Guten Rutsch!
So ist das. Das Jahr endet im Altenheim. Zum ersten Mal werde ich allein mit 50 Altenheimbewohnern ins Neue Jahr rutschen. Ich hoffe nur, dass ich heute Nacht keine Notfälle habe.
2009 war für mich, was meine Arbeit im Altenheim angeht, mit einigem Übel besetzt. Ich fühle mich müde und auch einigermaßen frustriert in dieser Hinsicht. Es ist ein Kreuz mit der Arbeit - und passend dazu habe ich auch noch Kreuzschmerzen zum Jahresende bekommen. Die oft nicht leichtgewichtigen und immobilen Alten allein in den Betten hoch zu ziehen und zu lagern, bleibt nicht ohne Wirkung.
Und ich werde auch nicht jünger - mitsamt Rücken und Bewegungsapparat. Von meinem Herz und meinen Nerven ganz zu schweigen. Ich merke deutlich die physische und psychische Mehrbelastung, seit wir statt zu Zweit die Nächte alleine meistern müssen. Mir fehlt der Rückhalt des Kollegen (der Kollegin) sehr. Besonders im seelischen Sektor ist das Fehlen eines direkten Ansprechpartners in der Nacht viel nachhaltiger ein Defizit, als man vielleicht zu Anfang meinte. Alles muss man alleine stemmen, und es gibt niemanden, der einen moralisch oder tatkräftig etwas auffängt, wenn man mit einem Bewohner Schwierigkeiten hat, wenn es einem selbst mal nicht gut geht, oder wenn man in akuten Stress- und Notfallsituationen steckt. Natürlich werden wir, seitdem wir alleine den Nachtdienst leisten müssen, deswegen nicht besser bezahlt. Auch von einer Supervision dürfen wir nur träumen. Der Arbeitgeber machte bei einer Bewohnerzahl von 50 einfach einen Schnitt. Es wird gemacht, was gerade noch für die Heimaufsicht tolerierbar ist. Und Kritik wird von oben mit dem “Geld-Argument” platt gemacht, oder es werden subtil die Arbeitsplatzängste der Mitarbeiter ausgespielt. Die Starken sind in diesem Fall jene, die geschickt drum rum reden, schweigen oder sich bei den Vorgesetzten einschleimen.
Ich habe Rückenschmerzen. Zwanzig Jahre Altenpflege verschleißen … in jeglicher Hinsicht. Meine Erfahrung ist einen Scheiß wert. Niemand will Wahrheiten wissen, welche für das eigene Wohlbefinden unbequem oder unerträglich wären.
Mein Resumee: Ein ganzer Berufsstand wird von der Gesellschaft schon seit langem im Stich gelassen. Die Alten und Pflegebedürftigen werden zu ungeliebten und lästigen Objekten. Respekt und Menschlichkeit bleiben auf der Strecke. Es wird geheuchelt und totgeschwiegen.
Ähnlich wie die Soldaten in Afghanistan fühle ich mich als Altenpfleger “an der Front” von der Politik und den Verantwortlichen unverstanden und allein gelassen.
Verflucht noch mal! Ja, es ist Krieg! Und: Ja, es herrscht Pflegenotstand!
Ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins Neue Jahr - Gesundheit, Glück und Reichtum …
Alles geht voran!
Euer ewiger Nörgler und Schwerenöter
bon.
2009 war für mich, was meine Arbeit im Altenheim angeht, mit einigem Übel besetzt. Ich fühle mich müde und auch einigermaßen frustriert in dieser Hinsicht. Es ist ein Kreuz mit der Arbeit - und passend dazu habe ich auch noch Kreuzschmerzen zum Jahresende bekommen. Die oft nicht leichtgewichtigen und immobilen Alten allein in den Betten hoch zu ziehen und zu lagern, bleibt nicht ohne Wirkung.
Und ich werde auch nicht jünger - mitsamt Rücken und Bewegungsapparat. Von meinem Herz und meinen Nerven ganz zu schweigen. Ich merke deutlich die physische und psychische Mehrbelastung, seit wir statt zu Zweit die Nächte alleine meistern müssen. Mir fehlt der Rückhalt des Kollegen (der Kollegin) sehr. Besonders im seelischen Sektor ist das Fehlen eines direkten Ansprechpartners in der Nacht viel nachhaltiger ein Defizit, als man vielleicht zu Anfang meinte. Alles muss man alleine stemmen, und es gibt niemanden, der einen moralisch oder tatkräftig etwas auffängt, wenn man mit einem Bewohner Schwierigkeiten hat, wenn es einem selbst mal nicht gut geht, oder wenn man in akuten Stress- und Notfallsituationen steckt. Natürlich werden wir, seitdem wir alleine den Nachtdienst leisten müssen, deswegen nicht besser bezahlt. Auch von einer Supervision dürfen wir nur träumen. Der Arbeitgeber machte bei einer Bewohnerzahl von 50 einfach einen Schnitt. Es wird gemacht, was gerade noch für die Heimaufsicht tolerierbar ist. Und Kritik wird von oben mit dem “Geld-Argument” platt gemacht, oder es werden subtil die Arbeitsplatzängste der Mitarbeiter ausgespielt. Die Starken sind in diesem Fall jene, die geschickt drum rum reden, schweigen oder sich bei den Vorgesetzten einschleimen.
Ich habe Rückenschmerzen. Zwanzig Jahre Altenpflege verschleißen … in jeglicher Hinsicht. Meine Erfahrung ist einen Scheiß wert. Niemand will Wahrheiten wissen, welche für das eigene Wohlbefinden unbequem oder unerträglich wären.
Mein Resumee: Ein ganzer Berufsstand wird von der Gesellschaft schon seit langem im Stich gelassen. Die Alten und Pflegebedürftigen werden zu ungeliebten und lästigen Objekten. Respekt und Menschlichkeit bleiben auf der Strecke. Es wird geheuchelt und totgeschwiegen.
Ähnlich wie die Soldaten in Afghanistan fühle ich mich als Altenpfleger “an der Front” von der Politik und den Verantwortlichen unverstanden und allein gelassen.
Verflucht noch mal! Ja, es ist Krieg! Und: Ja, es herrscht Pflegenotstand!
Ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins Neue Jahr - Gesundheit, Glück und Reichtum …
Alles geht voran!
Euer ewiger Nörgler und Schwerenöter
bon.
bonanzaMARGOT
- 31. Dez. 09, 17:29
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache
Formelwesen ohne Aussicht auf Gleicht ?
ja...diese Gesellschaftsform reduziert das Leben auf mathematische Formeln und und ein Term, der, wenn er sich nicht rechnen läßt, passend gemacht oder ausgeklammert wird, wenn es sein muß.
Die fetten Jahre sind schon lange vorbei, denn neue Märkte für wirtschaftlichen Aufschwung gibt es nicht mehr, doch der Rhythmus von Konjuntur, Krise und Krieg wird bleiben. Sie ist die stetig unberechenbare Größe in der mathematischen Fromel des gesellschaftlichen Lebens, die nicht eliminiert werden jann und die austauschbare Variable in den Formel i st der Mensch. Er ist austauschbar, läßt sich beliebig verkleinern und oder wird ganz einfach subtrahiert.
Wer es mit 50 Jahren nicht auf die andere Seite der Fomel, also hinter dem Gleichheitszeichen, gebracht hat, bleibt für den Rest seines Lebens die varibale Größe in dieser Gesellschaft bleiben.
Ich kann trotzdem nicht sagen, ob es mir im Sozialismus oder i m Kapitalismus mental besser ging. Nur eins weiß ich genau, ich hab mir von dieser Gesellschaftsform nicht so viel erhofft, wie vielleicht andere Menschen.
AberiIch hoffe, du bist ohne Probleme über die Nacht gekommen und mit den alten und pflegebedürftigen Menschen ins neue Jahrzehnt gekommen.
Gruß LaWe
die nacht verlief für eine silvesternacht ansonsten recht ruhig.
heute noch einmal antreten ...
ja, lawe, ich weiß schon, welch winde durch unsere gesellschaft wehen. mich stören nicht mal unbedingt die rauen, mich stören die stinkenden mehr, wenn nach außen hin die dinge besser geredet werden, als sie sind. und wenn man bedenken anmeldet, gerät man schnell ins abseits - denn, wie gesagt, das will niemand wirklich hören.
Gefühlskälte
das ist ja traurig und hat ebenso etwas entgültiges, wie das Jahr, das grade vergangen ist.
Ich glaube, das der rauhe Wind in der Gesellschaft schon längst vom eisigen abgelöst wurde. Das Leben hat heut nicht mehr die Quältität, wie es vor ein paar Jahren noch hatte. Das bringt vielleicht auch die Gefühlskälte mit sich, die in der Arbeitswelt herrscht.
Manchmal frage ich mich, ob die Amok laufende Jugend den Grad der gesellschaftlichen Kälte anzeigt.
Wer heut ohne Killerinstinkt in der Geesellschaft wirtschaftlich was ausrichten will, hat schon mal ganz schlechte Karten, denn ohne Ellenbogen geht nichts. Und wer an einem entscheidenden Posten in der Wirtschaft sitzt, kann sich die Schwäche des Mitgefühls nicht leisten.
Es gibt jedoch schon gesichtertes Wissen, dass die Zusammenarbeit von oben und unten in der Wirtschaft möglich ist und so größeren Erfolgen führen kann. Für den deutschen Geist leider zu absurg, genau wie die Erkenntnis, dass der Büroarbeiter besser und fehlerfreier arbeiten kann, wenn er ein kleines Mittagsschläfchen macht.
Es gibt noch viele andere absurde Dinge in unserer Gesellschaft, wie im Altenheim, in dem nur 1. Person die Nacht über den "Laden" betreut. Da kann ich auch nur den Kopf schütteln und darauf hoffen, dass mich schon der dem köroerlichen oder geistigen Verfall der Schlag trifft.
Gruß LaWe
und sie beuten auch einander aus.
die "starken" beuten die schwachen aus - aber weil man um sein ansehen fürchtet, kleidet man das ganze in schöne floskeln und entschuldigt es mit wirtschaftlicher notwendigkeit.
Wenn ich Arbeiter, die Morgens bis Abends schuften müssen -und dazu zähl ich dich und mich auch- FDP wählen sehe, dann kommts mir hoch. Das ist als ob man ein Säbel nimmt und damit die eigenen Beine attckiert.
chinaski
würde die mehrheit der menschen nach wirklichen notwendigkeiten wählen, dürfte es die jetzige regierung nicht geben.
aber leider ist es so: "der vogel singt auch noch im rachen von der katz`" - (aus einem schwoißfuaß song).