Was ist Weihnachten?
Was ist Weihnachten? Ein Brauchtum? Ein riesiger, verlauster Markt gegenseitigen Schenkens von lauter Zeug, das wir nicht brauchen? Nur eine Gewohnheit? Und wir können nicht von ihr lassen, weil uns dann was fehlen würde, weil wir diese Lücke in unseren alljährlichen Gewohnheiten nicht ertragen könnten … Wurden wir zu Sklaven unserer Erwartungshaltung? Ist Weihnachten nichts anderes als eine Manie, über die wir uns jedes Jahr aufs Neue beklagen, aber sie nicht ablegen können? Brauchen wir Weihnachten, um einmal im Jahr eine Kirche von innen zu sehen und wieder und wieder das Weihnachtsmärchen erzählt zu bekommen? Oder brauchen wir Weihnachten, damit wir einmal im Jahr die ungeliebte Verwandtschaft besuchen oder von ihr besucht werden, und wir uns gegenseitig in die Arme fallen und froh sind, wenn sie wieder weg ist, um danach über sie zu lästern?
Aber vor allem ist Weihnachten ein großes Geschäft. Jahr für Jahr wird es zu einem größeren Geschäft. Schon deshalb kann man Weihnachten nicht einfach abschaffen. Die Kirche sagt, es sei ein Fest der Liebe. Ist es das? Gibt es an Weihnachten mehr Liebe? Und wo ist die zu finden? Und warum? Weil es im Kalender steht? Weil es ein Pfarrer predigt? Oder weil es sich eben gehört, weil alle Weihnachten feiern – weil unsere ausgetrockneten Gehirne von Kindheit an mit dem Schwachsinn geimpft wurden ...
Was ist Weihnachten mehr als eine Pfuhl-Grube des Materialismus, in der wir uns nach Herzenslust suhlen? Den Gestank riechen wir nicht mehr. Wir riechen ihn nicht mehr wie die Abgase unserer geliebten Wohlstandskarossen. Ebenso wie eine Mutter ihr hässliches Kind schön findet, so freuen wir uns Jahr für Jahr auf Weihnachten. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Also bringen wir es wieder hinter uns – Weihnachten 2013. Selbst standhafte Weihnachtsverweigerer wie ich kommen nicht ganz drumherum. Ich müsste ins Weihnachtsexil gehen - an einen Ort, wo Weihnachten nicht stattfindet. Ha ha! Da müssen Sie, lieber Leser, jetzt auch lachen, nicht wahr? Warum, das wissen Sie gar nicht genau … Ich weiß, dass Sie meinen Weihnachtsunmut nicht nachvollziehen können. Sie müssen mich recht verstehen, ich will niemandem das Weihnachtsfest wegnehmen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, wie man so schön sagt. Ich rede mir lediglich etwas von der Seele. Alle Jahre wieder – das kennen Sie doch? Ha ha!
Jetzt sagen Sie mir mal, was für Sie Weihnachten ist. Haben Sie keine Angst, dass ich Sie deswegen angehe. Mich faszinieren solche hartnäckigen Massenphänomene. Die Menschen scheinen dann nicht mehr autonom denken und entscheiden zu können. Was meinen Menschen, die das Jahr für Jahr mitmachen? Mich interessieren die wirklichen, ehrlichen Motive ... Nein, ich will mich nicht darüber lustig machen – dafür finde ich Weihnachten viel zu schrecklich. Glauben Sie mir!
bonanzaMARGOT
- 20. Dez. 13, 14:19
- Sonstiges zur Diskussion
Früher, als die Kinder klein waren, war es auch Zauber. Kerzen, Tannenzweige, die Wohnung geschmückt, Märchen vorgelesen, bei Tee und Kakao, Kekse backen und für die Oma schön einpacken und dann verschenken. Es wurde so früh dunkel draussen, man hat sich am Nachmittag schon daheim an den Tisch gesetzt und natürlich wurde in Schule und Kindergarten über Weihnachten geredet, es "gepriesen".
Aber früher, als meine Kinder noch klein waren, war es nicht so ein Kauffest wie heute. Es wird immer schlimmer und ekliger und dieses Konsumfest geht mir nur noch auf die Nerven. Kaufen, kaufen, fressen, fressen, und jedes Jahr wird das ultimative Weihnachtsfest gefeiert. Wie soll denn das überhaupt gehen und wie will man das jährlich steigern? Blödsinn.
Nichts desto trotz: Ich wünsche frohe Tage und wenn es nur deshalb ist, weil sie (evtl.?) arbeitsfrei sind.
und danke für die guten wünsche. ja, ich arbeite dieses jahr silvester und habe weihnachten frei. es ist mir ziemlich egal, ob ich silvester oder weihnachten arbeite - ich mag beide feste nicht.
meine abneigung gegen weihnachten begann schon in der kindheit. ich mochte einfach nicht dieses zwanghaft familiäre beisammensein. es war in meinen augen nicht echt. ich verstand nicht, warum. auch den religiösen hintergrund verstand ich nicht. natürlich freuten wir kinder uns auf die geschenke. das war die hauptsache. und einige jahre war weihnachten auch deshalb angenehm für mich, weil meine mutter stark depressiv war, und das fest übertünchte das etwas.
in der pubertät befreite ich mich dann endgültig vom weihnachtszwang. und von anderen zwängen. und da ich nie selbst eine familie gründete, kamen diese gesellschaftlichen pflichten (so nenne ich es mal) auch nicht wieder.
den überbordenden konsum in unserer modernen, westlichen industriegesellschaft finde ich nicht nur an weihnachten zum kotzen - aber an weihnachten fällt es mir immer besonders auf.