Warten auf den Gammablitz
Mein Herz singt mit dem Tag, es singt mit den Farben, es singt mit der Musik.
Mein Herz hat viele Saiten. Heute klingt ein lila Blues. Abwechselnd umarme ich die Verrücktheit und fliehe vor ihr. Sie ist unbestimmt wie Schrödingers Katze. Das Licht regnet sich ab. In meine Augenseen. Und fließt wie Magma durch die Gedankengewölbe. Ich streichle das Fell meiner Sehnsucht.
Sie bellt mich an. Ich reiche ihr den Knochen, auf dem "Seele" steht.
Die Zeit tropft durch die Wände in mein Zimmer. Die Eltern warten auf einen Anruf von mir. Ich warte auf den Gammablitz und frage mich: Wenn das Universum stirbt - wie ist das dann mit der Wiedergeburt? Geht es noch toter als tot? Wäre ich als Vogel glücklicher?
Die Einsamkeit ist lila. Sie pinselt mal wieder gründlich mein Innenleben aus. Ich überlege mir einen Geruch für sie. Vielleicht riecht sie nach nichts.
Ich weiß nicht, wohin mit mir. Die Jahre hängen an mir wie Ketten. Manchmal wünsche ich mir eine Amnesie - ein Grabtuch für mein Gedächtnis. Ich wäre frei von den Ketten: meinen Eltern, den Erinnerungen an meine Liebe, den Erinnerungen an Schule und Beruf ...
Das Glück ist ebenso unbestimmt wie die Verrücktheit. Es lässt sich nicht festhalten. Ich hatte eine Menge Glück. So viel verteufeltes Glück.
bonanzaMARGOT
- 23. Aug. 10, 14:06
- Die Arschwischmaschine hat frei
(Un)Faßbar
Wunderschön und sehr poetisch geschrieben und nicht mal düster, obwohl es sich um ein düsteres Empfinden handelt.
Es ist das Bild einer sanften Einsamkeit mit intensiven Farben, die nicht jedermanns Geschmack ist.
Die Einsamkeit wirkt wortkarg und doch einladend und bereit, den Gast zu bewirten und ein Nachtlager anzubieten und ihn mit den hoffnungsvollen Worten "So wie das Glück sich verflüchtigen kann, so kann es auch die Einsamkeit tun" wird sie dich wieder ins pralle Leben entlassen, wenn der Gast es will:
Der Text war für mich so schön zu lesen und frei von Kummer und Leid, dass ich ihn mehrmals gelesen habe. Und jedes mal entdeckte ich ein neues Element, dass ich zuvor überlesen hatte, weil fast jeder Satz eine Assoziation zu meinem Leben erzeugte, die mich aus deinem Text zog, weil sie betrachtet werden wollte. Dann kehrte ich wieder zurück um schon wenig später wieder auf eine eigene Erfahrung zu stoßen.
Der Knochen, auf dem Seele steht, nahm ich erst heut so richtig wahr. Zuvor war es die Farbe Lila und das Fell der Sehnsucht :-)
Um einen Text dieser Intensität nieder zuschreiben, muss man sehr tief drin stecken.
Gruß LaWe
(wenigstens habe ich inzwischen meine eltern angerufen.)