Der Fänger im Roggen (219/220)
Holden unterhält sich mit seiner kleinen Schwester Phoebe über seinen Schulrausschmiss, und was er nun vorhat:
...
Ich bin mir nicht sicher, ob die gute Phoebe wusste, wovon ich überhaupt redete. Schließlich ist sie bloß ein kleines Kind und so. Aber wenigstens hörte sie mir zu. Wenn jemand wenigstens zuhört, ist es schon mal nicht schlecht.
"Daddy bringt dich um. Er bringt dich um", sagte sie. Aber ich hörte nicht zu. Ich dachte an etwas anderes - etwas Verrücktes. "Weißt du, was ich gern tun würde? Also, wenn ich die verfluchte Wahl hätte?"
"Was? Hör auf zu fluchen."
"Du kennst doch das Lied >Wenn einer einen fängt, der durch den Roggen kommt<. Ich würde gern ..."
"Das heißt >Wenn einer einen trifft, der durch den Roggen kommt<", sagte die gute Phoebe. "Das ist ein Gedicht. Von Robert Burns."
"Ich weiß, dass es ein Gedicht von Robert Burns ist."
Aber sie hatte Recht. Es heißt tatsächlich >Wenn einer einen trifft, der durch den Roggen kommt<. Aber das wußte ich da nicht.
"Ich dachte, es heißt >Wenn einer einen fängt<", sagte ich. "Jedenfalls stelle ich mir dabei immer lauter kleine Kinder vor, die in einem großen Roggenfeld spielen und so. Tausende von kleinen Kindern, und niemand ist da - also, kein Großer -, nur ich. Und ich stehe am Rand eines verrückten Abgrunds. Und da muß ich alle fangen, bevor sie in den Abgrund fallen - also, wenn sie rennen und nicht aufpassen, wo sie hinlaufen, dann muss ich irgendwo rauskommen und sie fangen. Und das würde ich den ganzen Tag lang machen. Ich wär einfach der Fänger im Roggen und so. Ich weiß, es ist verrückt, aber das ist das Einzige, das ich richtig gern wäre. Ich weiß, es ist verrückt."
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bonanzaMARGOT
- 22. Okt. 11, 09:03
- Was ich lese