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"Mutter"

Heute nahm ich mir vor, dass ich etwas über Frauen schreibe. Das Thema ist schwierig, heiß und beinahe undurchdringlich. Am Besten fange ich vorne an. Ganz vorne war meine Mutter. Sie war die erste Liebe meines Lebens. Aber natürlich! Etwas anderes gibt es nämlich nicht. Bei den Affen ist das sicher nicht anders.
Noch bevor ich in die Schule kam und der Schriftsprache mächtig war, schrieb ich ihr unleserliche Liebesbriefe, während sie am Herd stand und das Essen zubereitete. Es war zwar nur Gekritzel, aber an ihrem Lächeln konnte ich ablesen, dass sie den Inhalt sehr gut verstand.
Nun gut. Das Leben ging weiter. Meine Mutter wurde immer mehr nur Mutter und weniger Geliebte. Anfangs wollte ich sie noch heiraten; aber dann entschied ich (ich war damals Sechs), dass ich besser nie heiraten wollte.
Mein Vater war übrigens nicht selten eifersüchtig, wenn meine Mutter und ich vorm Fernseher schmusten. Er grunzte dann unwillig in seinem Sessel, schlief aber sowieso bald ein. Man muß ihm zugute halten, dass er am Tage hart arbeitete, um die Familie zu ernähren.
Als ich 12 war, empfand ich das erste Mal ein erotisches Interesse am anderen Geschlecht, ohne zu wissen, was Erotik eigentlich bedeutet. Das war der Zeitpunkt, als ich anfing mich zu schämen, wenn ich mit meiner Mutter zusammen in der Stadt beim Einkaufen gesehen wurde. Und als dann eines Tages meine Mutter aus einer vierwöchigen Kur heimkehrte, war meine Verwandlung vom Kind zum Teenager abgeschlossen: Ich umarmte sie nur noch unwillig, und Händchenhalten war schon gar nicht mehr drin.

Es sollten aber noch gut zwei Jahre ins Land gehen, bis ich Martina kennenlernte ...
(Doch davon nächstes Mal.)
AmarettazuBlaue - 12. Okt. 07, 20:53

Mutter/Sohn

ist ja witzig, gerade hab ich dir einen passenden Kommentar dazu auf deinen Eintrag auf meiner Seite geschrieben, ohne dass ich hier vorher gelesen habe!
Mutter und Sohn, mein Bruder wiech meiner Mutter auch jahrelang nicht von der Seite :)

bonanzaMARGOT - 13. Okt. 07, 16:43

Ein Mamakind wollte ich nie sein,

darum war es selbstverständlich, dass ich vom ersten Schultag an alleine in die Schule ging, während etliche Kinder von ihren Müttern gebracht wurden.

Ich war eben ihr Bübchen, und ich würde sagen, uns verband eine Seelen- und Zweckverwandtschaft. Mein Bruder und mein Vater sind eher rationale Geister, die ihre Gefühle nicht offen leben.

Nach der kindlichen Abnabelung distanzierte ich mich von meiner Mutter. Auch eine lange und schwere Krankheitsgeschichte meiner Mutter führte dazu, dass sich ein ähnlich starkes und inniges Verhältnis zu ihr im Erwachsenenalter nicht mehr herstellte; aber doch liebe ich sie sehr!

Gruß
F.

(PS: Das Ganze ist natürlich viel verzwickter und läßt sich in Worten nur umreißen.)
virago - 13. Okt. 07, 17:55

Allein in die Schule

"darum war es selbstverständlich, dass ich vom ersten Schultag an alleine in die Schule ging"

Das brachte mich jetzt unwillkürlich zum Lachen. Es erinnerte mich nämlich daran, dass meine Mutter mich fast ein Jahr lang nicht allein zur Schule gehen ließ. Als ich zum ersten Mal allein heimgehen durfte, war ich ganz schön sauer sehr erstaunt*), als ich sie dabei ertappte, wie sie mir heimlich folgte und sich immer in Hauseingängen versteckte. Sie hatte Angst, ich könnte verloren gehen, weil ich doch eine solche "Traumsuse" war.

Entschuldige, hat natürlich nichts mit "Mutter/Sohn" zu tun, fiel mir nur gerade ein.

Ich war übrigens ein Papa-Kind. Mädchen dürfen das glücklicherweise sein, es ist keine "Schande".


*) Korrektur: Eben fiel mir ein: Sauer wäre ich heute. Mit sechseinhalb Jahren fand ich dran nichts auszusetzen, es war bloß seltsam.
bonanzaMARGOT - 13. Okt. 07, 18:21

Meine Mutter

machte sich bestimmt höllisch Sorgen. Ich weiß nicht, ob sie mir vielleicht auch die ersten Male hinterherlief. Für den kleinen Kerl (ich war erst fünf) war es eine Frage der Ehre, dass er den Schulweg alleine meisterte. Damals war noch nicht so viel Verkehr. Wir lebten in einer kleinen Stadt.

Gruß
F.
Aurisa - 13. Okt. 07, 18:27

Hm, jetzt wo ihr das Thema hier anschneidet...
Ist das üblich, daß (Grundschul-)kinder zur Schule gebracht werden...?
Ich weiss, das ist eine blöde Frage... aber ich frage, weil ich mich nicht erinnern kann, daß ich jemals zur Schule gebracht worden bin (und abgeholt worden schon gar nicht...).
Ziemlich... seltsam... fand ich es aber auch als Kind schon, daß auch viele der 'großen' Schüler, also diejenigen, die die Grundschule schon hinter sich hatten, von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht wurden... und das wo in unserem Örtchen niemand weiter weg von dieser Schule wohnt(e) als ich... und das sind gerade mal 1 1/2 Kilometer...
Da wundert es einen nicht mehr, wenn die Kinder dick, krank und unsportlich werden...
Andererseits staune ich heute immer wieder, daß WIE weit viele Kinder mit dem Zug zur Schule fahren... sogar schon die ganz kleinen!
Bei den größeren die zu irgendeiner speziellen weiterführenden Schule wollen kann ich das ja noch verstehen... aber warum um alles in der Welt werden GRUNDSCHÜLER derartig 'kinderlandverschickt'...?
Ähm... sorry... ich fürchte jetzt bin ich doch ziemlich vom eigentlichen Thema abgekommen ;)...
Viele Grüße
Aurisa
bonanzaMARGOT - 13. Okt. 07, 18:54

Ne, ne, Aurisa

das Blog verpflichtet niemandem am sogenannten Thema zu bleiben. Ich schreibe, um etwas anzustoßen, nicht um die Richtung zwingend vorzugeben.

Ich weiß nicht, wie der Schulweg heute von den Schülern gemeistert wird. Überfüllte Schulbusse sehe ich noch häufig. Und auch die Trauben fahrradfahrender Schüler, welche die Autofahrer aufregen, gibt`s noch. Bestimmt werden heute mehr Kinder zur Schule kutschiert als früher. (In meiner Kindheit hatten die allermeisten Eltern nur ein Auto, und mit dem war Papa bei der Arbeit.) Ob aus Elternsicht die Sorge bei der Kinderbeförderung im Vordergrund steht, oder ob sie mehr dem Drängen ihrer Kids nachgeben, mag ich nicht beurteilen. Das dürfte verschieden sein. Aus Kindersicht ist das Vorfahren durch die Eltern bestimmt oft Angeberei und Bequemlichkeit.
Ich weiß noch, dass der Schulweg (ca. 1km) für mich häufig eine erlebnisreiche Sache war, vorallem wenn wir ihn zu zweit oder zu mehreren gingen.

Gruß
F.

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