Es ist klar, dass das Pflegepersonal überfordert ist. Letztlich scheint es mir oft, als sei unsere Gesellschaft als Ganzes überfordert. Der medizinische Fortschritt lässt Menschen älter werden, als sie jemals wurden, gleichzeitig leiden viele von uns früher an Zivilisationskrankheiten, als das jemals der Fall war.
Immer wieder muss ich bei solchen Themen an meine Mutter denken, die mit knapp 58 pflegebedürftig wurde und angeblich "zu jung" war, um in ein Pflegeheim aufgenommen zu werden. Die Heimpflege war auch keine gute Alternative. Anfangs kam einmal täglich eine Heimhilfe. Als sie kurz nach einem Spitalsaufenthalt erneut (und für die behandelnden Ärzte meiner Ansicht nach absehbar) vollständig bettlägerig wurde, mussten meine Schwester und ich tagelang darum kämpfen, dass endlich dreimal täglich jemand kam. Dreimal täglich für eine Person, die mit mühe in der Lage war, sich im Bett aufzurichten, von Aufstehen keine Rede, denn sie hatte Bauchwassersucht. Sie war ein abgemagertes, entkräftetes Geschöpf mit einem riesengroßen Bauch. Das ist behandelbar (z.B. durch regelmäßiges Punktieren des Bauchraums), aber scheinbar betrachtet die Krankenkasse unheilbare Pflegefälle als unrentabel. Einschläfern wäre humaner gewesen.
Ich habe das Wiederkäuen des Themas satt. Die Probleme sind seit Jahrzehnten bekannt und werden ab und zu diskutiert. Jetzt mal wieder. Und warum? Weil es um`s Geld geht. Dabei geht es schon immer um die Ethik, die sich eine Gesellschaft/Zivilisation gegenüber ihren schwächsten Mitgliedern leisten kann oder will.
Wir machen uns alle der Heuchelei schuldig.
Ehrlich wäre zu sagen: Wir wollen es nicht anders und sind nicht bereit, mehr für unsere (wie auch immer) benachteiligten Mitmenschen auszugeben - wichtiger sind uns die Finanzierung unserer PS-starken Autos, unseres Schnickschnacks, welchen wir, wohlstandsverwöhnt, wie wir sind, nicht aufgeben wollen.
Stattdessen kacken wir den schwächsten noch in die Schuhe, indem wir sie psychisch/moralisch ausgrenzen und sagen: Du bist selbst schuld, dass es mit dir so kam; du bist selbst schuld, dass du blöd bist; du bist selbst schuld ..., also sehe zu, was aus dir wird. Indirekt sagen wir ihnen dabei, dass sie uns zur Last fallen - und das spüren die Ausgegrenzten noch sehr gut.
Ich bin dagegen, dass alte, reiche Säcke Zucker in den Arsch geblasen bekommen, während ich mich in der Realität für die Betreuung der vom Leben benachteiligten förmlich auseinanderreißen müsste!
Deutschland nennt sich einen Sozialstaat. Ich sehe ihn nicht. Wir sind ein reiches Land. Wir haben Geld für Straßen, Autobahnen, Denkmäler und Parlamente, Eurofighter und Soldaten im Kongo und in Afghanistan.
Wo ist der Politiker, der die Alten- und Pflegeheime besucht? Und ich meine nicht die schleimscheißerigen Besuche, wo werbewirksam die Heuchelei auf die Spitze getrieben wird!
Ich kotze!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Tschuldige, Virago. Das Schicksal deiner Mutter tut mir leid. In Österreich dürfte das Lügengebäude kein anderes sein.
Traurige Geschichte, das.
Immer wieder muss ich bei solchen Themen an meine Mutter denken, die mit knapp 58 pflegebedürftig wurde und angeblich "zu jung" war, um in ein Pflegeheim aufgenommen zu werden. Die Heimpflege war auch keine gute Alternative. Anfangs kam einmal täglich eine Heimhilfe. Als sie kurz nach einem Spitalsaufenthalt erneut (und für die behandelnden Ärzte meiner Ansicht nach absehbar) vollständig bettlägerig wurde, mussten meine Schwester und ich tagelang darum kämpfen, dass endlich dreimal täglich jemand kam. Dreimal täglich für eine Person, die mit mühe in der Lage war, sich im Bett aufzurichten, von Aufstehen keine Rede, denn sie hatte Bauchwassersucht. Sie war ein abgemagertes, entkräftetes Geschöpf mit einem riesengroßen Bauch. Das ist behandelbar (z.B. durch regelmäßiges Punktieren des Bauchraums), aber scheinbar betrachtet die Krankenkasse unheilbare Pflegefälle als unrentabel. Einschläfern wäre humaner gewesen.
Virago
Wir machen uns alle der Heuchelei schuldig.
Ehrlich wäre zu sagen: Wir wollen es nicht anders und sind nicht bereit, mehr für unsere (wie auch immer) benachteiligten Mitmenschen auszugeben - wichtiger sind uns die Finanzierung unserer PS-starken Autos, unseres Schnickschnacks, welchen wir, wohlstandsverwöhnt, wie wir sind, nicht aufgeben wollen.
Stattdessen kacken wir den schwächsten noch in die Schuhe, indem wir sie psychisch/moralisch ausgrenzen und sagen: Du bist selbst schuld, dass es mit dir so kam; du bist selbst schuld, dass du blöd bist; du bist selbst schuld ..., also sehe zu, was aus dir wird. Indirekt sagen wir ihnen dabei, dass sie uns zur Last fallen - und das spüren die Ausgegrenzten noch sehr gut.
Ich bin dagegen, dass alte, reiche Säcke Zucker in den Arsch geblasen bekommen, während ich mich in der Realität für die Betreuung der vom Leben benachteiligten förmlich auseinanderreißen müsste!
Deutschland nennt sich einen Sozialstaat. Ich sehe ihn nicht. Wir sind ein reiches Land. Wir haben Geld für Straßen, Autobahnen, Denkmäler und Parlamente, Eurofighter und Soldaten im Kongo und in Afghanistan.
Wo ist der Politiker, der die Alten- und Pflegeheime besucht? Und ich meine nicht die schleimscheißerigen Besuche, wo werbewirksam die Heuchelei auf die Spitze getrieben wird!
Ich kotze!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Tschuldige, Virago. Das Schicksal deiner Mutter tut mir leid. In Österreich dürfte das Lügengebäude kein anderes sein.
Gruß
F.