – ein dünnes Grau inzwischen wie ein Vorhang mit dunklen Flecken.
„Das Leben riecht.“ Ich denke über diesen Satz nach. Was rieche ich denn? Ich bin verschnupft. Aber es stimmt schon: man kann das Leben riechen. Es ist mehr ein Riechen über dem Riechen wie ein Sehen des Sehens. Oder wie das überraschende Auftauchen des eigenen Spiegelbilds in einem Schaufenster, so dass man fast zurückschreckt. Oder wie wenn man sich in den Augen eines anderen verliert und aufwacht und sich wundert und lächeln muss und eigentlich gar nicht weiß, warum man lächelt, und nur spürt, dass jemand Brennholz auflegte, und man sitzt allein in einem Tag, hört den Minuten zu, fühlt sich aber nicht (ganz) allein, und einem ist warm ums Herz.
Gestern war ich auf einer Erste Hilfe Fortbildung. Alle zwei Jahre müssen wir die wiederholen. Ich reanimierte in den 20 Jahren als Altenpfleger noch nie
einen Menschen und hoffe, dass ich es nie machen muss. Auch der Tod riecht. Ein Blick reicht, und ich sehe, dass alles Leben aus einem Menschen gewichen ist. (Natürlich überprüfe ich es sicherheitshalber, indem ich Atmung und Puls kontrolliere.) Juristisch gesehen müsste ich ihn solange wiederbeleben, bis er offensichtliche Todesmerkmale aufweist wie Leichenflecke oder Leichenstarre.
Wir übten noch mal die ganzen Handgriffe: stabile Seitenlage, Herzmassage, Beatmung …
Wir lachten viel. Es war eine nette Runde. Der Kursleiter war cool. Er betete sein Programm herunter, - aber nicht langweilig. Auch er war verschnupft, und deshalb machte er eine Stunde früher Schluss, was von allen begrüßt wurde. Einige hatten bereits einen anstrengenden Frühdienst hinter sich.
Das Leben riecht. Es riecht wunderbar. Und ich rieche es, obwohl ich verschnupft bin. Und dafür bin ich dankbar heute.
bonanzaMARGOT
- 16. Feb. 12, 13:18
- Die Arschwischmaschine hat frei
momentan ist`s bei mir eher ein meta-riechen.
danke fürs tempo - sniff.
gerüche erfüllen das gesehene mit einer einzigartigen lebendigkeit.
"ich wünschte, ich wär mein hund
und außerdem gesund ..."
und plötzlich muss ich weinen."
Reinhard Mey (Germany)
Es gibt Tage, da wüscht' ich ich wär' mein Hund
Ich läg faul auf meinem Kissen und seh' mir mitleidig zu
Wie mich wilde Hektik packt zur Morgenstund'
Und verdrossen von dem Schauspiel legt ich mich zurück zur Ruh
Denn ich hätte zwei Interessen,
erstens Schlafen, zweitens Fressen
Und was sonst schöngeistige Dinge angeht
Wäre ausschließlich Verdauung,
der Kern meiner Weltanschauung
Und der Knochen um den diese Welt sich dreht.
Wär allein meiner Meditationen Grund
Es gibt Tage da wünscht ich ich wär' mein Hund.
Es gibt Tage, da wüscht' ich ich wär' mein Hund
Und ich hätte seine keilförmige Nase denn es schien
mir die Umwelt vor ganz neuem Hintergrund
und ich ordnete sie ein in ganz anderen Kategorien,
die die aufrecht gehen, die kriechen,
die die wohl, die übel riechen
und die Typen die mir stinken könnt' ich dann
Hose oder Rock zerreißen und sie in den Hintern beißen
was ich heut' nur in extremen Fällen kann.
Denn ich kenn´ meinen zahnärztlichen Befund
Es gibt Tage, da wüscht' ich ich wär' mein Hund
Es gibt Tage, da wüscht' ich ich wär' mein Hund
Dann kümmerte mich kein Besuch, kein Klatsch, keine Affairen
Redete mir nicht mehr Fusseln an den Mund,
nur um irgendwelchen Strohköpfen irgend etwas zu erklären
Denn anstatt zu diskutieren legte ich mich stumm auf ihren Schoß
und sie kraulten mir zwangsläufig den Bauch.
Und sollts an der Haustür schellen
würd' ich hingehen, würde bellen
froh daß ich niemandem reinzulassen braucht.
Und ich sagte tut mir leid aber zur Stund'
ist der Boß nicht da und ich bin nur der Hund.
Es gibt Tage, da wüscht' ich ich wär' mein Hund.
Denn mir scheint dass ich als er beträchtliche Vorteile hätt'
Denn ich lebte wie ich leb' weiter im grund'
Esse zwar unter dem Tisch, doch schlief ich noch in meinem Bett.
Sparte aber ungeheuer, zahlte nur noch Hundesteuer
Nur in einem bin ich als Mensch besser dran
darum mag er mich beneiden, denn ich bin der von uns beiden,
der die Kühlschranktür allein aufmachen kann
Und das sind Momente die genieße ich.
Denn ich weiß dann wünscht mein Hund er wäre ich.
Denn ich weiß dann wünscht mein Hund er wäre ich.
"über den wolken".
das sangen mein kumpel und ich in der schule, in der oberstufe - wir hatten nur blödsinn im kopf, und ich dichtete das lied um:
"über den weibern ..."
Die Version "über den Weibern" wäre mal interessant nachzulesen *lach*
was du alles kannst. auch noch gitarre spielen.
warum habe ich eigentlich so wenig gelernt(?)
Ich tus einfach.
Braucht ja keiner hinzuhören, wenn es sich in dessen Ohren wie Katzengejammer anhört *g* !
keiner muss die lesen.
und wenn ich der mieseste dichter auf der welt wäre, ich wäre trotzdem glücklich mit meinen gedichten.