...
ein mensch ist gestorben
pearl jam dreht sich um die eigene achse
die toten waren mir lieber
als die lebenden
nachdem ich ein frisches weißes laken
über sie gelegt hatte
ich konnte mich nicht sattsehen
und ich streichelte zum abschied
noch einmal den arm, das gesicht des toten
und ich sagte: „roman, du warst ein lieber
kerl ...“
er hatte sich an den bettgalgen geklammert
ich hielt ihn wohl noch ein dutzend mal im
arm
das leben pochte durch die zimmertüre
die angst war weg
aber wir wollten seinen offenen mund
zukriegen –
indem wir handtücher unter sein kinn
und unter seinen hinterkopf
postierten
als ich eine binde um seinen kopf wickelte
verzerrte sich sein gesicht zur grimasse
ne, das hat keinen sinn, sagten wir
doch schließlich sah er richtig gut aus
das kunstwerk eines friedlich
eingeschlafenen
morgen wird sein zimmer frisch gestrichen
die nächsten kommen zum sterben
er hatte einfach aufgehört zu atmen
mittendrin
die zimmertüre stand offen
mir war es zuerst aufgefallen
ich hörte ihn nicht mehr atmen
ein blick genügte
wir waren gerade auf dem rundgang
beim windelwechseln
ich machte weiter, als wäre nichts geschehen
was ist auch geschehen?
ein mensch ist gestorben
kein zweifel
nie wieder werde ich in seine augen schauen
nie wieder seine haut berühren
eine biographie geht über in den
äther
des vergessens
(boMA, 30.04.03)
bonanzaMARGOT
- 14. Sep. 07, 12:51
- boMAs Gedichte und Texte